Emily Evels – hier im Duell mit dem FC Bayern München – ist eine von vier Spielerinnen, die nach dem Abstieg beim SC Sand geblieben sind. Auch in der neuen Saison spielen die Sanderinnen gegen den FCB, allerdings dessen zweite Mannschaft. Foto: Eibner

Mit einem Auswärtsspiel in Gütersloh startet der SC Sand in die Zweitliga-Saison. In dieser ist vieles neu: Der Kader hat sich verändert, Gegner sind unbekannt, TV-Gelder werden geringer. Und dennoch ist der Optimismus groß.

Nach acht Jahren Erstklassigkeit ist es im Mai passiert: der SC Sand stieg aus der Frauen-Bundesliga ab. Es folgte ein kurze Phase der Enttäuschung. "Das hat viele Konsequenzen für einen kleinen Verein wie uns", sagt Geschäftsstellenleiterin Jessica Prelle. "Aber inzwischen geht der Blick nach vorne." Die neue Realität heißt Liga zwei. Ein Überblick.

Der neue Kader

Schon vor dem Abstieg gab es die ersten Abgänge, in der Sommerpause folgten viele weitere. Nur vier Spielerinnen haben dem Verein die Treue gehalten (Emily Evels, Shai Perl, Kathleen McGovern und Isabella Scheerder), der Rest ist neu im Team von Trainer Alexander Fischinger und muss integriert werden. "Die Mannschaft hat sich sehr schnell sehr gut zusammen gefunden", findet Prelle. Die Neuzugänge sind zwar keine Branchengrößen, jedoch auch keine kompletten No-Names, viele Spielerinnen haben Erst- und Zweitliga-Erfahrung. "Wir haben eine tolle Mannschaft", ist Prelle überzeugt.

Die Finanzen

Dass Vereine wie der SC Sand, die keine finanzstarke Männerabteilung im Rücken haben, finanziell auch als Erstligist nicht unbedingt auf Rosen gebettet sind, ist allgemein bekannt. Mit dem Abstieg in die zweite Liga verlieren die Sanderinnen nun noch Fernsehgelder in Höhe von rund 300 000 Euro, eine Verringerung des Etats ist unumgänglich. Daher muss in Sand gespart werden. Und viele Möglichkeiten gibt es da nicht. "Man kann nur am Kader sparen", sagt Prelle. Rund 90 Prozent der Mannschaft arbeitet daher noch nebenbei, etwa 10 Prozent können vom Fußballspielen leben – in der Bundesliga war es andersherum, sagt Prelle. Den Spielerinnen "verlangt das mehr ab", weiß sie. Denn auch derzeit wird siebenmal trainiert, die Auswärtsfahrten sind genauso lang wie im Oberhaus.

Die neue Liga

FC Bayern München, VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt und SC Freiburg – die Gegnerinnen in Liga eins waren durchaus klangvoll. Auch eine Klasse tiefer trifft der SC Sand auf diese Clubs, allerdings deren zweite Mannschaft. Im Vergleich zum Männerfußball, in dem die zweite Liga für Reservemannschaften tabu ist, dürfen die Zweitvertretungen der Frauen-Bundesligisten in der Klasse antreten. Sechs von 14 Sander Gegnerinnen sind eine "Zweite", Prelle findet das nur bedingt gut. Dazu kommen einige in Sand unbekannte Teams wie der Auftaktgegner aus Gütersloh oder das Frauen-Team von RB Leipzig. Beide Teams sieht Prelle als Konkurrenten um die vorderen Plätze, auch Nürnberg traut sie einiges zu.

Der EM-Boom

Bei der Europameisterschaft im Sommer in England waren die Stadien voll, Spiele der DFB-Frauen sorgten für neue Rekord-Einschaltquoten. Und jetzt? Kann auch der SC Sand von dem EM-Boom profitieren? Eher nicht, vermutet Prelle. "Weil in der zweiten Liga fehlt die Sichtbarkeit", sagt die SC-Geschäftsstellenleiterin. Denn statt einer professionellen Übertragung durch "Magenta-TV" werden die Sander Spiele künftig nur noch gestreamt. "Aber die erste Liga hat jetzt eine Chance. Dort müssen sie schauen, dass sie den Boom mitnehmen", so Prelle.

Das Ziel Bundesliga

Acht Jahre lang gehörte der SC Sand zu den besten zwölf Teams in Deutschland. Und dort würde man gerne auch wieder hin – auch wenn es ohne Männer-Abteilung im Rücken immer schwerer werden wird. Als Ziel hat man den direkten Wiederaufstieg daher erst mal noch nicht ausgegeben. "Es ist nicht so, dass wir aufsteigen müssen", sagt Prelle. Grundsätzlich aber sieht man sich beim SC Sand gerüstet, um vorne mitzuspielen. Und sollte es dann direkt in dieser Saison, die am Samstag (14 Uhr) mit einem Auswärtsspiel beim FSV Gütersloh beginnt, klappen, dann würde man sicher nicht nein sagen.