Bilkay Öney hat sich bei ihrem Besuch im ZIG in das goldene Buch der Stadt Hornberg eingetragen. Foto: Gräff

"Ohne die Helfer wäre das alles nicht zu stemmen": Bilkay Öney informiert sich über Asylarbeit.

Hornberg - Es ist ein immenser Kraftaufwand für Kreise und alle Ehren- und Hauptamtlichen, die sich mit der Eingliederung von Flüchtlingen beschäftigen. Bilkay Öney (SPD), Ministerin für Integration in Baden Württemberg, hat sich am Montag in Hornberg darüber informiert.

Es waren Vertreter der Gruppierungen, die für die Flüchtlinge tätig sind, aber auch Chefs regionaler Unternehmen, die gestern am frühen Nachmittag auf Einladung von Alfredo Sánchez in der spanischen Weiterbildungsakademie im Hornberger ZIG zusammengekommen waren.

Für Hornberg hatte sich Bilkay Öney ganz besonders interessiert, nicht nur, um das Geheimnis des "Hornberger Schießens" zu ergründen. Hornberg ist seit Ende des Zweiten Weltkriegs "Multi-Kulti", wie Bürgermeister Siegfried Scheffold erläuterte: "Das ist für uns etwas ganz Normales." 180 Flüchtlinge leben aktuell in der Stadt, der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund beträgt etwa 30 Prozent. Als erfreulich bezeichnete Schefffold, dass die Willkommenskultur in Hornberg groß ist: "Viele Vereine und Arbeitskreise kümmern sich mit Erfolg und Hingabe darum."

Allerdings gibt es auch viele Probleme, wie beispielsweise Günter Waidele vom DRK-Kreisverband Wolfach berichtete. Er vermisse einen Pool gut ausgebildeter Dolmetscher, die gerade für den ländlichen Raum sehr wichtig wären. Zudem wünschte sich Waidele klarere Informationen, wie er an Fördergelder kommen kann.

Silke Moser, Rektorin der Wilhelm-Hausenstein-Schule, berichtete von 32 Asylbewerberkindern, die derzeit die Schule besuchten und teilweise von den Ereignissen in ihrem Heimatland noch traumatisiert seien. Ein Fachteam kümmert sich laut Moser um die Willkommenskultur an der Schule.

Sie betonte in dem Zusammenhang die Wichtigkeit der Werkrealschule am Standort Hornberg: "Nur in kleinen Gruppen ist es möglich, intensiv auf die Kinder einzugehen."

Unterstützt wird die Schule von der Awo-Hausaufgabenbetreuung ebenso wie von Vereinen, die den Flüchtlingskindern beispielsweise das Brauchtum näherbringen. Auf Nachfrage von Ministerin Bilkay Öney zu den zusätzlichen Lehrerstellen im Bereich der Sprachförderung sagte Silke Moser: "Dies sind kompetente geschulte Lehrkräfte, das funktioniert sehr gut."

Karin Sum, Leiterin des Kindergartens "Don Bosco", wünschte sich auch weitere geschulte Kräfte: "Ab September haben wir auch eine größere Anzahl von Flüchtlingskindern." Diese würden laut Sum mit einer komplett anderen Kultur konfrontiert: "Wir stoßen da an unsere Grenzen, denn auch wir sind eine Bildungseinrichtung."

Viel Arbeit haben auch die derzeit 25 Mitglieder des Asylkreises Hornberg der evangelischen Kirche, wie Sigrid Krenz ausführte. Sie kritisierte die bis zu einem Jahr dauernden Wartezeiten, bis die Flüchtlinge einen Asylantrag stellen könnten.

In dieser Zeit sei an eine Eingliederung offiziell nicht zu denken. "Ohne Asylantrag dürfen die Menschen keinen Integrationskurs besuchen", kritisierte Krenz.

Awo-Vorsitzende Henriette Haas berichtete über den Tafelladen, der ursprünglich für sozial schwache Mitbürger von Hornberg und Umgebung aufgebaut worden sei.

"Seitdem auch Flüchtlinge dort einkaufen, gab es anfangs Probleme, die wir aber inzwischen lösen konnten", sagte Haas. Bei dem Gedankenaustausch wurde sehr schnell deutlich, dass die verschiedenen Zuständigkeiten der Behörden auf Kreis, Landes- oder Bundesebene im Rahmen des Asylverfahrens höchst kompliziert und für die Arbeitskreise, aber auch für die Unternehmen nur schwer oder gar nicht nachzuvollziehen waren.

Ministerin Bilkay Öney erläuterte an Beispielen dieses Wirrwarr. Sie machte aber auch klar, dass die Gesamtsituation für alle ein enormer Kraftakt ist: "Kamen bislang rund 5000 Flüchtlinge pro Jahr nach Baden-Württemberg, waren es 2015 ganze 185 000".

Öney betonte die Wichtigkeit der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter: "Ohne diese wäre das alles nicht zu stemmen, die Projekte mit Leben zu füllen."