Einst haben die Haslacher auf Postkarten mit dem Storch geworben, der damals auf dem Kamin einer ehemaligen brauerei nistete. Foto: Repro Krafczyk Foto: Schwarzwälder-Bote

Bereits im 19. Jahrhundert nistet der Vogel in Hansjakobstadt

Von Alois Krafczyk

Haslach. Wenn in diesen Monaten so viele Blicke zum 66 Meter hohen Turm der katholischen Stadtpfarrkirche St. Arbogast gehen, dann hängt dies mit den dort nistenden Störchen zusammen. Selten zuvor hat ein freudiges Ereignis die Haslacher so begeistert wie die Rückkehr des Weißstorches. Daher lohnt sich ein Blick in die Haslacher "Storch-Geschichte".

Bilder des Haslacher Malers Carl Sandhaas belegen, dass bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Storch zu Hasle gehörte. Damals hatte er sein festes Nest auf dem Fürstenbergischen Kasten, jenem hohen Gebäude, welches dann im Jahre 1906 infolge der Kirchenerweiterung abgerissen wurde. Diese Szene hat später auch Frieder Haser in seinem Storchentagsbild am Hause Neumaier im Inneren Graben festgehalten.

Mit dem Abbruch des östlichen Kastengebäudes war die Zeit der Störche in Haslach aber nicht zu Ende, denn da stand ja noch am Rande der Altstadt das Gebäude der Brauerei "Haser & Cie" und zu diesem gehörte ein hoher Kamin. Dieser diente als er ausgedient hatte, den Störchen als neues Zuhause und das fast 70 Jahre lang.

Zweifelsohne zählte das Brauereigebäude mit seinem Kamin zu den markanten Bauwerken Haslachs und mit seinem Storchennest war es zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Im Jahre 1898 war der Kamin der Brauerei errichtet worden.

Alljährlich im Frühjahr schaute alles gespannt hinauf zum Brauereikamin und erwartete die Rückkehr der Störche aus Afrika. Und wie groß war dann die Freude, als es durchs Städtle tönte: "Der Storch ist wieder da, hurra."

Nun stimmte wieder alles; draußen im Brühl oder auf der anderen Kinzigseite hatten die Störche ihr Revier zur Nahrungssuche. Unzählige Autofahrer legten dann spätestens einen Stopp ein, wenn sie den mächtigen Storchenkamin entdeckt hatten und da surrten dann die Filmkameras und klickten die Fotoapparate. Dieses Motiv war stets lohnend, und noch mehr, wenn nach dem Brüten der Jungstörche diese zusätzlich das Nest bevölkerten.

Die im Erdgeschoss der ehemaligen Brauerei angesiedelten Ladengeschäfte – Schuhe, Schreibmaschinen und Souvenirartikel – nutzten für ihre Werbung den Zusatz "Unterm Storchenkamin".

Spannend wurde es mit den ersten Flugübungen der Jungstörche. Für sie war vielfach der bei der Alten Apotheke stehende mächtige Mammutbaum das Ziel ihrer ersten Flüge. Nicht ungefährlich war jenes Jahr, wo im Mammutbaum Krähen genistet hatten und diese sich durch die Störche belästigt fühlten. Da werden sich noch manche an jene Existenzkämpfe erinnern, die da zwischen Krähen und Störchen getobt und erst ein Ende mit dem energischen Einschreiten von Jäger Zwick fanden, der die Krähen vertreiben musste, was nicht ohne entsprechende Warnschüsse vonstatten ging.

Längst waren auch Haslacher auf die Idee gekommen, vom Storchenkamin Ansichtskarten herstellen zu lassen und so gab es solche der Firma Engelberg-Hempelmann und von Foto Grüninger. Wie viele Postkarten mit diesen Motiven hinaus in alle Welt gingen, das weiß niemand, aber überall wusste man von Haslach, der Stadt des Storchentages und der Störche.

Dann aber schlug 1978 die Stunde für den Storchenkamin, der bedingt durch den Abbruch der Alten Brauerei, auch Stück für Stück abgebaut wurde. Doch Adebar hatte schon einige Jahre zuvor nicht mehr in der Hansjakobstadt genistet.

Erstaunlich ist, dass die Störche in diesem Jahr ausgerechnet auf dem großen Turm von St. Arbogast ihre Wohnung eingerichtet haben, genau an der Stelle, wo sich einst auf dem Kastengebäude das Nest befunden hatte. Vielleicht gibt es auch bald schon wie damals Ansichtskarten vom Storchennest.

Auf was jetzt allerdings gespannt gewartet wird, sind die ersten Flugversuche der beiden Jungstörche und diese dürften nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.