Erziehung: Kinder- und Familienbildung nimmt im Kinzigtal Fahrt auf / Projekt bald in Hausacher Kindergarten
Nachdem es bereits in Haslach und Oberwolfach Fuß gefasst hat, kommt das Kinder- und Familienbildungsprojekt (Kifa) auch nach Hausach. Es soll Eltern in ihren Erziehungskompetenzen stärken und Kinder fördern.
Mittleres Kinzigtal. Bereits im Oktober 2019 hatte der Hausacher Gemeinderat beschlossen, das Projekt Kifa im Kindergarten St. Anna umzusetzen und dafür Personal entsprechend frei zu stellen. Bei einem von dem Hausacher Schriftsteller und Leselenz-Kurator José F. A. Oliver moderierten Pressegespräch am Dienstagvormittag im Hausacher Gasthaus Blume stellten die Mitwirkenden das Projekt vor, erläuterten dessen Ziele und inwiefern die Amanda-Neumayer-Stiftung es unterstützt. Das ist das Projekt: "Kifa" steht für "Kinder- und Familienbildung". Eltern sollen mit Hilfe von Kifa in ihren Erziehungs- und Bildungskompetenzen gestärkt werden. Mütter lernen in Kursen unter Anleitung einer Mentorin, die ebenfalls Mutter ist und keinen pädagogische Ausbildung genossen haben muss, von- und miteinander. Im Kifa-Programm sind laut der Internet-Seite der Neumayer-Stiftung Schulungsunterlagen zu den Themen Sprachförderung, Bewegung, Ernährung, Grenzen setzen, Medienkonsum und gewaltfreie Erziehung enthalten. "Kifa vernetzt Kifa Elternbildung, Elternmitwirkung, Sprachentwicklung und öffnet die teilnehmenden Familien hin zum Gemeinwesen", heißt es. Insbesondere Familien mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende und bildungsbenachteiligte Familien sollen von dem Projekt profitieren. Bei Interesse wird jeweils eine Projektvereinbarung für drei Jahre geschlossen. "Aber ›Kifa‹ ist etwas, das organisch wächst. Wir begleiten in diesen drei Jahren inhaltlich, aber auch darüber hinaus", so Iris Schumacher als Kifa-Regionalleiterin. Das sind die Ziele: Iris Schumacher umreißt die Ziele des Projekts mit "Partizipation und Integration". "Es sollen gute Bildungs- und Entwicklungschance für alle Kinder und deren Familien geschaffen werden", führt sie aus. Die Zusammenarbeit der Eltern und der Kindertageseinrichtungen solle gefördert werden. Dadurch, dass eine Mutter nach Anleitung einer pädagogischen Fachkraft die Kurse hält, geschehe das "auf Augenhöhe". Das sind die Mitwirkenden: Die Amanda-Neumayer-Stiftung, die im Rahmen des Leslenzes jedes Jahr das Amanda-Neumayer-Stipendium an einen Stadtschreiber vergibt, setzte sich laut Vorstand Astrid Schimmelpennick für Chancengleichheit und den sozialen Zusammenhalt ein. "Kifa wurde als Förderprojekt an uns herangetragen und Stück für Stück hat sich daraus ein operatives Projekt entwickelt", sagt sie und betont, dass die Stiftung sich nicht nur als Geldgeber sehe, sondern als "kritischer Freund", der "mit darum ringen will, dass das Projekt gelingt".
Iris Schumacher ist die zuständige Kifa-Regionalleiterin, gelernte Erzieherin und ehemalige Kita-Leiterin, und koordiniert die Projektierung. Anne Beucher vom Neumayer-Stiftungsbüro in Stuttgart erklärt: "Wir sind Teil eines kleinen Netzwerks von Stiftungen, die sich für ähnliche Ziele einsetzt."
Für die Umsetzung des Projekts vor Ort benötigt es eine Fachkraft, die kursleitende Mutter, die Kifa-Mentorin, anleitet. Sie bespricht mit ihr die Stunden und das Vorgehen und steht bei Fragen zur Seite. Beteiligt sind desweiteren natürlich auch die Kommunen und Träger der Kindertageseinrichtungen. "Der Träger muss das Personal für das Projekt freistellen. Deswegen muss das durch den Gemeinderat gehen", erklärt Iris Schumacher.
So wird es umgesetzt: Ein wichtiges Stichwort ist die "Erreichbarkeit", wie Schumacher ausführt. "Bei Elternabenden erreicht man immer nur die gleichen Mütter und Väter. Wir wollen aber alle erreichen", betont Iris Schumacher. Deswegen finden die Kurse in der Kindertageseinrichtung statt, also dort, wo die Eltern schon ein bisschen beheimatet sind." Es solle jedem möglich sein, zum Ort der Veranstaltungen zu kommen. Ein weiterer Punkt ist, dass eine Mutter die Kurse leitet. "Da wird der Austausch vielleicht noch vertrauensvoller als es bei einer externen Fachkraft der Fall wäre." Nichtsdestotrotz sollen auch Experten von Außerhalb "Impulse zu Erziehungsthemen geben".
In den einzelnen Stunden werden verschiedene Themen in der frühkindlichen behandelt. "Die Mentorinnen sollen am Anfang schauen, welche Themen ihnen liegen und später auf Bedarfe aus der Müttergruppe eingehen", erklärt Iris Schumacher. Die vorgegebenen Stundenabläufe seien als "roter Faden" zu verstehen. Beispielhaft können im Bereich Sprache behandelt werden, wie Mütter mit ihrem Kind ein Wimmelbild anschauen sollten, um die Sprachentwicklung zu fördern. Das ist die Zielgruppe: Die Kurse sind ausschließlich für Mütter gedacht, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen und Frauen aus allen Kulturkreisen ein Kommen zu ermöglichen. "Für Väter gibt es andere Veranstaltungen. Und oft haben sich aus den Kifa-Kursen auch Angebote für Väter entwickelt, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten waren", so Astrid Schimmelpennick.
Im Familienzentrum St. Josef in Oberwolfach ist "Kifa" bereits angekommen. Leiterin Simone Schmider hatte das Projekt durch das Präventionsnetzwerk Ortenaukreis kennen gelernt. In dessen Rahmen war bei einer Veranstaltung in Offenburg "Kifa" vorgestellt worden. "Ich habe gleich Feuer gefangen, weil es perfekt zu unserem Konzept passte", so Schmider. Nachdem sie und Schumacher das Projekt ihrem Team vorgestellt hatte, erklärte sich Erzieherin Maren Waldenmeyer bereit, Kifa-Fachkraft zu werden. Eine Mentorin war mit Nikoletta Popiolek schnell gefunden. Die Kifa-Qualifizierung fand dann im September 2019 statt, im laufenden Monat sollen die Kurse starten. Diese sollen dann alle zwei Wochen stattfinden. Im Haslacher Stadtkindergarten läuft "Kifa" bereits seit drei Jahren erfolgreich. In Hausach startet das Projekt bald im Kindergarten St. Anna.