Unter anderem Schmierereien an der Wand am Evangelischen Gemeindehaus: Vandalismus ist in Friesenheim immer wieder Thema. Die Jugend hat sich dem Thema nun angenommen und mögliche Präventionsmaßnahmen erarbeitet. Foto: Bohnert-Seidel

Die Vandalismusvorfälle häufen sich in Friesenheim. Dagegen will die Gemeinde – gemeinsam mit der Jugend – nun vorgehen. In der Ratssitzung am Montag wird es um Präventionsmaßnahmen gehen.

Friesenheim - Von zerstörten Fensterscheiben, Schmierereien, bis hin zu Zerstörungen an öffentlichen Plätzen – schon lange hat Friesenheim mit Vandalismus zu kämpfen. So hat sich das Jugendbüro dieses Problem im vergangenen Jahr zu einem Schwerpunktthema gemacht. In Sitzungen, auf einer Jugendclubhütte sowie in einem Jugendhearing mit Lehrkräften, Gemeinderäten und Polizei haben sich die Jugendlichen intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und Lösungs- und Handlungsvorschläge gesammelt. Dem Gemeinderat werden die Beratungsergebnisse am Montag, 16. Januar, ab 19 Uhr im Bürgersaal in Friesenheim vorgelegt und letztlich wird darüber beschlossen, was umgesetzt werden soll.

Treffmöglichkeiten: An sogenannten inoffiziellen Treffpunkten, zum Beispiel an der Sternenberghalle oder der Schule, kommt es immer wieder zu Konflikten. Es sollten daher mehr offizielle öffentliche Treffmöglichkeiten für sie geschaffen beziehungsweise bestehende Treffs aufgewertet werden. Der Ortschaftsrat Oberweier unterstützt eine Aufwertung des alten Festplatzes zwischen Oberweier und Heiligenzell. Angeregt wird, dass die Maßnahmen gemeinsam mit den Jugendlichen umgesetzt werden. Auf diese Weise soll die Identifikation mit dem Platz gestärkt und Vandalismus vorgebeugt werden.

Graffitiwände:In der Gemeinde gibt es bisher eine Wand beim alten Festplatz zwischen Oberweier und Heiligenzell, an der Graffitis legal angebracht werden können. Die Jugendlichen bemängeln, dass diese Graffitis in der Öffentlichkeit kaum zur Geltung kommen und wünschen sich einen zentraleren Ort dafür. Allerdings besteht beim Jugendclub keine Einigkeit darüber, ob das Aufstellen legaler Graffitiwände einen präventiven oder nicht sogar einen problemverstärkenden Effekt hat. Die Verwaltung soll daher Erfahrungswerte anderer Kommunen einholen.

Alkohol: Das Programm "Tom Lisa" ist ein zertifiziertes Präventionsprojekt. Aufgabe der Schüler ist es, eine Geburtstagsfeier zu organisieren und dabei die Vor- und Nachteile einer Feier mit und ohne Alkohol abzuwägen. Bereits 2019 wurde "Tom Lisa" als Pilotprojekt in einer achten Klasse der Realschule Werkrealschule Friesenheim angeboten. Das Jugendforum spricht sich dafür aus, das Präventionsprogramm weiterhin anzubieten. Das Jugendforum nimmt zur Kenntnis, dass die Verhängung von Alkoholverboten auf öffentlichen Plätzen in der Gemeinde nicht zur Debatte steht.

Präventionsfilm: In sozialen Medien lassen sich Jugendliche gut erreichen. Bei der Erarbeitung der Videoclips können den Jugendlichen Inhalte zur Vandalismusprävention nahegebracht werden. Außerdem stellt eine Videoproduktion ein interessantes Angebot zur Freizeitgestaltung dar. Im Jugendbüro können Jugendliche kleine Videoclips erstellen, die dann in sozialen Medien veröffentlicht werden.

Eltern: Die Realschule und Werkrealschule hat in der Vergangenheit Vandalismus schon oft zum Thema bei Elternabenden gemacht und wird dies auch weiterhin tun. Ein Fokus soll nach Meinung des Jugendforums auf dem wertschätzenden Umgang im öffentlichen Raum liegen. Auffällige Jugendliche sollen darüber hinaus mit ihren Eltern zu Gesprächen bestellt werden.

Überwachung und Kontrollen: Die Jugendlichen plädieren zwar für die Anbringung von Videokameras bei der Sternenberghalle und dem Bildungszentrum als abschreckende Maßnahme. Das Jugendforum nimmt jedoch zur Kenntnis, dass von einer Umsetzung aus rechtlichen Gründen abgesehen wird. Im Rahmen des Jugendhearings haben einige Jugendliche sich mehr Kontrollen gewünscht. Bereits jetzt werden anhand einer sogenannten Brennpunktliste öffentliche Plätze in Friesenheim von der Polizei punktuell kontrolliert. Ein bis zweimal pro Woche suchen Mitarbeiter des Jugendbüros die Jugendlichen in der Zeit von 18 bis 21 Uhr an ihren Treffpunkten auf – dies soll ausgebaut werden. Für sinnvoll befunden wird ein täglicher Einsatz zwischen 19 und 22 Uhr. Ob solch eine Stelle für die aufsuchende Jugendarbeit geschaffen werden soll, sei durch den Friesenheimer Gemeinderat zu entscheiden.

Finanzierung

Für die Aufwertung des Festplatzes in Oberweier sind im Haushaltsplan 2023 insgesamt 5000 Euro eingeplant. Die Kosten für eine Stelle mit 20 Wochenstunden im Bereich aufsuchende Jugendarbeit liegen bei rund 33 000 Euro pro Jahr. Eine Förderung werde beim Land beantragt. Sie beträgt maximal 5600 Euro pro Jahr.