Sägen, asten, Holz sortieren: Aufgrund der guten Preise, die derzeit für Holz gezahlt werden, verbringt Landwirt Gottfried Hildbrand viel Zeit im Wald. Foto: Babic

Gottfried Hildbrand führt seit 1986 den Obersteighof. Derzeit verbringt er meiste Zeit im Wald.

Reichenbach/Schwanenbach - Sein Tag beginnt um sieben Uhr morgens und endet oft erst spät. Die Rede ist von einem Landwirt, einem Vertreter einer Berufsgruppe, die immer noch oft unterschätzt wird. Doch was macht ein Bauer? Wie sieht sein Alltag aus? Gottfried Hildbrand vom Obersteighof berichtet.Der Obersteighof liegt weit abgelegen im hintersten Schwanenbach, sieben Kilometer vom Hornberger Ortszentrum entfernt.

Klettert man über den Berg hinter dem Hof, dann eröffnet sich bei gutem Wetter eine Aussicht auf Gremmelsbach. 1986 hat Hildbrand den Hof von seinem mittlerweile verstorbenen Vater übernommen. Die beiden Zwillinge Andreas und Michael sowie Ehefrau Ratchanee gehören mit zum Haushalt, wobei die Mutter außer Haus arbeitet. Die Gemarkung des Hofs umfasst 68 Hektar Wald und 23 Hektar Grünland. Hildbrand hält 27 Angus-Rinder und Vorderwälder in Mutterkuhhaltung, außerdem brennt er in den Wintermonaten Korn. Wie viele andere Landwirte, hat er sich mehrere wirtschaftliche Standbeine aufgebaut. Eine Schar Hühner und sechs Katzen, die für die Mäusejagd zuständig sind, gehören außerdem zu dem Anwesen. "Morgens schau ich erst mal nach dem Vieh", berichtet Hildbrand, "aber bei den derzeit guten Preisen für Holz verbringe ich die meiste Zeit im Forst."

Fast täglich wird gesägt, geastet und sortiert. Dabei bietet Hildbrand alle Altersklassen an Holz an, vom Hackschnitzel über Papierholz bis zum Stammholz: "Das richtet sich danach, was der Markt gerade hergibt." Dieses Jahr habe es glücklicherweise noch keinen Käferbefall gegeben, obwohl erfahrungsgemäß der Juli und der August die schlimmsten Monate dafür seien. Dem Forst habe er sich 2011 besonders gewidmet, weil die Verdienstmöglichkeiten im Vergleich zu den Vorjahren gut seien. Der Leitpreis liege aktuell bei 93 Euro Fichte 2b.

Im Winter betreibt Hildbrand hauptsächlich die Rindvermarktung und von Dezember bis März das Schnapsbrennen. Obwohl ein Metzger schlachtet, zerlegt Hildbrand das Vieh selbst. "Aber ich bin damit aufgewachsen, und so bekommt man mit der Zeit genug Erfahrung."

Nonstop ist Hildbrand beschäftigt: "So ein Hof muss instand gehalten werden. Als ich ihn übernommen habe, wusste ich, dass eine Menge Arbeit auf mich wartet. Aber ich kenne es nicht anders und hänge auch an den Viechern." Erschwerend komme hinzu, dass das Anwesen in Steillage liege und somit alles mühseliger sei. Was Hildbrand wie so vielen Landwirten zu schaffen macht, das ist die leidige Bürokratie, denn kaum ein Gebiet ist bürokratisch so überfrachtet wie die Landwirtschaft. An Ausgleichszulagen sind stets auch viele Bedingungen gekoppelt. "Wenn wir endlich einen stabilen Preis hätten, dann bräuchten wir die ganzen Ausgleichszulagen nicht mehr", meint Hildbrand.

Aktuell wurde auf dem Obersteighof gerade die Heuernte mittels einer neuen Presse eingebracht, denn der Bauer weiß: Das Wetter richtet sich nach bestimmten Mustern. "Man muss das Wetter abpassen, denn wenn das Heu verregnet ist, hat es keine so gute Qualität mehr." Und obwohl ein Hof viel Mühsal bedeutet, möchte Hildbrand sein Gut nicht missen. Der 14-jährige Sohn Andreas, der beispielsweise beim Heuen fleißig mit dabei ist, will den Hof möglicherweise später übernehmen: "Das kann ich mir gut vorstellen", sagt der Nachwuchs-Bauer. "Ich glaube, das würde mir Spaß machen."