Die Automobilbranche schwächelt, die Zuliefer von Teilen aus Kinzigtal merken es an der Auftragslage. Symbolfoto: Weißbrod Foto: Schwarzwälder Bote

Automobilindustrie: Zuliefererfirmen aus dem Kinzigtal spüren Auswirkungen der schwächelnden Konjunktur

Der Handelskrieg in den USA, der Brexit, der Dieselskandal und nicht zuletzt die Klimaproteste sorgen weltweit für eine schwächelnde Konjunktur in der Automobilbranche. Besonders betroffen sind davon deren Zulieferer – auch im Kinzigtal.

Mittleres Kinzigtal. Das E-Auto wird immer beliebter, gerade mit Hinblick auf den Klimawandel. Das bekommt die Automobil-Industrie deutlich zu spüren. Der Handelskrieg der USA und der Dieselskandal tun ein Übriges. Besonders betroffen von der Marktsituation sind die Unternehmen, die die Automobilbranche beliefern. Davon gibt es einige im Kinzigtal. Aauch sie spüren die Auswirkungen der schwächelnden Konjunktur deutlich.

Thielmann Ucon: Jüngstes "Opfer" ist der Hausacher Containerhersteller Thielmann Ucon, der wegen eines Stellenabbaus in den Schlagzeilen des Schwarzwälder Boten stand. Hatte die Firma Anfang 2019 noch etwas mehr als 200 Mitarbeiter will die Firma ihre Belegschaft von derzeit 190 auf 150 reduzieren. "Wir rechnen damit, im kommenden Jahr 15 bis 20 Prozent weniger Output zu haben", nannte Geschäftsführer Igor Ferlan als Grund für den geplanten Stellenabbau. Von der Reduzierung der Arbeitsplätze sind vor allem Zeitarbeiter betroffen, deren Verträge auslaufen. Um den Standort Hausach und die anderen Stellen langfristig zu sichern, will die Firma dann mit der Stammbelegschaft weiterarbeiten.

"Wir haben viel mit der Lackindustrie zu tun und die hängt stark an der Automobilbranche dran", führt Ferlan auf Anfrage des Schwarzwälder Boten aus, wie genau Thielmann Ucon von den Fahrzeugherstellern abhängt. Er ist sich der Krise sowie deren Gründe bewusst. "Es ist klar, dass es in Hinblick auf die E-Mobilität irgendwann einen Rückgang geben wird. Die Automobilindustrie sowie wir als Zulieferer werden uns anpassen müssen." Thielmann befände sich aber in der glücklichen Lage, dass es nicht nur diese Branche beliefere.

Stellenabbau auf der einen Seite, ein Grundstücksverkauf auf der anderen Seite. Im Industriegebiet Hinterer Bahnhof versucht Thielmann derzeit ein Grundstück für 2,1 Millionen Euro an den Mann zu bringen. Das ist laut Ferlan aber kein verzweifelter Versuch, irgendwie an Geld zu kommen. "Das liegt schon lange brach und wir brauchen es einfach nicht. Wir versuchen schon seit anderthalb Jahren, das Grundstück zu verkaufen", erklärt er.

Tekfor: Neumayer Tekfor aus Hausach beliefert die Autobranche weltweit mit Motoren-, Getriebe- und Fahrwerkskomponenten. Auch für Tekfor war 2019 mit Brexit und Handelsstreit ein turbulentes Jahr, wie Werksleiter Jörg Stoffels bei der jüngsten Firmenfeier deutlich machte. Wie sehr das dem Unternehmen zu schaffen machte, belegen die Umsatzzahlen: Mit rund 142 Millionen Euro blieb er etwa fünf bis sechs Prozent unter dem des Vorjahres. Und es wird Stoffels nach nicht besser werden. Er rechnet auch 2020 mit einem schwierigen Umfeld und damit einhergehendem weiter sinkenden Umsatz. Doch die Firma hat sich zumindest teilweise schon auf den sich verändernden Markt eingestellt. Sie arbeitet an neuen Produkten, wie beispielsweise einbaufertigen Rotorwellen auf dem Gebiet der Elektromobilität. Der Maschinenpark ermöglicht außerdem die Herstellung von Komponenten wie Eingangswellen und Naben für Hybrid-Module. Ditter Plastic: Ditter Plastic in Haslach entwickelt und fertigt technische Kunststoffteile von 0,5 bis 12 000 Gramm Gewicht. Die Automobilbranche ist nur einer von mehreren Kunden. "Aber auch in anderen Branchen ist die Zurückhaltung größer geworden", berichtet Geschäftsführerin Brigitte Luise Ditter. Einbußen im Markt seien vorhanden. "Insgesamt läuft der Auftragseingang schleppender und es kommen weniger Angebote rein", so Ditter.

Die ganze Automobilbranche spüre die Konjunkturschwäche. Aufgrund dieses Abschwungs musste Ditter Plastic in Sachsen bereits ein Werk schließen. Auf die Standorte in Haslach und Hausach hätte das jedoch keine Auswirkungen. "Wir konzentrieren unsere Produktion auf das Kinzigtal", stellt Ditter heraus. Für das Geschäft sei es auch ein Problem, dass die deutschen Löhne international nicht konkurrenzfähig seien. Viele Unternehmen würden Arbeit ins Ausland verlegen, was Ditter Plastic aber ausdrücklich nicht mache. "Wir haben einige Prozesse teilweise automatisiert. Unsere Strukturen sind an die Situation angepasst", berichtet die Geschäftsführerin.

Die Zahlen belegen deutlich, dass die Branche sich auf einen absteigenden Ast befindet: Weltweit wurden im ersten Halbjahr 2019 rund fünf Prozent weniger Autos verkauft als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Allein in den Exportmärkten China und USA beklagten deutsche Hersteller seit Jahresbeginn Rückgänge von mehr als 20 Prozent. Der Aussage vieler Experten nach ist das aber erst der Beginn eines langen Abschwungs.