Bei einem Schlaganfall ist es wichtig, sofort den Notruf zu wählen, um größere Hirnschäden zu verhindern. Foto: Boris Roessler

Heute ist Tag des Schlaganfalls. Etwa 270 000 Menschen erleiden laut Deutscher Schlaganfall-Hilfe jährlich eine solche Durchblutungsstörung. So auch Brigitte Salzmann aus Hausach.

Hausach - Auch die Hausacher Gemeinderätin Brigitte Salzmann teilt dieses Schicksal. Der Lahrer Neurologe Christian Blahak sagt, wie man das Schlaganfall-Risiko verringern kann.

Herr Blahak, was genau ist ein Schlaganfall?

Grundsätzlich fasst man unter dem Begriff Durchblutungsstörungen und Blutungen im Gehirn zusammen. Durchblutungsstörungen machen etwa 85 Prozent der Schlaganfälle aus. Dabei kommt es durch Verschlüsse von größeren oder kleineren Gefäßen zu einer Minderdurchblutung im Gehirn und damit zu neurologischen Ausfallerscheinungen.

Wer hat ein besonders hohes Risiko für Schlaganfälle?

Es gibt ähnliche Risikofaktoren wie für Herzkreislauferkrankungen. Dazu gehören Bluthochdruck, Diabetes, Störungen des Cholesterinstoffwechsels, Fettleibigkeit und Rauchen. Aber es gibt durchaus jüngere Patienten, die keine Risikofaktoren aufweisen und einen Schlaganfall bekommen.

Frau Salzmann, gehören Sie zu dieser Risikogruppe?

Mein Hauptrisiko ist wohl der Bluthochdruck. Ich weiß seit 45 Jahren, seit meiner ersten Schwangerschaft, dass ich Bluthochdruckpatientin bin.

Herr Blahak, mit welchen Symptomen macht sich ein Schlaganfall bemerkbar?

Es gibt unterschiedliche Symptome. Die wichtigsten sind eine halbseitige Lähmung oder Gefühls- sowie Sehstörungen. Außerdem können Sprach- oder Sprechstörungen auftreten. Bei Sprachstörungen findet man die Wörter nicht mehr richtig, verwendet falsche Wörter oder setzt die Silben falsch zusammen. Und es gibt Sprechstörungen, bei denen die Sprache undeutlich und verwaschen wird, so als ob man betrunken wäre.

Frau Salzmann, wie haben Sie Ihren Schlaganfall vor knapp einem Jahr erlebt?

Ich hatte Stress an diesem Tag, dann spüre ich immer sehr deutlich, wie mein Blutdruck steigt. Ich saß an meinem Schreibtisch und fiel plötzlich aus meinem Stuhl auf den Boden. Mein Schutzengel war sehr aufmerksam. Mein Mann hörte das Gepolter und kam umgehend nach oben in mein Zimmer. Er hat die Situation sofort erfasst, schnell und richtig gehandelt, indem er die 112 angerufen hat. Der Rettungsdienst war kurze Zeit später da und man brachte mich in das richtige Krankenhaus. Das Ortenau- Klinikum Lahr hat spezialisierte Ärzte – Radiologen, die eine Thrombektomie durchführen können. Schon im Rettungswagen war ich völlig orientierungslos, das heißt alles, was nun mit mir geschah, hat man mir später berichtet.

Herr Blahak, welche Maßnahmen sind zu ergreifen, wenn der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht?

Das Wichtigste ist, dass sofort der Rettungsdienst verständigt wird und dann möglichst schnell eine Klinik mit einer Schlaganfall-Spezialstation angefahren wird. Das sind im Ortenaukreis Lahr und Offenburg.

Was passiert in der Klinik?

Wenn der Patient eingeliefert wird, untersuchen wir ihn als erstes neurologisch, um zu sehen, welche Defizite vorhanden sind. Als zweites führen wir einen orientierenden Ultraschall der Hirngefäße durch. Dann folgt eine Computer- oder Kernspintomographie, bei der auch die Gefäße und die Durchblutung im Gehirn dargestellt werden. Bei einer Durchblutungsstörung kann eine Thrombolyse-Behandlung vorgenommen werden, also eine Infusion, die das Gerinnsel auflösen soll. Dies war lange Zeit die einzige Therapiemethode. Seit einigen Jahren gibt es bei Verschlüssen größerer Gefäße zusätzlich die Möglichkeit, mit einem Katheter das Gerinnsel aus dem Gefäß herauszuziehen, dieses Verfahren nennt man "Thrombektomie". Das Thrombektomie-Verfahren ist ein großer Fortschritt in der Medizin.

Wie wichtig ist dabei der Faktor Zeit und warum?

Die Entfernung des Gerinnsels muss so schnell wie möglich geschehen. Im Grunde hat man nur ein Zeitfenster von wenigen Stunden. Mit jeder Minute, in welcher der Gefäß-Verschluss vorliegt, gehen viele Nervenfasern zugrunde. Die Chancen, dass der Patient nur geringe Defizite behält, steigen, je schneller man den Gefäßverschluss behebt.

Wie ging es bei Ihnen weiter, Frau Salzmann?

Im Krankenhaus in Lahr wurde ich schon als Schlaganfallpatientin erwartet. Der Rettungsdienst gibt im Vorfeld alle Informationen an das Krankenhaus weiter. Am nächsten Morgen standen mehrere Ärzte um mein Bett und berichteten, was mit mir geschehen war, was man mit mir gemacht hat und wo ich bin. Ob sich die linksseitige Lähmung zurückgebildet hat und ich auch wieder laufen kann, wusste man zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Wie geht es Ihnen heute?

Ich kontrolliere regelmäßig meinen Blutdruck, gehe vierteljährlich zur Kontrolluntersuchung und nehme gewissenhaft meine Tabletten wie das Blutgerinnungsmedikament – das ist alternativlos. Es geht mir gut und dafür bin ich sehr dankbar. Ich kann denken, ich kann reden, ich kann laufen, mich bewegen und meine Ehrenämter wieder ausführen.

Veranstaltungshinweis

Christian Blahak ist Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie mit Schlaganfallstation am Ortenau-Klinikum Lahr-Ettenheim. Er hält am Donnerstag, 19. Mai, um 19.30 Uhr in Hausach im Seniorenzentrum einen Vortrag über das Thema "Schlaganfall erkennen, behandeln, vorbeugen.".