An der Bahnhofstreppe in Hausach kommt Cornelia Isenmann ohne Hilfe nicht weiter. Foto: Lübke

Der Hausacher Bahnhof ist nicht barrierefrei. Was das für gehbehinderte Menschen für Probleme mit sich bringt, erlebt die Hausacherin Cornelia Isenmann immer wieder. Das kürzlich bekannt gewordene Aus für die Sanierung nimmt ihr die Perspektive.

Hausach - Wenn Cornelia Isenmann Zug fahren möchte, muss sie in Hausach hoffen, dass dieser auf Gleis eins einfährt – oder sie braucht Hilfe. Dann muss zum Beispiel ihr Taxifahrer den Rollator die Treppe heruntertragen, damit Isenmann zu den anderen Gleisen durch die Unterführung kommt. Die 62-Jährige Hausacherin wohnt betreut und ist geh- sowie sehbehindert. Was das für sie am Bahnhof bedeutet, zeigt sie unser Redaktion vor Ort.

"Die Treppe ist das größte Problem. Hier kommen auch keine Kinderwagen runter und Fahrradfahrer müssen ihren Drahtesel tragen", sagt Isenmann. Es gibt aber noch mehr Probleme. Auch in das Bahnhofsgebäude kommt Isenmann nicht direkt von der Hauptstraße aus, weil wieder eine kleine Treppe im Weg ist. Sie muss den unebenen Weg um das Gebäude nehmen.

Dass der Weg dort, links vom Bahnhof, in schlechtem Zustand ist, nimmt sie in Kauf. "Dann muss man sich da halt mehr Zeit nehmen", hält sie fest. Allerdings sei ein Rollstuhlfahrer auch auf diesem Weg auf Hilfe angewiesen. "Sonst ist das sicher eine ziemliche Quälerei", vermutet Isenmann.

Wenn sie es dann einmal zum Zug geschafft hat, ist der Einstieg für sie kein Problem. Denn die Hausacherin ist vorbereitet. "Es gibt eine Mobilitätshilfe, die man anrufen kann. Viele machen das allerdings vor ihrer Fahrt nicht und hier gibt es keinen Service dafür, nur in Offenburg." Wenn die dortige Mobilitätszentrale kontaktiert ist, weiß das Zugpersonal Bescheid und fährt eine Rampe aus. So ist Isenmann regelmäßig ganz gut in Richtung Offenburg oder Wolfach unterwegs. "Ich habe es bisher fast immer noch zum Zug geschafft."

Allerdings gilt am Hausacher Bahnhof aktuell in Richtung Freudenstadt und St. Georgen ein Schienenersatzverkehr und wenn Isenmann Bus fahren will, werde sie nicht immer mitgenommen, weil der Bus zu voll sei. "Gestern hatte der Bus auch eine Stunde Verspätung. Da wäre ich zum Beispiel nicht mehr nach Hornberg gekommen", berichtet die 62-Jährige. Den Schienenersatzverkehr versuche sie so gut es geht zu meiden.

Alternativer Übergang wird nicht mehr genutzt

Wenn die Treppe nicht so bald barrierefrei umgebaut wird, wonach es nach dem Rückzieher des Landes aus dem Bundesförderprogramm zur Bahnhofssanierung aussieht (wir berichteten), gebe es in Hausach auch noch eine andere Möglichkeit, zu den anderen Gleisen zu kommen. Im vorderen Bereich des Bahnhofs aus Richtung Haslach kommend gab es einmal einen Übergang, der direkt oberirdisch zu Gleis zwei und drei führt. "Den darf man aber mittlerweile nicht mehr nutzen. Da hat es einmal einen Unfall gegeben", bedauert Isenmann.

Sie sieht nun das Land in der Pflicht. "Die Stadt kann nicht so viel machen, weil der Bahnhof nicht ihr gehört", weiß die Hausacherin. Aber die Stadt müsse Druck auf das Land ausüben und die Probleme offensiv ansprechen. "Ich wünsche unserem Bürgermeister Wolfgang Hermann, dass er hier eine Lösung findet", sagt Isenmann und formuliert ein Angebot an den Ministerpräsidenten: "Er kann sich gerne bei mir melden. Ich würde ihm den Bahnhof mit all den Problemen zeigen und ihm deutlich machen, was die Situation hier für behinderte Menschen bedeutet. Denn so kann es nicht weitergehen."

Solange es aber so weitergeht, fehlt Isenmann die Perspektive. "Wir behinderten Menschen haben ein Recht darauf wegzufahren. Man diskriminiert uns hier." Sie hat die Hoffnung, den Rollator, auf den sie seit rund einem Jahr angewiesen ist, wieder loszuwerden. Ihre geringe Sehkraft stellt die Hausacherin nicht vor weitere Herausforderungen. Da sie in der Stadt unter der Burg geboren wurde, kennt sie alle Wege. An fremden Bahnhöfen sehe das allerdings anders aus.

Bürgermeister Wolfgang Hermann will den Druck aufs Land, den sich auch Cornelia Isenmann wünscht, beim Thema Bahnhof aufrecht erhalten. Bei der Gemeinderatssitzung am Montag sagte er, dass er Verkehrsminister Winfried Hermann dazu eingeladen habe, sich den Bahnhof in Hausach anzusehen. Er habe aber bislang keine Antwort aus Stuttgart erhalten.