Die Geschäftsführer Wolfgang Palm (links) und Andreas Jung freuen sich über das 100-jährige Bestehen von Nestler Wellpappe. Foto: Spinner

Bei seinem Jubiläumstag bot das Lahrer Unternehmen neben einer Ausstellung über seine Geschichte auch einen Blick hinter die Kulissen. Viele Gäste nutzten dies, um zu erfahren, wie Verpackungen hergestellt werden.

Vor der Produktionshalle im Industriegebiet im Lahrer Westen sind große, dunkelblaue Lkws zu sehen. Im Gebäude fahren große Maschinen Papierblöcke hin und her, Bänder befördern Kartonagen weiter, andere Maschinen schneiden sie zurecht und stanzen sie. Es ist ein dauerhaftes Dröhnen zu hören. Roboter versetzen die Kartonstapel, so dass sie weiterverarbeitet werden können.

Alles erfolgt automatisiert und mit hoher Geschwindigkeit. Mitarbeiter stehen neben den Maschinen oder im Kontrollraum und überwachen, dass der gesamte Ablauf funktioniert. Dieses Bild zeigt sich bei der Betriebsbesichtigung der Firma Nestler Wellpappe. Anlässlich des Jubiläums zum 100-jährigen Bestehen hatte das Lahrer Traditionsunternehmen dazu eingeladen.

„Jeder, der bei Amazon einkauft, bekommt seinen Artikel in einem Karton geschickt“, sagt Harald Gutbrod, der für das Personalwesen der Firma verantwortlich ist, „und genau diese Verpackungen stellen wir her“. Dafür werde das Papier täglich auf 130 Papierrollen angeliefert. Danach wird es zu Wellpappe und schließlich zu individuellen Kartons weiterverarbeitet, so Gutbrod weiter.

Bei der Betriebsbesichtigung werden gerade Verpackungen für die Schokoladenmarke Ritter-Sport hergestellt. Auch die Unternehmen Vivil und Hansgrohe beliefert Nestler Wellpappe mit Verpackungsmaterial, erklärt Gutbrod, der schon seit 40 Jahren im Unternehmen arbeitet.

Die Firma, die 400 Mitarbeiter beschäftigt, bietet neben einer Betriebsbesichtigung auch Werbe-Filme und fachliche Vorträge für die Mitarbeiter und Gäste an. Des Weiteren gibt es zwei Foodtrucks, von denen die Mitarbeiter sich ein Mittagessen holen, das sie dann in dem großen, weißen Zelt vor dem Firmengebäude zu sich nehmen und sich nebenbei mit ihren Kollegen unterhalten.

Zudem gibt es eine Ausstellung über die Geschichte der Firma. Mitarbeiter führen ihre Familienmitglieder und Freunde dort hindurch und erklären ihnen die Geschichte des Unternehmens. Dabei gibt es auch eine Miniaturdarstellung der Produktionshallen und Verwaltungsgebäude sowie Fakten zum Unternehmen: Täglich lieferet Nestler Wellpappe 3300 Paletten Verpackungsmaterial aus.

Gutbrod erklärt, dass die größten Verpackungen bis zu 3,5 Kubikmeter umfassen. Außerdem legt er dar, dass die Firma neben den 29 Verpackungswerken auch eigene Papierfabriken besitzt, die das Papier dann an Nestler Wellpappe weiterliefern. Schließlich werden die fertigen Verpackungen mit 34 firmeneigenen Lkws im Umkreis von bis zu 200 Kilometer ausgeliefert.

Das Firmenjubiläum markiere nicht nur einen Meilenstein in der Geschichte, sondern biete auch die Gelegenheit, auf eine „beeindruckende Historie zurückzublicken und die aktuelle Ära der Verpackungslösungen zu betrachten“, schreibt die Firma in der Pressemitteilung. Das Nestler-Team sei stärker denn je und somit auch bereit, die kommenden 100 Jahren anzugehen. In der Zukunft wolle man weiter in in Technologien investieren und so individuelle sowie umweltfreundliche Verpackungslösungen anbieten.

Die 100-jährige Geschichte des Unternehmens

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1923 von Robert Nestler, der davor die Brauerei seines früh verstorbenen Bruders Adolf Nestler führte. Zunächst wurden Wellpappen aus Bogen und Rollen hergestellt und auch bald die Anfertigung von Kartonagen jeder Art aus Wellpappe. Die Robert Nestler Wellpappenfabrik erfuhr einen kontinuierlichen Aufschwung, der lediglich in den Kriegsjahren gebremst wurde. 1960 beschäftigte Nestler Wellpappe 150 Mitarbeiter. Nach dem Umzug in das Industriegebiet schaffte die Firma in den 1980er-Jahren eine moderne Wellpappanlage an und baute ein Rohstofflager sowie eine Fabrikhalle für die Herstellung von Stanzverpackungen. Die Stilllegung des alten Geländes habe außerdem eine Beruhigung der Innenstadt mit sich gebracht, so das Unternehmen.