Ein bisschen verrückt ist völlig normal – das traf nicht nur auf Oma Rita, sondern auch auf den Postboten Erich zu. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Komödie: Hornberger Theatergruppe der katholischen Seelsorgeeinheit begeistert ihr Publikum

Die gut 200 Zuschauer im ausverkauften Haus im Hornberger Pfarrzentrum hat die Theatergruppe der katholischen Seelsorgeeinheit mit einer Komödie begeistert. Der Titel des Stücks lautete "Die durchgeknallte Alte".

Hornberg. Dass in versteckten Winkeln des Kinzigtals das eine oder andere exotische "Gras" kultiviert wird, kann man ja in regelmäßigen Abständen der Presse entnehmen.

Wie sich der Genuss von Cannabis-Produkten auf Hippies im fortgeschrittenen Alter auswirken kann, erfährt Enkel Torben, herrlich trocken gespielt von Sebastian Schwarzwälder, in der Wohngemeinschaft mit seiner durchgeknallten Oma Rita, gespielt von Annette Storz, beinahe täglich.

Und als würden Kräutersude und Hasch-Tütchen nicht reichen, gibt Rita alias "Radjani Shantrakanta" auch noch ständig ihre Erfahrungen mit der sexuellen Freizügigkeit und der freien Liebe als Kommunardin in den 70er-Jahren zum Besten. Vereinzelten Lachern im Publikum zufolge war diese Form der Wohngemeinschaft vielleicht auch in Hornberg ein Thema.

Lesen von Rechnungen ist lästige Pflicht

Tai-Chi, Transzendentale Meditation und Teekochen stehen auf der Agenda der rüstigen Altachtundsechzigerin. Eher lästige Pflichten, wie das Lesen von Rechnungen und Mahnungen, übernimmt der befreundete Postbote Erich, ein Mann mit dem Herz auf dem rechten Fleck und einem unbekümmerten Verhältnis zum Briefgeheimnis. Roland Schwarzwälder spielt den Briefträger mit einer so zu Herzen gehenden Fürsorglichkeit, dass es beinahe schon weh tut.

Auch die zweite Beamtenrolle ist hervorragend besetzt, Martin Gramer gibt im ersten Akt den pedantischen Verwaltungsbeamten der Wohnbaugesellschaft "ohne beschränkte Haftung". Im zweiten Akt muss er als Folge einer missglückten Erweckung aus einer Hypnose jedem Gegenüber die Wahrheit ins Gesicht sagen, was die Handlung enorm beschleunigt.

Urheberin all der Hexereien ist die Oma, die für jedes Wehwehchen ein Kräuterelixier weiß und sich durch nichts und niemand davon abbringen lässt, die Wehwehchen auch zu kurieren. Beipackzettel für die Risiken und Nebenwirkungen sind leider nicht verfügbar. Wenn aber etwas schief geht, dann immer mit Stil. Der Liebestrank kommt nicht nur sprichwörtlich an den falschen Mann und so verliebt sich der Verwaltungsbeamte in den Postboten. Bis zum Vorhang des ersten Akts wagt sich das Ensemble an das sensible Thema Homosexualität, verzichtet aber bewusst auf allzu platte Witze.

Im zweiten Akt naht das Unvermeidliche in Form eines Briefs der Wohnbaugesellschaft. Die Praktiken derselben werden angeprangert und mit spontanem Applaus bedacht. Auf dem Feld der Amouren findet Enkel Torben ein weiteres Mal die Liebe seines Lebens und der Beamte einen riskanten Therapie-Weg, die Liaison mit dem Postboten zu beenden.

Im dritten Akt nimmt die Geschichte auf allen Ebenen noch einmal Fahrt auf, fliegen doch dem Womanizer-Enkel endlich seine Frauengeschichten um die Ohren.

Um aller drei aktuellen, beziehungsweise ehemaligen, Freundinnen Herr zu werden, benötigt Torben die Infrastruktur der klassischen Drei-Türen-Bühne. Er muss seine neue Freundin Eva im Bad und seine frischgebackene in der Küche einschließen, als seine zweite Exfreundin die Bühne betritt.

Rita verbündet sich mit Eva: "Wir konnten es als Vegetarierinnen doch nicht zulassen, dass die beiden Ex-Freundinnen-Furien Eva zu Hackfleisch verarbeiten". Der sich immer noch im Wahrheits-Modus befindende Beamte wird mit einer zweiten Hypnose zurück in die Realität gebracht, natürlich plaudert er vorher die Intrige mit der verschwundenen Wohnrechtsurkunde aus und die Zukunft der etwas anderen Wohngemeinschaft ist bis zur nächsten Katastrophe gesichert.

Oma Rita (Annette Storz), Enkel Torben (Sebastian Schwarzwälder), Ex-Freundin Sandra (Sandra Neiding), Ex-Freundin Lina (Beate Brohammer), Neu-Freundin Eva (Susi Dilger), Beamter der Wohnbaugesellschaft (Martin Gramer), Postbote (Roland Schwarzwälder), Regie (Gaby Aberle), Souffleuse (Renate Wöhrle), Maske (Carmen Blum), Technik (Patrick Schweizer), Kulissenbau (Marco Aberle und Jonas Heinzmann)