Vor dem Produktionsverbot für die 60-Watt-Glühbirne gehen auch im Kinzigtal die Hamsterkäufe wieder los. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunden decken sich mit den gefragten Glühlampen ein. Neue Leuchten nicht jedermanns Sache.

Mittleres Kinzigtal - Und wieder erlischt das Lebenslicht einer beliebten Glühbirne: Die 60-Watt-Version darf ab Donnerstag nicht mehr neu in den Handel gelangen – ab dann werden nur noch Vorräte abverkauft. Viele Kunden schwören dennoch auf die gute alte Fadenlampe; Kinzigtäler Geschäfte rüsten sich daher für Hamsterkäufe.

"Wir haben uns bis unters Dach mit 60er-Birnen eingedeckt – das sind ein paar tausend", berichtet Sybille Brohammer vom gleichnamigen Gutacher Elektrogeschäft. Während die matte Version ebenso wie die 75- und 100-Watt-Birnen per Gesetz längst aus dem Regal verschwunden sind, wird die klare 60-Watt-Glühbirne nach Brohammers Einschätzung noch massenhaft über die Theke gehen: "Sie ist in älteren Häusern sehr gefragt, und betagtere Verbraucher fühlen sich sicherer, wenn sie noch Lampen in alter Form kaufen können." Und so nehme mancher Käufer schon mal einen Karton mit 100 Stück auf einen Schlag mit.

Empört äußerten sich zudem die Kunden über den Quecksilbergehalt der Energiesparlampen: "›Das ist doch wieder Sondermüll‹, sagen viele und wollen auch deshalb nicht umsteigen", beobachtet Brohammer.

"Die Mehrheit trauert wohl der Glühbirne nach", lautet Günter Kaisers Eindruck. Der Verkäufer von Elektro-Schillinger in Hausach hat noch 300 herkömmliche Lampen auf Vorrat bestellt. "Der eine oder andere kauft schon mal eine Zehner-Ration", berichtet er. Und zum Glühbirnenverbot fielen öfters Kundenäußerungen wie "Quatsch von der EU". Noch keine Glühbirnen-Hamsterkäufe stellt Tanja Bühler von Elektro-Prinzbach in Haslach fest. Allzu beliebt ist die Kompakt-Leuchtstofflampe aber auch hier nicht: "Die Kunden finden sie sinnlos, auch wegen der langen Warmlaufphase."

Geteilte Meinung herrscht im Steinacher Hagebaumarkt, wie dessen Leiter Klaus-Peter Pöpsel feststellt: "Viele stehen den neuen Leuchtstofflampen offen gegenüber, aber gerade viele ältere wollen sie auch nicht." Das liege nicht nur am höheren Preis und daran, dass nicht jeder Kunde die Einsparpotenziale durch längere Haltbarkeit erkenne: "Vielen gefällt einfach das Licht der Röhrenlampen nicht, oder die Aufwärmphase stört sie."

Noch verzeichne der Baumarkt keinen Massenansturm auf die gute alte Glühbirne, aber der werde sicherlich kommen: "Im September bekommen wir noch eine Großlieferung, und spätestens Mitte Oktober ist wohl endgültig Schluss", schätzt Pöpsel. Wer weiterhin auf die herkömmliche Birne schwört, dem rät der Marktleiter zur Halogen-Metalldampflampe: "Sie kommt dem Licht der Glühbirne am nächsten." Im Übrigen sei sie im Gegensatz zu Leuchtstofflampen dimmbar und passe in jedes Gerät, ergänzt Günter Kaiser von Elektro-Schillinger. Freilich verbrauche sie mehr Energie als die Röhrenleuchte – wenn auch weniger als die Glühbirne.

Und wie stehen die Händler persönlich zur Abkehr von der Glühbirne? "Wo das Licht lang brennt, ist die Energiesparlampe sinnvoll, aber nicht bei häufigem An- und Ausschalten wie im Flur", findet Tanja Bühler. Diese Meinung teilt Günter Kaiser, der als Glühbirnen-Ersatz die LED-Lampe bevorzugt: "Sie hält noch länger und spart noch mehr; derzeit ist sie zwar noch teuer, aber das wird sich legen."

Sybille Brohammer macht an der Licht-Ästhetik keine großen Unterschiede aus, dennoch scheint ihr die Energiesparleuchte noch nicht ausgereift: "Man hat noch nicht die Sicherheit, dass sie die Umwelt weniger belastet." Ähnliche Bedenken hegt Klaus-Peter Pöpsel, der in der komplizierten Entsorgung über den Händler eine große Schwäche der Kompakt-Leuchtstofflampen sieht. "Die Energiesparlampe ist nicht der Weisheit letzter Schluss", findet er. "Ich hielte es für besser, wenn die Glühbirne im Handel bliebe – wenn auch vielleicht teurer als bisher, sodass bei fallenden Preisen für andere Lampen die Nachfrage auf diesem Weg in die gewünschte Richtung ginge."

Das halten Haslacher Passanten vom Glühbirnen-Verbot:

Helmut Albiker, Haslach: Gerade habe ich mich mit Glühbirnen eingedeckt. Ich halte nicht viel von der Umstellung. Das Licht der Energiesparlampen reicht nicht an das der Glühbirnen heran, es ist grell, und wenn die Leuchtstofflampen verbraucht sind, muss man sie im Geschäft zurückgeben.

Gülcan Harmanci, Haslach: Besser als Glühbirnen sind LED-Lampen – teurer zwar auch, aber das gleicht sich durchs Sparen aus, außerdem sind sie umweltfreundlicher. Und sie geben ein besseres Licht – Glühbirnen dagegen haben oft einen Gelbstich.

Andreas Bechtold, Freiburg: Die neuen Energiesparlampen halte ich unter dem Aspekt des Sparens für sinnvoll. Problematisch ist aber die recht aufwendige Entsorgung.

Werner Müller, Villingen: Einen kleinen Vorrat an Glühbirnen habe ich mir zugelegt. Die Energiesparlampe ist mir nicht sehr sympathisch, ihr Licht wirkt kühl und unecht. Wenn die Hersteller die Lichtfarbe so hinbekämen wie bei Glühbirnen, dann hätte ich keine Probleme, auf die Leuchtstofflampe umzusteigen. Und so etwas müsste für die Industrie doch machbar sein! Über die Aufwärmphase bei den Sparlampen kann ich hinwegsehen.