Es sind gute Nachrichten für Tausende Menschen: Die Grundversorger für Strom und Gas in Lahr und der Region erhöhen ihre Preise vorerst nicht. In die Zukunft blicken sie allerdings mit Skepsis.
Einige große Stromanbieter, aber auch regionale Versorger erhöhen derzeit ihre Preise. Hintergrund ist, dass die Bundesregierung einen Zuschuss in Höhe von insgesamt 5,5 Milliarden Euro für das Netzentgelt gestrichen hat.
Auch Gas wird vielerorts wieder teurer, da der CO₂-Preis steigt und die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent erhöht worden ist. Unsere Redaktion hat bei den Grundversorgern für Strom und Gas nachgehakt, inwiefern dies die Menschen in der Region betrifft.
Was ist das Netzentgelt?
Jeder Nutzer des Stromnetzes muss dessen Betreiber eine Gebühr zahlen, das sogenannte Netzentgelt. Es wird von den Betreibern festgelegt und dient dazu, das Stromnetz auszubauen und zu sichern. Das Netzentgelt ist üblicherweise im Strompreis enthalten. Den Zuschuss hat die Regierung im Zuge der Haushaltseinsparungen gestrichen.
Wie wirkt sich der Wegfall des Zuschusses aus?
Wie Anthea Götz, Pressesprecherin des E-Werks Mittelbaden, auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt, sind die Netzentgelte im Netz des Überlandwerks Mittelbaden zum 1. Januar um 27 Millionen Euro gestiegen. Das bedeutet für einen durchschnittlichen Haushaltskunden mit 3500 Kilowattstunden pro Jahr eine Erhöhung von circa 44 Euro.
Erhöht sich dadurch der Strompreis?
Nein. „Das E-Werk Mittelbaden hat zuletzt die Preise in der Grundversorgung zum 1. Juli 2023 abgesenkt und hält diese bis auf Weiteres stabil“, heißt es. Infolge einer vorausschauenden Beschaffungsstrategie sei das E-Werk in der Lage, die Erhöhung für seine Kunden aktuell noch zu kompensieren.
Wie sieht der Blick in die Zukunft aus?
„Die Strommärkte sind sehr volatil“, erklärt Götz. Eine Vorhersage, wie die Preise werden, sei deshalb sehr schwierig. Es sei unklar, wie sich die Netzentgelte und die staatlichen Abgaben entwickeln werden. Das Ziel sei, nach „den vielfachen Preisanpassungen der zurückliegenden Jahre die Preise für unsere Kunden möglichst lange stabil zu halten“. Man biete den Kunden daher an, möglichst langläufige Stromlieferverträge abzuschließen. Konkret bis Ende 2025.
Wie hat sich der Gaspreis entwickelt?
Die Großhandelspreise im Erdgas sind wieder auf einem „moderaten Niveau“ angelangt, informiert Daniel Feld, Pressesprecher des Energieversorgers Badenova. Die Preise seien etwa vergleichbar mit denen zu Beginn des Ukraine-Kriegs vor knapp zwei Jahren. „Erwähnt sei aber auch, dass dieses Preisniveau noch immer weit über dem liegt, was wir aus Zeiten von billigem Pipeline-Gas aus Russland kannten“, erklärt Feld. Eine weitere sehr deutliche Senkung der Erdgas-Handelspreise erwarte man bei der Badenova nicht.
Wie wirken sich die höhere Mehrwertsteuer und der Anstieg des CO₂-Preises aus?
„Trotz des schlussendlich um 15 Euro pro Megawattstunde gestiegenen CO₂-Preises planen wir für unsere Kunden aktuell keine weiteren Preissteigerungen“, so die Badenova. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer, die zur Erleichterung der Geldbeutel im Zuge der Energiekrise von 19 auf sieben Prozent gesenkt worden war, wirke sich je nach Verbrauch und Tarif unterschiedlich aus, sodass man nicht verallgemeinern könne.
Bleibt der Gaspreis also auf diesem Niveau?
„Auf absehbare Zeit“, so Feld, sei keine Erhöhung der Gaspreise geplant. Man könne jedoch nicht vorhersehen, wie sich Umlagen, Abgaben und Erdgaspreise kurz- bis mittelfristig entwickeln werden. Aufgrund der auf Preisstabilität angelegten langfristigen Beschaffung seien die Kunden der Badenova jedoch vor kurzfristigen Änderungen der Erdgas-Handelspreise geschützt, hebt er hervor.
Die Grundversorger
E-Werk:
Das Versorgungsgebiet des E-Werks Mittelbaden umfasst rund 380 000 Einwohner und entspricht in etwa dem Ortenaukreis. Rund 9000 Kilometer Leitungen sind im Netzgebiet verlegt, der Stromabsatz betrug im Geschäftsjahr 2022 mehr als 2,5 Millionen Megawattstunden.
Badenova:
Das Unternehmen liefert Gas, Strom, Wärme und Wasser an Menschen in ganz Südbaden. Mehr als 14 Millionen Megawattstunden Netzabsatz beim Erdgas verzeichnete die Firma im Jahr 2022. Das Netz hat eine Länge von 8278 Kilometern.