Ein Blick in die Geschichte der Bibliotheken der Stadt Hausach / Viele ideologische Debatten bei Zusammenschluss
Hausach (s). Anlässlich des bevorstehenden Umzugs der Hausacher Bücherei lohnt sich ein Blick in die Geschichte der Bibliotheken der Stadt zu werfen. Einst galt der Satz: "Was Du schwarz auf weiß zur Hand hast, kannst Du getrost nach Hause tragen". Vorwiegend war in der Vergangenheit der Lesestoff von der Bibel und religiösen Schriften geprägt. So auch in Hausach mit der katholischen Borromäusbücherei, die von der katholischen Gemeinde zusammen mit der Diözese verwaltet wurde. Dies, wie heute, vorwiegend ehrenamtlich. Untergebracht war die Bücherei zu Beginn im Kaplaneihaus, und auch im alten Pfarrhaus konnte man Bücher ausleihen. Pfarrer Heinrich Brunner, war ein großer Förderer, wobei er neben christlicher Lektüre auch Werke von Karl May einbrachte.
Von Seiten der Stadt gab es keine eigene Bücherei. Lediglich in der Volksschule gab es einen kleinen Leihbüchereibestand. Dieser Bestand wurde mit der Machtergreifung Hitlers wesentlich ausgeweitet. So sollte das Gedankengut der Partei der Bevölkerung nahe gebracht werden. Nun bekam der interessierte Leser in der Borromäusbücherei die Bibel und Karl May, in der Volksschule dann "Mein Kampf" und andere Nazi-Literatur. Diese wurde nach dem verlorenen Krieg entfernt, das Leihangebot ging aber mit geringem Bestand weiter.
Am 6. Dezember 1991, konnte dann nach dreijährigen Verhandlungen zwischen der Pfarrei, damals Pfarrer Georg Eisele, dem erzbischöflichen Ordinariat und der Stadt, die gemeinsame Bücherei im Herrenhaus eröffnet werden. So wurde in zentraler Lage ein Zusammenschluss der beiden Büchereien, wie auch der Bibliotheken von Gymnasium und Kaufmännischen Schulen ermöglicht.
Der Zusammenschluss löste im Gemeinderat viele ideologische Debatten aus, die beinahe zum Scheitern des Vorhabens führten. Die damalige Gemeinderätin Uta Fuchs, die heute noch ehrenamtlich in der Bücherei tätig ist, war eine leidenschaftliche Verfechterin der gemeinsamen Bücherei, wie sie auch seitens der Stadt gewünscht wurde. Andere Stadträte befürchteten, dass die katholische Kirche allein über das Büchersortiment bestimmen würde, oder umgekehrt, dass die Borromäusbücherei in der gemeinsamen Einrichtung zu kurz komme.
Was von vielen beim Start als Fehlgeburt bezeichnet wurde, entwickelte sich zu einem Erfolgsmodell. Friedhelm Niewianda, der sich schon im Vorfeld für den Zusammenschluss engagierte, baute die neue Bücherei mit einem hervorragenden Helferteam auf und integrierte auch die neuen Medien. Mit Büchern aus Hausach konnte auch der Partnerstadt Lauta in Sachsen ausgeholfen werden, deren Bücherei nach der Wende 1989 große Lücken aufwies.
Nach 20-jähriger erfolgreicher Tätigkeit schließt die Bücherei nun zum 9. Dezember. Am 12. Dezember beginnt der Umzug, und am 27. Januar 2012 erfolgt die Eröffnung der Mediathek, dies nun ebenerdig und auf dreimal so großer Fläche mit einem vergrößertem Bestand.