Friedrich Wein hat das Buch "Die Luftverteidigungszone West" geschrieben und sich mit den Bunkern und der Luftabwehr in Hausach befasst. Foto: Reinhard

Buchautor und Heimatforscher Friedrich Wein referiert über Bunkeranlagen und Luftverteidigung.

Hausach - Dass die NS-Vergangenheit und der Zweite Weltkrieg auch in Hausach ihre Spuren hinterlassen haben, wurde bei einem Vortrag von Buchautor Friedrich Wein deutlich. Er referierte über die Bunkeranlagen in Hausach sowie über die Flakabwehr vor Ort.

Mit Hilfe von Bürgern hatte er alle Feindeinschläge sowie alle Bunker in der Stadt unter der Burg aufgearbeitet. Das Ergebnis seiner Forschungen: Elf Anlagen sollten Hausach und den Schwarzwald vor dem Zugriff des Feindes schützen. Erste Verteidigungsanlagen habe es aber schon zu Zeiten des Ersten Weltkriegs gegeben, gerade an den Engstellen sollten Schanzen ein Durchkommen verhindern. In dem Krieg von 1914 bis 1918 sei auch zum ersten Mal moderne Luftwaffe zum Einsatz gekommen. In Folge dessen bildete sich die erst bodengestützte Luftabwehr. Der Versailler Vertrag verbot die Unterhaltung einer Luftwaffe und legte eine entmilitarisierte Zone 50 Kilometer östlich des Rheinufers fest.

Ab 1935 startete die NS-Regierung allerdings einen Befestigungsbau – zunächst unter strenger Geheimhaltung, ab 1938 allerdings ließ sich die Militarisierung nicht mehr verheimlichen. Der Westwall wurde ausgebaut, bald befanden sich zwischen Karlsruhe und Kleve alle 250 Meter ein Bunker. "Diese waren nicht unbedingt hochwertig, es ging eher um den Psychologischen Effekt", erklärte Wein.

Wie er erläuterte, erhielt jedes Schwarzwald-Tal mehrere Bunker, gerade das Kinzigtal mit seiner Eisenbahnlinie war von taktischer Bedeutung. Im weiteren Verlauf führte Wein die verschiedenen Bunkertypen sowie deren Verwendungszweck aus.

In Bezug auf die Luftabwehr gab er danach einen kurzen historischen Abriss über die Kriegsereignisse in Hausach und dem Kinzigtal. Nachdem Mitte Juni 1940 des Westfeldzug beendet und Straßburg erobert worden war, wurde die Flugabwehr in der Heimat neu gegliedert. Auch Hausach bekam Flugzeugabwehrstellungen. Diese wurde vor allem mit russischer Beutemunition ausgerüstet und von 17-jährigen Gymnasiasten aus Freiburg besetzt. Diese waren laut Wein aber anscheinend gut ausgebildet. Nachdem ab Februar 1945 die Alliierten versuchten, den Nachschub aus dem Schwarzwald für das Elsass zu verhindern, kam es vermehrt zu Anflügen. Viermotorige Bomber griffen die Dörfer an. "Haslach hat es da zum Beispiel böse erwischt", erinnerte Wein. Zunächst konnten sich die Hausacher aber gut wehren. Bei einer Attacke auf 20 Munitionswaggons gab es einen Abschuss, der Pilot geriet in Gefangenschaft. Ein andere zuvor hatte weniger Glück: Er überlebte den Abschuss nicht. Bei einem weiteren Angriff wehrte die Heimatflak sich so massiv, dass die Bomber schnell wieder abdrehten. Vom 16 bis 18. April erfolgten die letzten Angriffe, am 21. April kapitulierte Hausach.

Nach dem Krieg sprengten die Alliierten die Bunker, nahmen dabei aber teilweise Rücksicht auf die Umgebung. So wurde die Anlage beim Martinshof beispielsweise zuerst hermetisch verdichtet und dann mit Wasser gefüllt, bevor sie gesprengt wurde. Sie wurde eher geknackt als gesprengt. Schließlich zeigte Wein Fotos von den einzelnen Bunkeranlagen in Hausach und führte deren Bautyp aus.

Nach dem Vortrag gab es aus den Reihen der Zuhörer ein paar Fragen. So wollte jemand beispielsweise wissen, warum die Bunker gesprengt wurden. "Die Allierten wollten eine Wiederverwendung verhindern", erklärte Wein. "Sie hatten gelernt, dass einmal zerstörte Anlagen nicht neu besetzt wurden."

Info: Der Westwall

Der Westwall, von den Westalliierten auch Siegfried-Linie genannt, war ein über mehr als 630 Kilometer verteiltes militärisches Verteidigungssystem entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches, das aus über 18 000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren bestand. Er verlief von Kleve an der niederländischen Grenze in Richtung Süden bis nach Grenzach-Wyhlen an der Schweizer Grenze.