Werksleiter Jörg Stoffels, Betriebsratsvorsitzender Manfred Wöhrle und Vize Michael Weigold hoffen, dass die Strategie des neuen Investors nach dem schmerzlichen Einschnitt auch fruchtet. Foto: Möller

Unternehmen baut  zehn Prozent der Stellen ab. In Hausach sind dann noch 600 Mitarbeiter tätig. Mit Kommentar.

Hausach - Bei Neumayer Tekfor in Hausach werden bis zum Stichtag 30. Juni 2014 rund zehn Prozent der Stellen abgebaut. Von den aktuell 665 sollen dann noch gut 600 Mitarbeiter am Gründungssitz des Unternehmens tätig sein. Von der Gründung am 1. Januar 1942 als Firma Erich Neumayer über Neumayer Tekfor bis heute mit Amtek – Werksleiter Jörg Stoffels informierte mit dem noch amtierende Betriebsratsvorsitzende Manfred Wöhrle und seinem bald aufrückenden Stellvertreter Michael Weigold (siehe Infokasten) gestern über den Interessensausgleich, den Geschäftsführung und Betriebsrat am Dienstag geschlossen hatten.

"Nach 65 Jahren Erfolgsgeschichte kam 2005 die Übernahme durch Barcley Private Equity", leitet Stoffels auf Werksgeschichte über. Eine Milliarde Euro Umsatz sollten es 2012 sein, von 2009 auf 2013 sollte sich der Umsatz verdoppeln. Wachstum, Wachstum, das waren die Ziele dieser "alten" Geschäftsführung. Investiert wurde vorwiegend in die Entwicklung, neue Techniken und komplexe Produkte. Kundenanfragen nach dem eigentlichen Kerngeschäft, der Zerspanung und der Umformtechnik, wurden in dieser Zeit eine Absage erteilt, so Stoffels.

Nach der überstandenen Insolvenz verfolge der neue Investor, Amtek Auto Ltd. für die Gruppe jedoch eine andere Strategie, nämlich die Konzentration aufs ursprüngliche Kerngeschäft, Zerspanung und Umformung. Der daraus resultierende Strukturwandel sieht bis zum 30. Juni 2014 einen Personalabbau auf "starke 600 Mitarbeiter", also um rund zehn Prozent, vor.

"Wir werden weitere Zeitarbeits-Mitarbeiter reduzieren, aus dem Bereich sind aktuell noch über 100 bei uns tätig", erläuterte Stoffels. Auch wolle man manche Zeitverträge auslaufen lassen. Nachdem krisenbedingt im Jahr 2009 ältere Mitarbeiter in Rente geschickt werden konnten und das gut ankam, sollen laut Betriebsratsvorsitzenden Manfred Wöhrle auch sieben der derzeit 15 Mitarbeiter der entsprechenden Jahrgänge so ihre Tätigkeit für Neumayer Tekfor aufgeben.

In puncto betriebsbedingte Kündigungen betonten Wöhrle und Stoffels, dass man keinen Einfluss auf Tekfor Services habe. Die IT und die Research & Development-Bereiche (R&D) dagegen gehören zur Hausacher Holding. Beide Bereiche werden aufgelöst. Die IT-Mitarbeiter werden komplett von Neumayer Tekfor Hausach übernommen. Elf der rund 20 R&D-Mitarbeiter haben vorgestern bei einer Infoveranstaltung ihre Kündigung bekommen. Neun dieser Mitarbeiter mussten betriebsbedingt gekündigt werden. Sie haben laut Stoffels gestern davon erfahren, werden ab heute nicht mehr zur Arbeit kommen und erhalten wohl per Auflösungsvertrag ein höheres Angebot, als wenn sie klagen würden. "Das sind alles junge, ledige Ingenieure", sagt Wöhrle, die bei der aktuellen Arbeitsmarktlage sofort wieder einen Job hätten.

Wöhrle verweist noch auf die Regelungsabrede, die perspektivisch eine Beschäftigungsgarantie ohne betriebsbedingte Kündigungen von drei Jahren sowie höhere Arbeitszeiten, höheres Weihnachtsgeld und höhere Schichtzulage vorsieht. "Damit wieder Ruhe reinkommt", meint der scheidende Betriebsratsvorsitzende. Stoffels betont noch, der Investor würde bereits ins Kerngeschäft investieren. Stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Weigold nennt als Beispiel den neuen Körper für die Warmpresse und die 2014 geplante Heizung.

"Wir sind Mittelständler, kein Großkonzern", lautete Wöhrles Fazit. Der zuvor mit Wachstumsstreben "aufgeblasene Luftballon" sei geplatzt. Stoffels verwies darauf, dass Hausach von allen der beste und der teuerste Standort sei. Mit dem neuen Investor könne man auch wachsen, aber aus eigener Kraft, nicht auf Pump. 

Info: Wechsel an der Betriebsratspitze

Als neuer Betriebsratsvorsitzende von Neumayer Tekfor in Hausach rückt Michael Weigold ab der nächsten Woche auf. Der 44-jährige Elektrikermeister leitet im Unternehmen die Instandhaltungsabteilung. Seine Berufslaufbahn begann der gebürtige Hornberger mit einer Elektrikerlehre beim Badenwerk. Seit 1992 ist er bei der Firma Neumayer Tekfor in Hausach tätig, wo er sich berufsbegleitend zwischen 2002 und 2005 zum Elektrikermeister weiterbildete. Ebenfalls seit 2002 ist er Mitglied im Betriebsrat des Unternehmens. Bei der letzten Betriebsratswahlen vor knapp vier Jahren wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Die nächsten Betriebsratswahlen stehen im März 2014 an. Privat ist Weigold verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Gutach. 

Kommentar: Bitter für viele

Arwen Möller 

Viele Hausacher sind mit der Firma Erich Neumayer aufgewachsen und kannten den Patriarch persönlich. Manche haben im Hausacher Familienunternehmen ihre Berufslaufbahn begonnen und bis heute sämtliche technischen und strategischen Wandel erlebt. Nun werden an die zehn Prozent Personal bei Hausachs größtem Arbeitgeber abgebaut. Das ist viel. Wie sozial verträglich auch immer, für die betroffenen und auch die bleibenden Mitarbeiter ist das eine bittere Pille. Für Hausach und das Tal auch, den an jedem Arbeitsplatz hängt auch Kaufkraft. Bleibt zu hoffen, dass die Strategie von Amtek mit dem Kerngeschäft aufgeht.