Im Auenheimer Freibad heißt es nun: "Abstand halten" – das sah vergangenes Jahr noch anders aus. Archivfoto: Armbruster Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Unruhen von 2019 spielen laut Stadt keine Rolle / Haushaltsloch und veraltete Technik sind Gründe

Die Unruhen in den zwei Kehler Freibädern vor rund einem Jahr haben bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. In der aktuellen Saison macht nun eines der beiden gar nicht erst auf – mit dem Wirbel vom vergangenen Jahr hat das aber nichts zu tun.

Kehl. Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen kommen gerade rechtzeitig für die Badesaison: Unter bestimmten Auflagen, dürfen Freibäder öffnen. Vielerorts laufen deswegen die Vorbereitungen auf Hochtouren, so zum Beispiel im Freibad in der Kehler Teilgemeinde Auenheim. Doch das Bad in der Kernstadt bleibt dieses Jahr geschlossen, teilte die Stadt mit. Warum, blieb erst unklar.

Zur Erinnerung: Vor rund einem Jahr mussten beide Kehler Freibäder mehrfach geräumt werden. Meist jugendliche Besucher hatten dort Radau gemacht – viele davon kamen aus Frankreich. Kehls OB Toni Vetrano hatte sogar die Unterstützung von sowohl der Landespolizei als auch der französischen Polizei eingefordert (wir berichteten).

Spielen also diese Unruhen in die Entscheidung hinein? "Nein", antwortet Kehls Pressesprecherin Annette Lipowsky auf Nachfrage unserer Zeitung. Die wirklichen Gründe sind vielfältig, unter anderem lohne es sich wegen der corona-bedingten Verzögerung nicht. Denn: "Es dauert vier bis sechs Wochen, das Kehler Freibad für die Saison vorzubereiten, was daran liegt, dass das Bad sehr in die Jahre gekommen ist", erklärt Lipowsky weiter. "Wenn Sie die Zeit für die Vorbereitung der Öffnung des Bades rechnen, wäre die verbleibende Saison sehr kurz und stünde – bei auch noch sehr beschränkten Besucherzahlen – in keinem Verhältnis zum Aufwand."

Die Auflagen erfordern zudem einen hohen Personaleinsatz: "Wir werden für ein Bad aufgrund der Hygieneauflagen voraussichtlich das komplette Personal benötigen", sagt Lipowsky. Zudem werde man wohl wieder Sicherheitspersonal brauchen – alleine schon um die Besucher auf Abstand zueinander zu halten. Auch das 11-Millionen-Euro-Loch, das die Corona-Krise in die Kehler Kasse gerissen hat, sei ein Grund, nur eines der Bäder zu öffnen.

Bleibt eines der beiden Bäder zu, tut sich mit Blick auf den Besucheransturm vom vergangenen Jahr ein neues Problem auf: "Die Zahl der Badegäste wird eng begrenzt sein, deshalb wollen wir die Freibadkasse nicht öffnen." Wer in Auenheim ins Wasser will, muss nun zuvor im Internet ein Ticket buchen. "Damit ist klar: Wer sein Ticket nicht online gekauft – also auch bezahlt – hat, kann nicht ins Bad", erläutert Lipowsky.

Wenn Kehl die Kapazitäten so drastisch drosselt, könnten sich die Besucher aus Frankreich natürlich auf andere Bäder der Region verteilen. So zum Beispiel auf das ohnehin bei unseren Nachbarn beliebte Terrassenbad in Lahr. Die Anfrage, ob die Stadt mit einem erhöhten Besucherstrom aus Frankreich rechnet und wie sie gegebenenfalls damit umgehen wird, blieb bis Redaktionsschluss leider unbeantwortet.

Für Kehls Sprecherin steht so oder so fest: "Aufgrund der Corona-Auflagen wird das Freibad-Erlebnis nicht mit dem zu vergleichen sein, was die Menschen aus den Vorjahren kennen und vermutlich erwarten. Den schönen lockeren Familienbadetag wird es aufgrund der strengen Regeln so leider in diesem Jahr nicht geben können", schließt Lipowsky.

Als Reaktion auf den Krawall im Auenheimer Freibad, wurden dort im Juni 2019 lange Badehosen verboten. Wer keine Alternative dabei hatte, musste wieder gehen. So wollte man potenzielle Störenfriede direkt am Eingang aussortieren, erklärte der Badleiter damals unserer Zeitung.