Tafelladen: Henriette Haas gibt Einblicke in die Arbeit bei der Hornberger Einrichtung der Awo.
Hornberg - Bedürftige Menschen gibt es überall auf der Welt, im reichen Deutschland ebenso wie im wohlsituierten Kinzigtal. Für sie sind die Tafel-Einrichtungen ein Segen, der Einkauf fürs "kleine Geld" lebensnotwendig. Henriette Haas gibt Einblicke in die Arbeit bei der Hornberger Tafel.
"Ziemlich genau vor drei Jahren, es war am 14. Dezember 2012, haben wir den Tafelladen eröffnet", erzählt die Leiterin der Hornberger Awo. Vorausgegangen waren Gespräche und Planungen mit ortsansässigen Lebensmittlern, der Stadtverwaltung und entsprechenden Einrichtungen der weiteren Umgebung.
"Die Eröffnung war damals ein Weihnachtsgeschenk für die Bedürftigen und alle am Projekt beteiligten gleichermaßen", sagt Henriette Haas. Kein halbes Jahr später sei eine Kleiderstube eröffnet worden, denn schon bald wäre klar gewesen: Für Bedürftige ist nicht nur der Lebensmitteleinkauf eine große finanzielle Herausforderung.
An jedem Dienstag und Freitag ist der Tafelladen für zwei Stunden geöffnet. Einkaufen darf nur, wer einen Berechtigungs-Ausweis hat. Und das werden immer mehr.
Waren es bisher in erster Linie Alleinerziehende mit Kleinkindern, erwerbsunfähige Personen, Arbeitslose oder Niedriglohn-Empfänger und Rentner, steige die Zahl der einkaufsberechtigten Asylbewerber seit Mitte des Jahres deutlich an. "Derzeit leben etwa 130 Flüchtlinge in Hornberg, allein in der vergangenen Woche sind fünf neue Familien dazu gekommen", erklärt Haas.
Die Produktpalette sei mit der eines Lebensmittelladens vergleichbar, die Waren würden wegen des abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums oder aufgrund eines Sortimentswechsels aus den Supermarkt-Regalen herausgenommen.
"Es ist ein Wahnsinn, wenn man sieht, was bei uns alles ankommt – und früher weggeworfen wurde", so Haas. Allerdings sei der Tafelladen selten so gut bestückt wie im Moment, Milch- und Wurstwaren würden nur spärlich abgegeben, lange haltbare Waren wie Salz, Zucker, Reis, Mehl, Essig oder Öl kaum gespendet.
Umso größer war die Freude, als Vertreter des Haslacher Club 82, des Hausacher Kindergartens "Sternschnuppe" sowie des Wolfacher Kindergarten "St. Laurentius" kurz vor Weihnachten jede Menge Lebensmittel und Spielsachen im Tafelladen vorbei brachten. Mit dem neuen Projekt des Club 82 "Wir für euch" wollen sich die Menschen mit Behinderung langfristig für die Unterstützung der Hornberger Tafel stark machen, 50 Packungen Nudeln waren da ein guter Anfang.
Der jeweilige Elternbeirat der beiden Kindergärten hatte zur Sammlung von Süßigkeiten und Spielsachen aufgerufen, die den etwa 100 bedürftigen Kindern der Einkaufsberechtigten an Weihnachten Freude bereiten sollen. Und doch verteilen die ausschließlich ehrenamtlich Arbeitenden im Tafelladen keine Almosen.
"Die Waren kosten einen Bruchteil des Ladenpreises, aber sie müssen bezahlt werden", verdeutlicht Henriette Haas. So koste eine Tüte Suppe oder Soße zehn Cent, das Brot vom Vortag 30 Cent. Würden bereits fertig verpackte Lebensmittelpakete weiter gegeben, könne der Inhalt wesentlich am Bedarf vorbei zielen – Wertvolles würde vielleicht im Mülleimer landen.
"Durch den Einkauf hat am Ende jeder das, was er wirklich benötigt und dann auch verwendet", ist sich die Awo-Leiterin sicher. Dasselbe gelte natürlich für Kleider, Schuhe, Haushaltsartikel oder Bettwäsche, die bedarfsorientiert und jahreszeitlich passend eingekauft würden.
Damit der Ansturm der Einkaufenden ein wenig gelenkt werden kann, gibt es ein Farbsystem auf den Ausweisen, das die Reihenfolge des Einlasses festlegt. Fünf Personen dürfen gleichzeitig in den kleinen Laden, für jeden fertigen Einkäufer rückt ein Wartender nach.
"Wenn man eine Zeit lang hier in der Tafel arbeitet, macht man sich ganz andere Gedanken über wirklich Wichtiges", gibt Henriette Haas am Ende mit auf den Weg.