Mit Wortwitz und Klavier konnte Matthias Ningel die Besucher im Kulturkeller überzeugen Foto: Decoux

Der Liedmacher und Humorist Matthias Ningel hat unter dem Motto „Widerspruchsreif“ Besucher im Ettenheimer Kulturkeller unterhalten. In seinem Kabarett ging es dabei um die Frage: „Wo ist es gruseliger: innerhalb oder außerhalb der Geisterbahn?“

Seine Lieder am Klavier schreibt und spielt Matthias Ningel selbst – mal bissig, mal fröhlich, mal lästernd. Das zeigte der gebürtige rheinländische Eifler gleich zum Einstieg im Kulturkeller und behauptete mit einem Chanson: „Ich bin normal“. Denn: Er fliegt umweltbewusst „korrekt wie alle“ auf Kontinente dieser Erde. Sein hintergründiges Fazit: „Ich bin die Regel, die sich für die Ausnahme hält.“ Zum Thema Widersprüche stellt Ningel fest, dass Müllentsorgung ein großes Abenteuer sei, samt Erkenntnis, dass alle Tiere dieser Welt verwandt seien.

Lyrisch lobt der 35-Jährige die Geschichte der Natur – besonders das Frühjahr, wenn „alle Felder stinken“. Ningel zeigt sich bis zur zarten Poesie sprachlich sehr kreativ. Denn die Poesie habe die Macht, widersprüchlich zu sein, etwa mit der Aufforderung: „Bleib so, wie du bist.“ Das bedeute eigentlich: „Ändere dich mal.“

Wortfiligran ausgeschmückt wird auch ein musikalischer Besuch im „Sex-Fitnesstudio“ mit Jogginganzug zur Besichtigung eines gestählter Körper in einem Panoptikum. Lateinisches „Mens sana in corpore sano“ bedeute wohl, dass ein klarer Geist insbesondere einen flachen Bauch bräuchte. Ningels Fazit: Eine Stunde Bauch, Beine, Po – im Leben nicht nächste Woche noch mal.

Ein Lied über „Yoga-Pipapo“, wie es auch Reinhard Mey hätte spielen können, begeisterte die Zuschauer. Hinreißend auch Ningels „Beatboxing“. Das sind stimmliche Schlagzeug-Imitationen, etwa mit einem „B“ zur Basstrommel, geschnalztem „P“ oder gezischtem „T“ für das Becken. Das hat natürlich Auswirkungen auf den dazu mit gesungenen skurrilen Text, etwa mit „Bettpfosten-Betty“, die ihre Bluse aufknöpft.

Seine Leidenschaft für Fahrgeschäfte vermittelte Ningel mit einer grauenhaften Geisterbahnfahrt – allerdings eher mit nachträglichem Gruseln über die Welt draußen. Und was macht einen Schlager aus? Neben Reimen mit Herz und Schmerz natürlich ein Name. In diesem Fall: Ilona – „du bist klüger noch als Mona“.

Über Künstliche Intelligenz und eine Kreuzfahrt mit Jonny Depp

Freigang? „Ich sehne mich immer da hin, wo ich gerade nicht bin,“ so Ningel. Etwa in einen Wald samt Jäger, zu dem das Publikum manche Naturgeräusche beisteuerte.

Auch Künstliche Intelligenz durfte bei Ningels nicht fehlen. Sein Wunsch: „Mein Kühlschrank soll nur kühlen, ich kümmere mich um den Rest.“ Und auf dem Klo will er weiterhin alleine sein. „Der Scheiß kann mich mal – meine Toilette wurde soeben gehackt.“

Ningels Alptraum: Eine Karibik-Traumschifffahrt mit Johnny Depp samt aufgeklebtem Bart und tausenden Senioren, die sich wie Heuschrecken piratenmäßig mit Elektromobilen auf eine Insel ergießen.

Ebenso skurril: Faschisten und Foto-Fetischisten, die sich zur Polonaise samt Beethovens Neunter treffen. Ningels folgende Erfahrung: „Kant war riskant.“ Er kam um eine melancholische Zugabe nicht herum: Wenn Kinder flügge werden, wird es schwierig: „Junge, hast du noch einen Augenblick Zeit für mich?“

Nächste Vorführung

Als nächstes wird der Kulturkeller in der Winterschule am Samstag, 1. Juli, den Sänger Martin Glönckler präsentieren. Unter dem Motto „Aber bitte mit Udo“, steht der Schlagerstar Udo Jürgens im Mittelpunkt. Glönckler wird dazu zahlreiche Geschichten und Anekdoten über Jürgens erzählen und auch eher unbekanntere Songs spielen. Die Veranstaltung wird Open-Air unter freiem Himmel im Prinzengarten stattfinden. Weitere Informationen zu kommenden Terminen im Internet unter www.kkw-ettenheim.de.