Der elektronische Stallknecht lenkt und denkt: Hubert und Luitgard Schmid vom Hausacher Faißtenhof wollen ihren Melkroboter nicht mehr missen. Foto: Gehringer

Kühe vom Faißtenhof geben ihre Milch per Roboter ab. Besitzer können auch mal ausschlafen.

Hausach - Wie von Geisterhand fahren die vier Melkschläuche unters Euter von "Susi". Exakt wird jede Zitze angepeilt, der Schlauch stülpt sich drüber, zischend wird das Euter gereinigt – und dann fließt Milch, was die Kuh hergibt. Sie stärkt sich derweil mit Kraftfutter, das übers Förderrohr herangeschafft wird. Und Hubert und Luitgard Schmid schauen der Prozedur ganz gelassen zu.

Seit einem Jahr arbeitet auf dem Faißtenhof im Hausacher Breitenbachtal ein Melkroboter 24 Stunden am Tag – der bisher einzige im Kinzigtal und einer von nur drei im Ortenaukreis. Jeden Morgen und jeden Spätnachmittag in den Stall, mit dem Melkgeschirr von Kuh zu Kuh: Das war einmal. Heute lässt sich jede der aktuell 45 Kühe Milch abzapfen, wann es ihr genehm ist.

Nur im Notfall schlägt der Roboter per SMS Alarm

Und das Landwirtsehepaar möchte die – mit Fördergeldern unterstützte – 100 000-Euro-Anschaffung nicht mehr missen: "Man ist flexibel, muss nicht mehr morgens um fünf raus, keine anstrengende Arbeit mehr verrichten, und das Melken ist sauberer", nennt Luitgard Schmid einige Vorzüge. Jetzt kann sie tagsüber auch mal länger weg sein, und während sie kocht oder den Kindern bei den Hausaufgaben hilft, genügt ab und zu ein Blick auf den Computer, der mit der Anlage verbunden ist. Nur im Notfall schlägt der Roboter per SMS Alarm. "Achtzig Prozent der Melkarbeit erledigt man am PC", ist auch Hubert Schmid zufrieden – und als Nebenerwerbslandwirt überzeugt: "Ohne Roboter hätte unsere Milchwirtschaft aufgehört."

Er hatte die Idee, die Melkmaschine des 21. Jahrhunderts anzuschaffen. "Vor sechs Jahren habe ich so einen Roboter in Frankreich gesehen – und war begeistert", berichtet der 46-Jährige und schmunzelt: "Dann musste ich nur noch meine Frau überzeugen." Diese war skeptisch: "Ich dachte, da bräuchte man Kühe mit perfekten Eutern, aber das muss gar nicht sein", sagt Luitgard Schmid (42).

Denn der Roboter denkt eifrig mit: Für jede Kuh speichert er die "Euter-Koordinaten" und weiß fortan grob, wo die Schläuche hinfahren müssen; die Feinjustierung erledigt eine Kamera beim Melken. Kollege Computer memoriert auch, wann die Kuh letztmals erschienen ist – erst nach mehreren Stunden erteilt er ihr wieder "Melk-Anrecht". Auch Krankheiten, Besamungsreife oder Kalbungstermin zeigt er an. Je eine halbe Stunde morgens und abends sitzen die Schmids am Computer, um die Daten auszuwerten.

Und wie haben sich die Tiere an den elektronischen Stallknecht gewöhnt? "Die erste Woche war anstrengend", erinnert sich Luitgard Schmid. Dann aber hätten Susi, Hanna und Co. den Roboter schnell schätzen gelernt: "Sie können kommen, wann sie wollen, und haben keine übervollen Euter." Schüchterne Kühe, die kein Gedränge wollen, rücken einfach nachts an. "Und das Gerät massiert die Zitzen und stimuliert den Milchfluss", erklärt Hubert Schmid einen weiteren Vorteil.

Wie bereits Landrat Frank Scherer und die Landfrauen, können bald auch andere Interessierte den Roboter begutachten: beim Tag der offenen Tür voraussichtlich im Sommer.