Die Hofstetter Musiker im Jahr 1961. Zu diesem Zeitpunkt war die Kapelle – im Gegensatz zu ihrer Anfangszeit – schon recht gut ausgestattet. Repro: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Reihe: Hofstetter Kapelle wird 100 Jahre alt / Musikunterricht wird in Naturalien entlohnt

Die Hofstetter Musikkapelle feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum. Der SchwaBo wird den Verein in einer losen Reihe vorstellen. Am Anfang steht ein Blick in die Gründungsjahre der Kapelle.

Hofstetten. Wie in der Hofstetter Ortschronik nachzulesen ist, lag der Ursprung der Musikkapelle in einer Heuernte im Jahr 1920. Damals mähte Schneeballenwirt Xaver Neumaier mit Biereckwirt Hermann Schätzle, Knecht Karl Neumaier, Georg "Muser-Jörg" Krämer und einem weiteren Helfer das Gras auf Schneeballenwirts "großer Matte". Den ganzen Montag lang war neben der aufwendigen Handarbeit die Gründung einer Kapelle Thema Nummer Eins.

"Noch in derselben Woche kaufte sich Biereckwirts Xaver (später Schneeballenwirt) eine Trompete in seiner zweiten Heimat Biederbach", steht in der Ortschronik geschrieben. Auch Hermann Schätzle habe sich dort eine Ventil-Posaune gekauft, "Straßenwarts" Karl eine Trompete. Es gesellten sich die beiden Josef Kornmaier (Messner-Sepp und Schreiner-Sepp) dazu, die zunächst mit den Instrumenten ihrer Väter spielten. Als weitere Gründungsmitglieder sind verzeichnet: Erhard Neumaier (Munde), Josef Obert (Küfer), Josef Burger (Bühl), Wendelin Neumaier (Diesle-Bauer). Die ersten Instrumente wurden an einem Sonntag im Karlsruher Musikhaus Daimler gekauft und an die Musiker ausgegeben.

Allerdings merkten alle schnell, dass gemeinsames Musizieren ohne Unterricht nicht möglich ist. Also nahm man beim Haslacher Kapellmeister Karl Thoma theoretischen und praktischen Einzel-Unterricht. Die Stunde kostete damals drei Mark. Aufgrund der Inflation mussten die Musikstunden in Naturalien aller Art bezahlt werden.

Das erste Zusammenspiel der Hofstetter Musikkapelle fand nach drei Monaten in Schneeballenwirts Futtergang statt – Ochsen und Kühe waren damals geduldige Zuhörer. Doch die Musiker hatten ihren Spaß und setzten die Proben den ganzen Winter über fort. Im Frühjahr 1921 wurde dann die erste Gesamtprobe unter Karl Thoma in Schneeballenwirts Stube abgehalten.

Der erste öffentliche Auftritt erfolgte am Pfingstsamstag 1921, als die Musiker dem neuen Bürgermeister Josef Witt ein verspätetes Ständchen spielten. Anschließend gab es eine ordentliche Verköstigung, "was den jungen Musikern so recht gefiel, und bis spät in die Nacht zechten und musizierten sie."

Am Pfingstmontag ging es dann hinauf auf die Biereck, wo erstmals Tanzmusik in der überfüllten Wirtschaft gespielt wurde. "Erst spät nach Mitternacht gingen die Musiker mit runden Schritten die Steig hinunter, aber mit dem Gefühl, dass der Anfang für eine Musikkapelle gemacht und gelungen ist", steht geschrieben. Die erste Prozession folgte am Fronleichnamstag, im Jahr 1922 wurde dann auch der Weiße Sonntag musikalisch umrahmt.

Zum ersten Vorstand des Musikvereins wurde 1923 Ludwig Neumaier gewählt, der Vereinsbeitrag auf drei Mark festgelegt. Die Mitgliederzahl stieg auf 90 Personen und nahm dann beständig ab, so dass der Verein 1931 wieder aufgelöst wurde. "Übrig blieben die aktiven Musiker, die sich bis zum heutigen Tag Musikkapelle nennen", ist in der Hofstetter Ortschronik zu lesen.