Roland "Pomo" Albiker (Zweiter von rechts) beendet seine Tätigkeit im Narrenblättle-Verkaufsteam. Silvia Kimmig (von links), Angelika Keller und Michael Unger sowie die Kiechle-Gastgeber Karl und Hannelore Kilgus (hinten) bedauern das sehr. Foto: Becker

Nach 30 Jahren letztmals im Einsatz für das Narrenblättle-Verkaufsteam. Würdiger Abschluss

Haslach - Ein trauriger Tag für das Narrenblättle-Verkaufsteam Haslach-Ost mit Angelika Keller, Silvia Kimmig und Michael Unger war der vergangene Samstag. Denn Roland "Pomo" Albiker kündigte nach dreißig Jahren seinen Abschied an.

Nach seinem Ausscheiden bei den Schnurranten vor einigen Jahren bleibt eines der letzten noch verbliebenen Fastnachtsoriginale nun nur noch der Narrenbolezei erhalten. Auf die Frage, warum er aufhöre, kam seine Antwort etwas anklagend: "S’isch immer liedriger worre. In den letzten Jahren kam ich nach unseren Touren immer fast nüchtern heim!" So wird man sein weithin vernehmliches Rufen "S’Narrebläddle" und das Geschell der großen Glocke im Wohngebiet dort oben nicht mehr hören.

Ein würdiger Abschluss fand auch in diesem Jahr wieder bei der "Station Karl und Hannelore Kilgus" statt. Denn seit 28 Jahren wird das Team bei seiner Einkehr dort mit den leckeren traditionellen Scherben, dem Winzerbrot und Getränken aller Art bestens bewirtet.

Sichtlich gerührt sprach "Pomo" Abschiedsworte und überreichte den Gastgebern mit der Haslacher Chronik ein Geschenk, das sie allerdings schon hatten. "Macht nix, dann lest ihr sie halt noch emol", riet er spontan.

Dann verging die Zeit wie im Flug, denn viele "Weisch-no-Geschichten" machten die Runde. Da war zu vernehmen, dass man meist freundlich empfangen, teilweise sogar schon erwartet wurde. Aber es gab auch Türen, die verschlossen blieben, obwohl im Haus das Licht brannte und der Hund bellte. Einmal öffnete eine Frau die Türe. Auf ihre Frage, was sie denn wollten, boten die Verkäufer das Blättle an. Schnell nahm die Frau die Zeitung und schloss die Türe. Nach mehrfachem Läuten öffnete sie wieder. Als sie jedoch erfuhr, dass man dafür zwei Euro kassieren müsse, gab sie das Blatt beleidigt wieder zurück.

Nach der Wende, als viele deutsche Aussiedler aus der auseinander brechenden Sowjetunion nach Deutschland kamen und auch in Haslach Aufnahme fanden, läutete es in der Vorfastnacht auch an ihrer Türe. Sie konnten jedoch mit der Zeitung nichts anfangen. Erst als "Pomo" sagte "Das ist die Haslacher Prawda", einst wichtigste Zeitung in der Sowjetunion, hieß es "Ja, dann kaufen wir sie". Einmal kamen die Verkäufer auch an ein Haus, das verschlossen schien. An der Tür hing jedoch ein Zettel: "Wir sind nicht zuhause. Legen sie das Narrenblättle in den Briefkasten, das Geld liegt unter der Fußmatte".

Auch gesteht Albicker, dass ihm das viele "den Berg und die langen Treppen nuff kraxle, eine Tour nur für geübte Bergsteiger" seit seinem Eintritt ins Rentenalter zu schaffen machte. "Was wird aus uns, ohne de Pomo?", fragten sich die anderen im Team, sprachen‘s und zogen weiter um die Häuser in Haslach-Ost.