Das Projektteam freut sich gemeinsam mit den neuen Energiespar-Helfern für die Bürger in Kehl über den erfolgreichen Abschluss des Workshops. Foto: Neumann Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Kreisweit einzigartiges Projekt in Kehl / Menschen mit Migrationshintergrund werden zu Helfern

Kehl - Sie sprechen Bulgarisch, Persisch, Arabisch, Französisch oder Türkisch und wollen ihren Mitbürgern ohne sprachliche oder kulturelle Barrieren beim Energiesparen helfen: Die Stadt Kehl hat Energiesparhelfer ausgebildet.

Energiesparen ist keine Frage der kulturellen Herkunft, sondern ein wichtiger Baustein. Ein optimierter Verbrauch kommt allen zugute, und es ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Dem trägt die Stadt Kehl nun Rechnung. Sie hat vor wenigen Tagen zehn Bürger zu Kehlerinnen und Kehler sind an zwei Workshop-Tagen zu zertifizierten Energiespar-Helfern ausgebildet. Das Besondere: Die zehn Helfer sprechen nicht nur Deutsch, sondern haben einen Migrationshintergrund. Das ermöglicht ihnen eine sehr persönliche Ansprache der Menschen in ihrer Umgebung.

Kehl ist damit in der Ortenau Vorreiter. Vergleichbare Angebote gebe es allerdings in anderen Kommunen des Landes, so Felix Neumann von der Integrationsagentur Wiki der Diakonie in Kehl.

Einfache Tipps und Hintergrundwissen

Als Energiespar-Helfer sind sie direkte Ansprechpartner des städtischen Informations- und Beratungsnetzwerks, an das sich private Haushalte mit Migrationshintergrund wenden können. Im Fokus der Beratungen stehen Themen wie der sparsame Umgang mit Wasser und Strom sowie Mülltrennung und -vermeidung. Getragen wird das Projekt von der Stadt in Kooperation mit der Integrationsagentur des Diakonischen Werkes Ortenau in Kehl, heißt es in einer Pressemitteilung.

"Wir könnten in Deutschland drei große Stromkraftwerke abschalten, wenn wir alle unsere Geräte ausschalten würden, statt sie auf Stand-by zu lassen", betonte Referent Karsten Moeller vom PVD Zweckbetrieb Offenburg. Er zeigte den Teilnehmern, mit welch einfachen Tricks sich im Haushalt Geld sparen lässt: "Fenster nicht auf Kipp stellen, sondern lieber fünf Minuten lüften, LED-Lampen verwenden oder das Gefrierfach abtauen", zählte er beispielsweise auf und betonte, dass auch ein heller Bildschirm viel Energie benötige und die richtigen Einstellungen den Geldbeutel schonten.

Neben diesem konkreten Wissen bekamen die Schulungsteilnehmer vom Projektteam bestehend aus der städtischen Klimaschutzmanagerin Lea Unterreiner, der städtischen Integrationsbeauftragten Robyn Tropf und Felix Neumann, auch methodische Ansätze der Beratung und Netzwerk-Tipps vermittelt. So hätten sie gelernt, worauf bei Besuchen in Privatwohnungen zu achten ist, an welche Stellen weiter verwiesen werden kann und wie die Beratungen Eindruck hinterlassen.

"Uns ist aufgefallen, dass finanzielle Schwierigkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund unter anderem auch durch ihren Energieverbrauch und ihre Nebenkostenabrechnungen verursacht werden", erläutert dazu Tropf. Zudem komme es vor allem in Häusern mit mehreren Mietwohnungen wegen eines hohen Energieverbrauchs unter den Nachbarn häufig zu Streit. Denn werden Räume falsch beheizt, verursache das auch in den angrenzenden Wohnungen höhere Heizkosten.

"Viele Migranten wissen einfach nicht, dass es schnell teuer wird, wenn beispielsweise dauerhaft das Licht brennt oder falsch geheizt wird", bestätigt Unterreiner. Wie teure Strom- und Wasserabrechnungen zustande kommen, sei gerade für diejenigen schwer zu verstehen, die Deutsch erst seit kurzem lernen und die hohen Energiepreise in Deutschland nicht gewohnt sind.

Info: Kostenfrei und international

Die Kehler Energiespar-Helfer kommen auf Anfrage kostenfrei zu Beratungen in die Haushalte – in Kehl und seinen Stadtteilen – und stellen sich zudem an sozialen Treffpunkten, in Sprachkursen, den Vereinen oder Moscheen vor, um zu informieren und bekannter zu werden. Informationen zu dem Projekt gibt es unter anderem bei Felix Neumann vom Jugendmigrationsdienst der Diakonie in Kehl (E-Mail: felix.neumann@diakonie.ekiba.de)