Ditter Plastic, hier das Werk in Haslach, fertigt und vermarktet komplexe technische Kunststoffteile, hauptsächlich für die Automobilbranche. Foto: Reinhard

Nachdem das Haslacher Unternehmen Anfang Januar dieses Jahres einen Antrag auf Insolvenz gestellt hatte, verbreitete sich nun das Gerücht, die Firma sei verkauft worden. Dem widerspricht Prokurist Jürgen Dössereck auf Anfrage unsere Redaktion.

Die Gerüchte, die im Tal die Runde machen, ließen auf ein Ende der Verkaufsverhandlungen schließen. Nur ein interessierter Investor soll übrig geblieben sein, hieß es. Wer der angebliche Käufer ist, kann das Unternehmen nicht sagen – denn das weiß nichts von einem abgewickelten Verkauf.

„Uns ist nicht bekannt, dass die Firma verkauft wurde“, sagt Prokurist Dössereck am Donnerstag auf Anfrage unserer Redaktion. Es gebe keinen unterschriebenen Kaufvertrag. „Ich kann das Gerücht nicht bestätigen“, so Dössereck. Aktueller Stand sei, dass die Kaufverhandlungen weiterliefen. Die Zukunft von Ditter bleibt damit ungewiss. Besonders trifft dies freilich die Mitarbeiter, die nun schon seit sieben Monaten um den Betrieb und ihre Arbeitsplätze bangen. Bereits zu Beginn des Jahres hatte das Unternehmen seine Zahlungsunfähigkeit bekanntgemacht und ein Insolvenzverfahren in Eigenregie beantragt.

Ditter Plastic fertigt und vermarktet komplexe technische Kunststoffteile. Kunden sind vor allem Lieferanten in der Automobilindustrie. Anfang Januar 2023 hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass es beim Amtsgericht Offenburg einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt habe. Grund für diesen Schritt sei die anhaltende Krise in der Automobilindustrie gewesen, erklärte Ditter damals. Diese Krise habe zu sinkenden Umsätzen in den vergangenen Jahren geführt.

Während Energie- und Materialkosten in den vergangenen Monaten stark gestiegen sind, hätten die Kunden die Stückzahlen reduziert. „Der belastende Preisdruck, die Halbleiterkrise in Verbindung mit der Dynamik der kurzfristigen Herabsetzung von Kundeneinlastungen sowie die steigenden Energie- und Materialkosten setzen das Gewerbe erheblich unter Druck“, informierte Ditter Anfang des Jahres.

Zum Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Offenburg Martin Mucha von der Kanzlei „Grub Brugger“ aus Stuttgart. Dieser war trotz mehrerer Anfragen unserer Redaktion in den vergangenen Wochen für Fragen zum Verlauf des Insolvenzverfahrens nicht zu erreichen. Rechtsanwalt Jan Hendrik Groß wurde zum Generalbevollmächtigten ernannt. Außerdem bekam das Unternehmen im Rahmen der Insolvenz Unterstützung vom Sanierungsexperten Ebner Stolz.

Ditter Plastic wurde wurde 1947 in Zell gegründet. 1952 zog das Unternehmen nach Haslach, 1998 wurden alle Oberflächentechnologien nach Hausach verlegt. Aktuell sind mehr als 400 Mitarbeiter bei Ditter Plastic beschäftigt.

Das steckt dahinter

Die „Insolvenz in Eigenverwaltung“ beinhaltet laut der deutschen Insolvenzordnung die Möglichkeit eines Schuldners, die Insolvenzmasse unter Aufsicht eines Sachwalters selbst zu verwalten und über sie zu verfügen. Der Schuldner wird so zum Insolvenzverwalter in eigener Sache. Seit die Insolvenzordnung 2012 durch das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen geändert wurde, wird die Insolvenz in Eigenverwaltung häufig angewendet. Mit dem Verfahren wird oft eine Sanierung angestrebt.