Auf dem Badenwerkareal in Hausach wird die Neumayer-Stiftung 20 Wohneinheiten bauen.Foto: Kornfeld Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Neumayer-Stiftung schafft bezahlbaren Wohnraum / Betreiber ist die Diakonie Ortenau

Das solidarische Wohnmodell "Neumayer-Haus" geht in eine neue Phase. Ende des Monats werden die Stadt Hausach und die Neumayer-Stiftung beim Notar den Verkauf des Grundstücks auf dem Badenwerkareal in Hausach besiegeln.

Hausach. "In 20 Wohneinheiten (von Einzimmerwohnungen bis Dreizimmerwohnungen) entsteht in Hausach mit dem "Neumayer-Haus" bezahlbarer Wohn- und Lebensraum für Menschen in dieser schwierigen Situation und damit ein Gemeinschaftsraum, der Modell und Impulsgeber für die gemeinsame Antwort auf eine der aktuellsten sozialen Fragen sein will", heißt es auf der Webseite der Neumayer-Stiftung.

Bürgermeister Wolfgang Hermann zeigt sich auf Nachfrage unserer Zeitung begeistert über das Vorhaben: "Ich kenne kein weiteres Projekt dieser Art in Baden-Württemberg. Es gibt sozialen Wohnungsbau in allen Facetten, aber so etwas nicht."

Das "Neumayer-Haus" soll präventiv eingreifen, es ist gedacht für Menschen, die Arbeit haben und vom sozialen Abstieg bedroht sind, aber wenig oder keine staatliche Hilfe bekommen. Das können beispielsweise alleinerziehende Mütter oder Künstler sein, so Hermann. "Es ist gerade in diesen Zeiten schön, dass wir so ein Projekt haben", sagt Hermann im Hinblick auf die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie.

Die Unterversorgung an bezahlbarem Wohnraum trage stark zum Armutsrisiko von Familien, Alleinerziehenden Eltern und älteren Menschen bei, beschreibt die Neumayer-Stiftung auf ihrer Webseite die Situation. Selbst Normalverdiener fänden oft keinen bezahlbaren Wohnraum mehr. Wohnungsnot treffe in aller Härte besonders Personen, die Aufgrund eines Schufa-Eintrags, körperlicher oder psychischer Erkrankung, Mietschulden oder anderer schwieriger Situationen auf dem freien Wohnungsmarkt keine Chance haben. Ziel ist es, dieser Entwicklung auch im ländlichen Raum zu begegnen. Die Bewohner sollen nach einer Stabilisierungsphase von bis zu fünf Jahren in der Lage sein, eigenständig Wohnraum auf dem freien Markt zu finden und zu halten.

Bestandteil sind auch eine sozialpädagogische Betreuung im Einzelfall und Beratungsangebote. Betreiber wird die Diakonie Ortenau sein, die im November 2019 im Auswahlverfahren den Zuschlag erhielt. Bürgermeister Hermann lobt im Gespräch mit dem Schwabo die hervorragende Zusammenarbeit mit Astrid Schimmelpenninck, Vorständin Projekte der Neumayer-Stiftung, und mit der Diakonie.

"Wir sind der Stadt Hausach dankbar, dass wir so eine Sahnestück bekommen, an so einem schönen Ort kann auch die Seele gesund werden", so Schimmelpenninck. Die Zielgruppe des Projekts habe keine Lobby, darum setze sich die Stiftung für sie ein. Es sei wunderbar, dass direkt nebenan die Lebenshilfe baue, so die Projektleiterin.

"Sahnestück" tut auch der Seele gut

Auch die Nähe der Paritätischen Schulen und des Bahnhofs, durch den Mobilität gegeben ist, hebt sie hervor. "Normalerweise werden solche Projekte an den Rand gedrängt, aber wir wollen, dass es sichtbar ist", betont sie. Die Diakonie habe glücklicherweise 200 Meter entfernt ihr Büro und biete sich als Ansprechpartner für die Bewohner an. Es handelt sich nicht um betreutes Wohnen, betont Schimmelpenninck. Gedacht ist das Projekt für Menschen aus dem Kinzigtal, für die Belegung sind die Wohlfahrtsverbände zuständig

Der Neubau des Wohnprojekts erfolgt ab diesem Jahr durch die Neumayer-Stiftung. Das Haus soll im Jahr 2022 bezugsfertig sein und durch die Diakonie Ortenau als Sozialbetreuer betrieben werden. Die Neumayer-Stiftung wird mit einem Büro im Haus vertreten sein.