Setzen sich für die Gesundheit von Mitarbeitern ein (von links): Heidemarie Schröer, Leiterin der VBG-Bezirksverwaltung Ludwigsburg, Andreas Bek, B.A.H.-Geschäftsführer, Rudi Lackes von der BGMH und Andreas Schwarz, Mitglied der DRV-Geschäftsführung. Foto: Forth

Veranstaltung in der Stadthalle Haslach soll kleineren Unternehmen Gesundheitsstrategien näher bringen.

Haslach - Weltkonzerne bieten ihren Mitarbeitern Ruheräume, Motivations- und Fitnessprogramme. Dass auch kleine und mittelständische Unternehmen in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren sollten, wurde gestern bei einer Veranstaltung in der Stadthalle Haslach diskutiert.

Dass Vorsorge dabei eine besonders wichtige Rolle spielt, zeigte die Veranstaltung »Gesunde Mitarbeiter, gesunder Betrieb«, zu der die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM), die Deutsche Rentenversicherung (DRV) und die Gesetzliche Unfallversicherung (VBG) geladen hatten. Die einen sitzen zu viel und bekommen Rückenschmerzen, die anderen müssen darauf achten, sich auf der Baustelle nicht zu verletzen: Die Arbeitsbelastungen von Mitarbeitern sind von Firma zu Firma verschieden.

Bereits eingangs machte Bürgermeister Heinz Winkler auf die aktuelle Situation aufmerksam: 2030 wird rund ein Drittel der Arbeitnehmer, die jetzt zwischen 40 und 60 Jahre alt sind, nicht mehr im Berufsleben stehen. »Das sind die Leistungsträger«, sagte der Bürgermeister und sieht große Herausforderungen auf Wirtschaft, Unternehmen und Kommunen zukommen.

Früh in Rente wegen psychischer Probleme

Für Peter Weiß (CDU), Mitglied des Bundestages, spielt der Aspekt Gesundheit eine sehr große Rolle: »Wir haben einen viel zu hohen Anteil an Arbeitnehmern, die frühzeitig in Rente gehen«, sagt Weiß. Ein großer Teil davon leide unter psychischen Erkrankungen. Rudi Lackes leitet für die BGHM den Präventionsdienst Mannheim und Saarbrücken und pflichtet Weiß bei: »Wir messen Lärm, Vibrationen und Gefahrstoffe. Aber psychische Belastungen kann ich schlecht messen«, sagt Lackes.

Hier komme es auf das Feingefühl der Firmenchefs an, zu merken wo es zwickt. Dieses muss jedoch erst geschult werden und komme nicht von jetzt auf gleich, sagt Heidemarie Schröer, Leiterin der Bezirksverwaltung der VBG in Ludwigsburg: »Die Idee vom gesunden Mitarbeiter muss sich im Unternehmen erst manifestieren«, sagt Schröer.

Man könne hier nicht einfach einen Schalter umlegen, sondern müsse sich auf einen langen Prozess einlassen. Für Hubert Seiter, Vorsitzender DRV Baden-Württemberg ist die Rechnung einfach: »Es ist gescheiter, rechtzeitig ein paar Euro zu investieren, anstatt später länger Rente zu zahlen.« Es sei erstrebenswert, dass die Menschen länger, gesünder, motivierter und zu einem ordentlichen Gehalt arbeiten«, sagt Seiter.

Deshalb sollen den Arbeitnehmern nicht nur ihre Rentenbescheide zugeschickt werden, sondern ab und an auch eine Vorsorgebehandlungen oder einer Kur angeboten werden.

Wie ein Erfolgsmodell aussehen könnte, erklärt Andreas Bek, Geschäftsführer des Personaldienstleisters B.A.H aus Villingendorf: »Es gilt, Führungskräfte in Schulungen zu sensibilisieren, damit sie auf die Arbeitssicherheit achten«, sagt er. Das fange bereits beim Hautschutz an und gehen bis zu Rückenproblemen. Nur dann können man seinen Mitarbeitern den Arbeitsplatz bieten, den diese sich wünschen. Seinen Mitarbeitern bietet er mit Aktivitäten wie Radfahren und Klettern einen Ausgleich zum Alltag.

Damit sei es seiner Firma gelungen, dass sich auch Zeitarbeiter zugehörig fühlen. »Man kann viel tun, ohne dass es viel kostet und damit eine große Wirkung erzielen«, sagt Bek. Passenderweise waren im Saal der Stadthalle bereits Übungsgeräte aufgebaut, mit denen sich das Gleichgewicht trainieren lässt.

Laut Andreas Schwarz, Mitglied der Geschäftsführung der DRV Baden Württemberg, sollen Präventionsprogrammen auch Unternehmen mit wenigen Beschäftigten dabei unterstützten, auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu achten. Faktoren für psychische Probleme seien oft ein fehlender Stressabbau und ein schlechtes Zeitmanagement

Kranke Mitarbeiter fehlen der Wirtschaft

»Wo sind die Belastungen und wo kann ich gegensteuern« müsse sich der Arbeitnehmer fragen. Gerade in Baden-Württemberg, wo derzeit nahezu Vollbeschäftigung herrscht, sei es essenziell, dass die Arbeitnehmer gesund sind. »Leute, die ausfallen, fehlen der Wirtschaft«, so Schwarz. Dies sieht auch Heidemarie Schröer (VBG) so: »Wir haben eine alternde Belegschaft. Es ist wichtig, den Arbeitnehmer in den Mittelpunkt zu stellen und zu schützen«, sagt sie.

Daher sollten die Unternehmen nach der Daumenregel »Prävention kommt vor Rehabilitation, Rehabilitation vor Rente« verfahren. Mit einer Gefährdungsbewertung können Unternehmer herausfinden, wo es im eigenen Betrieb hakt. Dabei stehen zunächst Produktionsabläufe oder die Organisation im Mittelpunkt. Bereits daraus können psychische Belastungen bei der Belegschaft entstehen. Jedoch werden geistige Erkrankungen deutlich später bemerkt, als es bei körperlichen der Fall ist: »Aktuell dauert es im Schnitt sieben Jahre, bis jemand mit psychischen Problemen in die Reha kommt«, weiß Hubert Seiter.