Bereits im vergangenen Jahr brüteten die Störche auf dem Kirchturm. Archivfoto: Vetterer Foto: Schwarzwälder Bote

Tiere: Stadtkirchenstörche noch unschlüssig, ob sie wieder auf Kamin brüten / Andere Vögel auch wieder da

Es klappert in Hausach wieder: Auf dem Rathaus und auch auf der Dorf- und Stadtkirche haben die Störchen wieder ihr Domizil bezogen. Bei Letzeren bleibt abzuwarten, ob die Vögel den unproblematischeren Nistort wählen werden.

Hausach. Schon seit einigen Wochen ist der Storch auf der Dorfkirche wieder zu Hause. Seit Dienstag ist nun auch das Männchen auf der Stadtkirche wieder da. Und laut der Stadtverwaltung ist auch der Rathausstorch wieder in Hausach.

Seit mehreren Jahren nistet schon das Storchenpaar auf der Dorfkirche. Im vergangenen Jahr bezogen dann auch auf der Stadtkirche und dem Rathaus jeweils zwei Vögel ihr Domizil. Der Einzug der Störche auf St. Mauritius bereitete Pfarrer Christoph Nobs einiges Kopfzerbrechen, denn die Vögel hatten sich ausgerechnet den Kamin ausgesucht, um dort ihr Nest zu bauen. Die Situation bot nur zwei Möglichkeiten: entweder wird, wie es der Pfarrer auf den Punkt brachte, "volle Lotte" geheizt und den Störchen "Dampf unter den Hintern" gemacht, damit ihnen klar wird, dass dies kein geeigneter Ort für den Nestbau ist oder die Heizung wird abgestellt. Für letzteres fiel dann die Entscheidung.

Dennoch sollte diese nicht noch einmal getroffen werden müssen. Eine "Ausweichwohnung" auf dem Kirchendachfirst wurde errichtet. Nachdem nur das Männchen auf der Stadtkirche eingezogen war und sich augenscheinlich noch unsicher ist, ob er die extra für ihn gebaute Vorrichtung nutzen soll oder lieber seinen alten Brutplatz bezieht, reagierte Nobs. "Am Aschermittwoch war zügiges Handeln angesagt: Der Hausacher Ruhestand-Schmied und Schlosser Karl Schmid fertigte in seiner Werkstatt eine Stellage im 45-Grad-Winkel mit einer Platte aus Edelstahl zur Montage auf den Kamin zur ›Storchen-Nestbau-Verhinderung‹", berichtet der Pfarrer. Die Feuerwehr übernahm das Anbringen mit ihrer großen Leiter.

Ob die Störche nun, wenn das Weibchen ebenfalls wieder da ist, den "richtigen" Nistplatz wählen, bleibt abzuwarten. "Wenn man das gut anbietet, könnte das klappen", meint Hans-Günther Bauer, Ornithologe am Max-Planck-Institut in Radolfzell. "Aber es ist auch möglich, dass die Vögel sich auch einen ganz anderen Brutort suchen."

Das wäre schade, denn gerade 2020, als sich neben dem Paar auf der Dorfkirche sich noch zwei weitere niederließen, war für die Störchen ein schwieriges Jahr. Die Hitze machte ihnen zu schaffen und erschwerte die Futtersuche. Wie Rudi Allgaier vom Nabu Kinzigtal zusammenfasst brüteten zwei der Hausacher Paare – das auf der Sadt- und das auf der Dorfkirche. Bei allen schlüpften zwar vier Junge, doch schlussendlich schaffte es nur je einer bis ins Erwachsenenalter und wurde flügge. Nicht nur das mangelnde Nahrungsangebot war wohl das Problem. "Wahrscheinlich waren die Küken auch dehydriert", meint Allgaier. Gerade für die Störche in der Stadt sei es schwierig gewesen, passende Wasserquellen zu finden. Die eigentlich recht scheuen Vögel in Hausach-Dorf seien sogar so verzweifelt gewesen, dass einer der Störche sich Wasser aus einem Brunnen holte, als Allgaier direkt daneben saß. Normalerweise bevorzugen sie auch Wasser aus Gräben oder Teichen ohne Randbewuchs, wie Rudi Allgaier erklärt.

Ob die neuen Störchen nun Jahr für Jahr nach Hausach zurückkehren, wird sich zeigen. "Das kann man nicht sagen, zumal es auch schwierig ist sicher zu sein, ob es immer die gleichen Individuen sind", sagt Bauer. Wenn die Vögel aber einmal einen Bruterfolg hatten, seien sie aber auf jeden Fall aggressiver und verteidigten ihr Nest vehement gegen Konkurrenten. Das sieht auch Allgaier so. Und: "Wenn sie einmal erfolgreich gebrütet haben, dann kommen sie meistens zurück."

"Störche kommen nicht von alleine und bleiben nicht von alleine", betont Allgaier. Sie brauchen gute Bedingungen. Dazu gehören ein ausreichendes Nahrungsangebot dank entsprechender Feuchtgebiete, für die Vögel geeignete Wasserquellen und auch Nistmaterial. Störche verwenden beispielsweise Äste von maximal einen Metern Länge, unter anderem Schnitt von Obstbäumen, Eichen oder Weiden.