Daniela Rojas (links) und Arianna Sanchez haben ebenso wie Theo und Gigi große Freude beim Türmchen bauen. Foto: Lübke

Daniela Rojas und Arianna Sanchez machen ihr FSJ im evangelischen Kindergarten Burgheim. Unserer Redaktion erzählen sie von gelungener Integration – aber auch einer ungewissen Zukunft.

9325 Kilometer sind es von Alajuela nach Lahr. Für Daniela Rojas und Arianna Sanchez war die weite Reise aus der Lahrer Partnerstadt in den Schwarzwald ein Aufbruch in eine neue Welt. Eine schöne neue Welt. „Es war im positiven Sinn ein Kulturschock für uns. In Costa Rica ist es immer laut, an dem kulturellen Angebot wird gespart und als Frau fühlt man sich auf der Straße unsicher. Hier haben wir nach der Arbeit noch so viele Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung. Wir mögen die Kultur und die Leute. Es ist wie ein Traum“, erzählen die beiden im Gespräch mit unserer Redaktion. Seit September machen sie ihr FSJ im evangelischen Kindergarten in Burgheim.

 

Nicht nur kulturell, sondern auch beruflich wagen die beiden in Lahr etwas Neues. Im Kindergarten hatten sie zuvor noch nicht gearbeitet. Sanchez arbeitete in Costa Rica in einer Firma für Finanzwesen und hat einen BWL-Abschluss. Rojas war in ihrer Heimat sechs Jahre als Lehrerin tätig. „Im Kindergarten sind alle sehr nett zu uns und wir sind sehr dankbar dafür“, betont Rojas. Beide wollen auch nach ihrem FSJ in Deutschland bleiben. Im Kindergarten wird es beruflich allerdings erst einmal nicht weitergehen. Sanchez bewirbt sich für Posten im BWL-Bereich und Rojas hatte ein Bewerbungsgespräch in einer Bäckerei und wartet noch auf die Zusage. Beide brauchen ab September einen neuen Job um bleiben zu dürfen. Die Zukunft in Deutschland ist daher noch ungewiss.

Dass es nach einem Jahr in der Burgheimer Kita nicht zurück nach Costa Rica gehen soll, hat in den Familien von Sanchez und Rojas, die in Mittelamerika geblieben sind, auch für Tränen gesorgt. „Meine Mama hat viel geweint“, erinnert sich Rojas. Die Mutter könne sich aber auch vorstellen nach Deutschland zu kommen. „Mein Vater nicht. Er mag den Winter hier nicht.“ Auch die 26-jährige Sanchez berichtet von Trennungsschmerz mit ihrer Familie. „Ich vermisse sie sehr. Aber ich muss mein eigenes Leben leben.“

Nicht nur mit Einheimischen in Kontakt

Die jungen Frauen betonen, wie sehr sie sich in Deutschland willkommen fühlen. Beide machen viel Sport und haben auch in einer großen Gruppe bei anderen Latinos Anschluss gefunden. „Es war uns auch wichtig, nicht nur mit Einheimischen Kontakt zu haben. Deutsche sind zwar sehr nett, aber sie sind nicht sofort dein Freund. Bei Latinos dauert es manchmal nur fünf Minuten und du hast Freundschaft geschlossen. Wir sind da viel offener“, erzählt Sanchez. Der Kontakt zur Latino-Gruppe kam über ein Au Pair aus Kolumbien zustande, die bei einer Kita-Mutter zu Hause arbeitet.

Nur der badische Dialekt macht noch Probleme

Sanchez spricht sehr gut deutsch, weil sie in Costa Rica drei Jahre einen Kurs im Goethe-Institut belegt hat. Nur der badische Spracheinschlag bereitet auch ihr noch Probleme. „Mein Freund sagt anderen immer, dass sie mit mir bitte Hochdeutsch reden sollen – und spricht dann mit mir badisch“, sagt sie mit einem Lachen. Zudem werden beide auch häufig auf Englisch angesprochen. „Es ist zwar nett, dass die Leute uns damit entgegen kommen wollen. Aber ich bestehe auf deutsch, weil ich lernen will“, sagt Rojas, die mit der Sprache noch Schwierigkeiten hat. Das Niveau der 27-Jährigen reicht auch noch nicht aus, um nach dem FSJ in einer Kita weiterarbeiten zu können. Dafür bräuchte sie ein höheres Zertifikat. „Leider braucht es in Deutschland immer so viele Dokumente“, bedauert sie.

Info – Austausch-Programm

Seit 2016 arbeiten Menschen aus Lahrs Partnerstadt Alajuela jeweils für ein Jahr als FSJ im evangelischen Kindergarten Burgheim. Nur während der Corona-Pandemie war das Programm unterbrochen. Der 2022 verstorbene Heinz-Dieter Ritzau hat die Idee bei der evangelischen Kirchengemeinde Lahr initiiert. Mittlerweile organisiert Marlies Llombart als Vorsitzende des Alajuela Freundeskreises den Austausch.