Paul Armbruster vor der Gaststätte Käppelehof, die er bis 2005 betrieb, um sie dann seinem Sohn Martin zu übergeben Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Ehrung: Paul Armbruster bekommt die Staufermedaille / Ehemaliges Ratsmitglied und SV-Vorsitzender

Eine besondere Ehre wird am Montag dem ehemaligen Käppelewirt Paul Armbruster zuteil: Er erhält die Staufermedaille. Sie wird pro Jahr nur etwa 50 Mal vergeben. In Hausach bekam sie bisher noch niemand.

Hausach. Ein Anruf des Landratsamts überbrachte Armbruster in der vergangenen Woche die Nachricht, dass er für seine Verdienste um das Gemeinwohl die Staufermedaille erhält, wie ihm erklärt wurde. Er hatte damit nicht gerechnet, war überrascht und freute sich doch. "Trotzdem musste ich erst einmal nachschauen, was das für eine Auszeichnung ist", gibt er zu.

Dabei erfuhr der 75-Jährige, dass man für die Medaille vorgeschlagen werden muss. Armbruster weiß zwar nicht genau, wer das in seinem Fall getan hat, aber er hat eine Ahnung. Deweiteren fand er heraus, dass die Medaille "eine besondere, persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung" ist, wie es auf der Internetseite des Landes heißt. Mit ihr werden "Verdienste um das Gemeinwohl geehrt, die über die eigentlichen beruflichen Pflichten hinaus im Rahmen eines in der Regel ehrenamtlichen, gesellschaftlichen oder bürgerschaftlichen Engagements erworben wurden und über viele Jahre hinweg erbracht worden sind."

Liste seiner Verdienste ist sehr lang

Die Liste von Armbrusters Verdiensten um das Gemeinwohl, für die er die Ehrung erhält, ist lang. Zunächst war er jahrzehntelang Mitglied des Gemeinderats. 1975 wurde er, damals noch für die SPD, gewählt. 1989 trat er aus der Partei aus, war fünf Jahre parteilos, bevor er den Freien Wählern beitrat. Bis 2009, also 34 Jahre lang, bestimmte er die Geschicke der Stadt mit, 20 Jahre lang auch als Bürgermeisterstellvertreter. Als waschechter Einbacher machte er sich vor allem für die Abschaffung der unechten Teilortswahl stark. Nach der Eingemeindung Einbachs im Jahr 1971 standen den Einwohnern des Seitentals im Rat vier Sitze zu.

Nachdem sich die Bevölkerungszahl geändert hatte – im Einbach hatte sie ab-, und in der Stadt zugenommen – plante das Landratsamt, die vier Sitze auf drei zu reduzieren. Armbruster und andere Einbacher plädierten in dem Zuge dafür, dass alle Kandidaten von allen Stimmberechtigten der Gesamtgemeinde gewählt werden. "Als Rat ist man doch für die ganze Gemeinde zuständig – und nicht nur für den Ortsteil, aus dem man kommt", argumentiert er.

Die Bemühungen hatten doppelten Erfolg: Nicht nur, dass der Gemeinderat sich dafür entschied, die unechte Teilortswahl nicht beizubehalten. Nach der Wahl hatten die Einbacher sogar einen Vertreter mehr und waren schließlich zu fünft.

Außerdem kämpfte Armbruster um die Abwasserbeseitigung im Einbachtal, bei der die Hausbesitzer Eigenleistungen zur Abwasserkanal-Verlegung übernahmen.

Er gehörte außerdem zu den Befürwortern des Kinzigtalbads – von Anfang an. "Bereits in den 90er-Jahren haben ich und einige andere uns für diese Idee stark gemacht", erinnert er sich. Da einige Gemeinden aber noch nicht mitziehen wollten, wurden die damaligen Pläne verworfen.

Um so erfreuter ist der ehemalige Käppelewirt, dass das Bad bald fertig gestellt sein soll. Als ehemaliger Rat saß er gerade dann als Zuhörer im Sitzungssaal, wenn das Kinzigtalbad auf der Tagesordnung stand. Er ist bis heute bei den meisten politischen Geschehnissen in Hausach auf dem Laufenden. Was er nicht vor Ort den Sitzungen entnimmt, liest er in der Zeitung.

Aber er hat sich nicht nur in Hausach um das Gemeinwohl verdient gemacht. Seit 1999 saß Armbruster im Kreistag – wenn auch eher ein wenig unfreiwillig per Überhangmandat und mit mehr Stimmen als der damalige Bürgermeister Gerhard Scharf. 2004 gab er sein Amt im Kreistag auf – aus Zeitgründen, wie er sagt.

Nimmt Anteil an jüngsten Entwicklungen

Er war nämlich nicht nur im Hausacher Gemeinderat engagiert, sondern hatte noch andere Ehrenämter: Von 2002 bis 2012 war er Vorsitzender des SV Hausach. Eine Zeit, in der sich im Verein einiges bewegte: So bekam er unter anderem einen neuen Kunstrasenplatz und eine neue Sprenkleranlage. Mittlerweile ist er Ehrenvorsitzender und bis heute hängt sein Herz am SV, wie Armbruster sagt. Auch an den jüngsten Entwicklungen (wir haben berichtet), in deren Folge der Verein sich neu aufstellte, nahm er regen Anteil. Seit der Gründung 1989 ist er Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Kinzigtal. Sie verpachtet Grundstücke an Jäger.

Viele Projekte begleitete er in den 34 Jahren als Rat: Unter anderem die Auflösung des Hausacher Krankenhauses und die Errichtung des Seniorenzentrums. "Ich habe immer meine Meinung gesagt, gerne ausgeteilt, aber auch immer gerne eingesteckt", fasst er zusammen.

2009 nahm Gemeinderat Armbruster seinen Hut. "Mit 70 Jahren wollte ich nicht mehr im Rathaus herumspringen", erklärt er. Und dieses Alter hätte er bis zur kommenden Kommunalwahl überschritten gehabt.

Noch einmal wird er im Sitzungssaal des Rathauses einen Platz einnehmen, der nicht im Zuhörerbereich ist. Er freut sich über die Auszeichnung, meint aber auch: "Es gibt in Hausach noch viele andere, die sie verdient hätten."

Angesichts der Kommunalwahlen am 26. Mai rät er jungen Gemeinderäten: "Lassen Sie sich anfangs von der Älteren beraten und verzagen Sie nicht. Am Anfang ist es schwer, aber wenn man eine Weile dabei ist, überwiegen eindeutig die schönen Seiten." Und: "Manchmal muss man eine Abstimmung auch einfach akzeptieren."

Paul Amrbruster erhält die Staufermedaille am Montag, 15. April im Rathaus. Bei diesem nicht öffentlichen Anlass werden ihn Wegbegleiter seiner Gemeinderatszeit und seine Familie – unter anderem zwei seiner sechs Enkel – begleiten.