"New Generation" enterten in der Zuagbe zu Michael Jacksons "Smooth criminal" die Bühne. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Haslacher Stadtkapelle überzeugt auf ganzer Linie / Michael Jacksons "Smooth criminal" als Zugabe

Ein mitreißendes Konzert lieferte die Haslacher Stadtkapelle in der ausverkauften Stadthalle ab. Mit "Bolero" von Maurice Ravel und dem Michael-Jackson-Kracher "Smooth criminal" hätte das Konzert auch als 80er-Abend durchgehen können.

Haslach. Schon das Eröffnungsstück "Dance Celebration" bewies, dass diesmal der Rhythmus, also das, was man fühlt, wenn man Musik hört – so Sprecher Maik Schwendemann in seiner Eröffnung– Thema des Abends sein sollte.

Eine lang ausklingende einsame Röhrenglocke bot den Musikern für die nächste Dreiviertelstunde die letzte echte Verschnaufpause, dann forderte Frank Bernaerts Version der irischen "Lord of the dance"-Tanzperformance den Registern flinke Griffe, Fortefortissimo-Passagen und ein Übermaß an Rhythmusgefühl ab. Die fünf Schlagzeuger hielten das Tempo unvermindert hoch. Nach den ruhigen Takten von Lea Vetters Oboen-Solo bliesen die Trompeten zum konzertierten Gegenangriff.

Für das letzte Stück vor der Pause hatte Stadtkapellmeister Georg Schnurr seinen ersten Schlagzeuger schon früh in die Planung einweihen müssen, hatte Maik Schwendemann doch für dieses Stück exakt 330 Takte oder 15 Minuten lang durchgängig dasselbe Trommelmotiv im Ostinato zu spielen. Maurice Ravels "Bolero" gilt deswegen unter Schlagzeugern als das Paradestück, das einen ein Leben lang begleitet. Der Umstand, dass Schwendemann neben dem Schlagzeug noch andere musikalische Talente aufweist, ist der mittelfristigen Aufarbeitung seines Bolero-Traumas sicher förderlich.

"Bolero" bietet Schau- und Klangfenster

Für die Solisten der Stadtkapelle bot der Bolero zahlreiche kleine Schau- und Klangfenster, während die übrigen Register präzise am 15-minütigen Crescendo dranbleiben mussten. Perfiderweise hatte Arrangeur Philip Starke das vom Grundton eher laute Tenorhorn (Laura Müller) recht früh zum Einsatz im piano beordert. Dafür musste sich eher zum Ende hin die Piccolo-Flöte (Stefan Echle) im Fortefortissimo beweisen, dies aber immerhin im seltenen Duett mit Hornist Dirk Schätzle.

Mit stehenden Ovationen des Publikums ging es in die Pause. Aus dieser nahm die Kapelle ihr Publikum mit auf die Reise nach Paris ins weltberühmte Varieté "Moulin rouge". Im "Balkan Dance" spielten sich die Register in einen rhythmischen Rausch, den Dirigent Georg Schnurr im furiosen Schlussakkord punktgenau zum Stehen brachte.

Dieser Rausch wurde dann mit der Reise über den Atlantik in Kuba fortgesetzt. Philip Schnurr an der Posaune, Fiona Dorn an der Flöte und Johannes Becherer an der Trompete drückten den drei unterschiedlichen Sätzen ihren musikalischen Stempel auf. Den Mambo bestritt die Kapelle in einem irrwitzigen Tempo, für das man beispielsweise den Klarinettisten entweder größere Klappen oder kleinere Finger gewünscht hätte.

Im vorletzten Stück entführte die kapelleneigene Dixie-Hausband in die Charleston-Ära, also jene Musik, mit der Klassiker der Stummfilm-Ära vertont wurden. Im "El Cumbanchero" in dem anspruchsvollen Arrangement von Naohiro Iwai konnte Solistin Fiona Dorn ihr Talent zeigen. Behutsam "fing" die Kapelle die junge Gastspielerin der Trachtenkapelle Kirnbach nach ihrem "Flatterzungen"-Solo wieder ein und mit standing ovations forderte das Haslacher Publikum eine Zugabe ein. Zu Michael Jacksons "Smooth criminal" enterten die Tänzerinnen der "New Generation"-Formation des Turnvereins als Gangster verkleidet die Tanzfläche vor der Bühne und legten eine Show in bester Michael-Jackson-Manier auf das Parket.

Ihre Premiere in Reihen der Stadtkapelle feierten am Jahreskonzert Jonas Müller (Klarinette) und Markus Schwendemann (Tuba). Als Gastmusiker unterstützten Johannes Wolf (Trachtenkapelle Fischerbach, Schlagzeug), Timo Rohkohl (Musikkapelle Hofstetten, Schlagzeug), Manuel Koch (Trachtenkapelle Schuttertal, Schlagzeug), Fiona Dorn (Trachtenkapelle Kirnbach, Querflöte) und Stefan Echle (Trachtenkapelle Oberwolfach, Querflöte und Piccolo).