a Carolinas neuer Bürgermeister Cristóbal Pérez Martínez (links) und Martin Aßmuth hatten viele Ideen. Foto: privat

Sie hießen Ruf und Gihr und verließen im 18. Jahrhundert ihre süddeutsche Heimat, um in Spanien ihr Glück zu finden. Doch nicht nur sie: Insgesamt 7000 deutsche Siedler wanderten aus, um im Süden eine neue Heimat zu finden. Viele davon wohnen heute in La Carolina, einer 16 000 Einwohner umfassenden Stadt in Andalusien. Sie plant jetzt Projekte mit Hofstetten.

Aufgrund der Geschichte des Orts schlug der damalige deutsche Konsul Arnulf Braun Hofstettens Bürgermeister Martin Aßmuth und der damaligen Bürgermeisterin von La Carolina, Yolanda Reche Luz, vor, sich zu einem kommunalen Austausch zu treffen. „Vor Ort stellte sich heraus, dass in La Carolina viele die Nachnamen Ruf und Gihr tragen – das sind Namen, die auch in Hofstetten vorkommen. Wir fragten uns, ob die beiden Gemeinden vielleicht gemeinsame Wurzeln haben.“

Eine Recherche im Landes- und Staatsarchiv ergab dann, dass die Familien tatsächlich aus dem Ortenaukreis stammen – ob vielleicht sogar aus Hofstetten steht noch nicht fest.

Doch das alles war für Aßmuth Grund genug, den Kontakt zu vertiefen. Gegenseitige Besuche wurden geplant und auch ein gemeinsames Kunstprojekt nahm Formen an. Doch dann fanden in Spanien im Mai dieses Jahres Kommunalwahlen statt und die bisherige Bürgermeisterin wurde durch Cristóbal Pérez Martínez ersetzt – ob das neue Stadtoberhaupt ebenfalls Interesse an einer Partnerschaft mit Hofstetten haben würde, war unklar. „Der neue Bürgermeister brauchte natürlich etwas Zeit, um sich ins Amt einzufinden und sich zu sortieren“, erklärt Aßmuth.

Bei einem erneuten Besuch Anfang Oktober wollten er und sein neuer Ansprechpartner klären, ob „aus den Wurzeln etwas Gutes entstehen kann“, wie Aßmuth zusammenfasst. Und das kann es anscheinend: Martínez habe laut dem Hofstetter Bürgermeister großes Interesse gezeigt und gleich mehrere Ideen seien entstanden. So soll das Kunstprojekt bald angegangen werden, ein Schüleraustausch mit der deutschen Sprachschule sei geplant und auch die deutsche Nationalmannschaft der Bürgermeister will zu einem Spiel nach Malaga kommen. „Das sind alles die nächsten Schritte“, sagt Aßmuth, der sich aber auch eine wirtschaftliche Zusammenarbeit vor stellen kann. „Wir suchen dringend Fachkräfte und in Spanien herrscht eine Arbeitslosenquote von 30 Prozent“, führt er aus. Es sei zu klären, ob über das Wirtschaftsnetzwerk Nectanet weitere wirtschaftliche Kooperationen möglich wären.

Witzigerweise hätten, wie Aßmuth berichtet, fast zeitgleich zu seiner Reise nach La Carolina der Baden-Württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Andalusiens Regionalpräsident Juan Manuel Moreno Bonilla eine Absichtserklärung für die Zusammenarbeit in Sachen Energiewende unterschrieben. Aßmuth freut sich nicht nur in Bezug auf Kunst und Wirtschaft auf eine Zusammenarbeit mit der spanischen Stadt: „Der Karneval spielt in La Carolina eine große Rolle. Deswegen werden wir sie auf jeden Fall auch zur Hofstetter Fasent einladen“, sagt Aßmuth.

Rede im Konsulat

Einen Tag nach seinem Besuch in La Carolina hielt Martin Aßmuth auf Einladung des Konsulats des Auswärtigen Amts am Tag der Deutschen Einheit eine Rede im Konsulat in Malaga. In seinem Beitrag betonte er, wie wichtig internationale Partnerschaften und Freundschaften in unruhigen Zeiten wie diesen sowie gemeinsame Werte sind.