Jonas Lehmann hat in Neuseeland bereits an etwa 15 Wettbewerben teilgenommen. Foto: privat

Der gebürtige Hausacher Jonas Lehmann arbeitet momentan in Neuseeland als Schreiner und ist dort auch sportlich aktiv: Der 27-Jährige, der sonst bei den „Roadrunners Südbaden“ läuft, ist auch am anderen Ende der Welt äußert erfolgreich.

Normalerweise läuft Jonas Lehmann für die Roadrunners Südbaden. Momentan macht der gebürtige Hausacher aber ein „Work-and-Travel“-Jahr in Neuseeland. Doch auch dort nimmt er an Wettkämpfen teil – und sahnt ab.

Herr Lehmann, warum halten Sie sich momentan in Neuseeland auf?

Ich bin ausgebildeter Schreiner und arbeite hier als solcher. Ich bin mit einem „Work-and-Travel-Visum“ hier, das für ein Jahr gilt. Weil ich unter 30 Jahre alt bin, konnte ich das noch beantragen. Das ging alles recht schnell. Nach zwei, drei Tagen war der Bescheid da und dann habe ich gleich Flüge gebucht, um für ein knappes Jahr auszuwandern, habe eine Wohnung gesucht und einen Arbeitgeber. Dadurch, dass hier in Neuseeland im Handwerk sehr viele Stellen offen sind, war es recht einfach, einen Job zu finden. Jetzt wohne ich seit Anfang November mit meiner Freundin hier in Wellington und werde bis Mitte August dieses Jahres bleiben.

Herr Lehmann, hatten Sie schon vor Ihrer Reise geplant, an sportlichen Wettbewerben teilzunehmen?

Das hatte ich auf jeden Fall vor. Schon von Deutschland aus habe ich einen Laufverein gesucht. Jetzt bin ich bei den Wellington Scottish. Und ich hatte auch geplant, an Wettkämpfen mitzulaufen. Dadurch, dass es hier sehr viele Laufveranstaltungen gibt und Wellington eine sehr sportliche Stadt ist, hat mir das natürlich in die Karten gespielt.

Kann man denn als Ausländer einfach so bei einem neuseeländischen Verein mitmachen?

Die Wellington Scottish waren sehr offen. Ich bin nicht der Einzige aus einem anderen Land, der bei ihnen mitläuft. Es sind auch viele Australier und Engländer dabei. Ich habe dann zwei, drei Mal mittrainiert und dann für mich entschieden, dass das passt und wurde dann auch mit offenen Armen empfangen. Ich musste dann nur einen Mitgliedvertrag unterschreiben und nun regelmäßig meinen Mitgliedsbeitrag zahlen. Ansonsten ist es wie in Deutschland ein ganz normaler Verein aus Leuten, eine Gemeinschaft, die sich zum Laufen trifft.

Was hat Sie gereizt, in einem anderen Land wettkampfmäßig zu laufen?

Ich finde, dass man durch das Laufen die Landschaft noch einmal ganz anders kennenlernt, gerade, wenn man bei Trail- oder Bergläufen mitmacht. Außerdem kommt man durch das Laufen mit den einheimischen Läufern in Kontakt und ins Gespräch. Zusammen zu laufen und zu trainieren ergibt eine coole Gemeinschaft.

Was war Ihr erstes Rennen in Neuseeland und wie haben Sie abgeschnitten?

Das war recht früh. Hier, also in Wellington und auch im Umland der Stadt, finden jeden Samstag Park-Runs statt. Da habe ich erstaunlicherweise direkt gewonnen. Das war ein Fünf-Kilometer-Lauf mit rund 250 Teilnehmern und ja, das war schon echt cool, so zum Reinkommen sozusagen.

Wie viele Wettkämpfe sind Sie bisher in Neuseeland gelaufen und mit welchem Ergebnis?

So etwa 15. Dadurch, dass ich nur ein knappes Jahr hier bin, versuche ich, alles, was geht, mitzunehmen. Auch was kulturelle Veranstaltungen und Ausflüge betrifft. Ich versuche, die Zeit in Neuseeland so gut es geht auszuschöpfen. Wie ich bei den Wettkämpfen abschneide, ist unterschiedlich. Ich bin auch schon bei den neuseeländischen Meisterschaften und den Wellington-Meisterschaften mitgelaufen. Da lande ich eher im Mittelfeld. Aber bei den Volksläufen bin ich eher weit vorne.

Wie hat ihre einheimische Konkurrenz Sie aufgenommen?

Super gut. Klar, am Anfang gab es ein bisschen eine Sprachbarriere beziehungsweise die gibt es immer noch. Aber das Laufen ist das verbindende Element und dadurch wurde ich sehr gut aufgenommen. Ich wurde auch zu gemeinsamen Läufen eingeladen oder zu gemeinsamen Wettkämpfen mitgenommen. Sie sind auf jeden Fall offen für neue Läufer. Ich würde die Kontakte über die gemeinsame Laufgruppen nicht als enge Freunde bezeichnen, aber als gute Laufkollegen.

Unterscheidet sich die Laufkultur in Deutschland von der in Neuseeland?

Jein. Hier finden mehr Bahnläufe statt, was es in Deutschland, oder zumindest im Schwarzwald, nur noch selten gibt. Ansonsten ist es ähnlich. Man hat normale Volksläufe wie den Kinzigtallauf oder den Käppeleberglauf. Ein Unterschied ist vielleicht, dass die Läufe mit größerer Begeisterung aufgenommen werden. So ein Käppeleberglauf hätte hier sofort 300 bis 400 Teilnehmer. Klar ist das Einzugsgebiet hier größer, wir sind ja schließlich in der Hauptstadt. Aber ja: Die Laufbegeisterung ist in Neuseeland größer. Und obwohl hier und in der Umgebung jede Woche zwei, drei Läufe stattfinden, ist jede Veranstaltung richtig gut besucht.

Was würden Sie gerne aus Neuseeland mit nach Deutschland nehmen?

Ich finde die Offenheit für andere Kulturen und Lebenswege hier sehr beeindruckend. Auch das Miteinander ist immer sehr herzlich. Alle sind beim „Du“ und man fragt sich beim Begrüßen erst einmal, wie es einem geht ¬ egal, ob man sich kennt oder nicht.

Zur Person

Jonas Lehmann, Jahrgang 1995,  ist gebürtiger Hausacher, wohnt derzeit aber in Ulm. Er ist seit 2015 bei den „Roadrunners Südbaden“ dabei. Bei den Baden-Württembergischen Trailmeisterschaften vor zwei Jahren wurde er Vize-Meister. 2019 gewann er den Käppeleberglauf. Beim „Round the Bays“ in Wellington am vergangenen Wochenende wurde Jonas Lehmann Siebter in 1:14:03 Stunden – seine neue persönliche Halbmarathon-Bestzeit. Zuvor konnte er beim Lauf „Honest 10“ sogar als Sieger über die Ziellinie laufen.