Hans-Jürgen Brüstle (von links), Franz Kook und Bürgermeister Siegfried Eckert sprachen über das, was in Gutach geschehen sollte, um auch zukünftig gut aufgestellt zu sein. Foto: Stangenberg

Franz Kook gibt Impulse zum Thema "Herausforderungen für unser Gutachtal".

Gutach - Ein interessanter Vortragsabend ist die Veranstaltung "Herausforderungen für unser Gutachtal" gewesen. Bürgermeister Siegfried Eckert und Hans-Jürgen Brüstle hatten im Vorfeld Verantwortungsträger der Gemeinde Gutach eingeladen.

Als Redner konnten sie Franz Kook, den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Duravit AG, gewinnen.  Der Einstieg: "Sei offen für Veränderungen", schickte Bürgermeister Eckert zu Beginn voraus, als er die Vertreter des Gutacher Gemeinderats, der ansässigen Unternehmen, Vereine, Kirchen, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Banken in der Festhalle begrüßte. Sie seien die Entscheidungsträger des Ortes. Als vorläufigen Höhepunkt der Veranstaltungsreihe "Gemeinde trifft" sollte der Abend eine Basis dafür bilden wie die Bollenhutgemeinde mit Veränderungen umgehen müsse, so Eckert.  Die Struktur: Brüstle stellte den Zuhörern die gesellschaftliche Struktur der Gemeinde vor und spickte diese mit Daten zur Entwicklung der Beschäftigten- und Wohnungszahlen in Gutach. "In unserer Gemeinde gibt es Bereiche, die miteinander verzahnt sind", erklärte der ehemalige Banker und Firmenkundenberater der Sparkasse Haslach-Zell. Aus allen Bereichen, wie Gemeinderat, Kirche, Vereine, Industrie, Gewerbe und Handel, Land- und Forstwirtschaft, Gastronomie und Tourismus sind Bürger aktiv, die Verantwortung tragen.

Von 2279 Einwohner (Stand Juni 2017) gebe es in Gutach 977 Beschäftigte, die überwiegend im verarbeitenden Gewerbe (600) arbeiten. Derzeit seien zwölf Bürger arbeitslos. Rund 100 Bürger sind noch in der Land- und Forstwirtschaft tätig, wobei die Zahl der Haupterwerbsbetriebe im Zeitraum von 1979 bis 2010 im Zuge des Strukturwandels um 60 Prozent zurückgegangen sei.

"Erfreulich ist: Wir haben große Waldflächen – und Wald bietet Natur, Erholung und Freizeit. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft nach wie vor wichtig für den Erhalt unserer Kulturlandschaft", führte Brüstle aus.

Besonders bezeichnend an der Zahl der 977 Beschäftigten (1979: 582 Personen) ist, dass 538 Personen älter als 45 Jahre alt sind und diese Altersgruppe zwischen 1979 und 2010 deutlich gestiegen ist. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig-beschäftigten Einwohner zwischen 25 und 45 Jahren ist hingegen gesunken: Waren es 2007 noch 440, sind es trotz Bevölkerungswachstum 2017 noch 346 Bürger in dieser Alterskategorie.

Die Zahl der Wohnungen seien in Gutach seit 1979 nur um 35 Prozent gestiegen – obwohl die Nachfrage in der Gemeinde noch höher ist: 743 Einpendler verdeutlichen dies. Anhand einer Bevölkerungspyramide zeigte Brüstle zudem, dass die Altersgruppe 20 bis 50 Jahre in Gutach im Vergleich zum Bundesdurchschnitt deutlich unterrepräsentiert ist. Der Gutacher bilanzierte: "Unsere Gemeinde steht recht gut war, Gutach geht es recht gut. Aber es gibt gesellschaftliche Veränderungen. Wie gehen wir mit diesen Herausforderungen um?".   Die Herausforderungen: Franz Kook ging in seinem Vortrag anschließend darauf ein, wie Entscheidungsträger mit diesen Herausforderungen umgehen können. Der ehemalige Duravit-Vorstandsvorsitzende nutzte hierfür Beispiele, die "als erstes für Firmen gelten, aber letztlich für jeden einzelnen gelten", erläuterte Kook.

Als erstes betonte er, dass die Herausforderungen in Deutschland wesentlich größer als die im ländlichen Raum sind: politische Unsicherheiten, ausufernde Administration und Formalitäten sowie steigende Arbeitskosten seien in dieser Region kaum vorhanden.

Im Gegensatz dazu stehen der ländliche Raum beziehungsweise Gutach unter anderem vor der Herausforderung "Erreichbarkeit", so Kook und bezog sich auf den öffentlichen Nahverkehr oder den Ausbau des Internets. "Hier besteht im Gegensatz zur Stadt ein Nachteil".

Auch habe er in Bewerbungsgesprächen die Erfahrung gemacht, dass es an "Unterhaltung" fehle. Potentielle Arbeitnehmer und deren Partnern sei hier "gefühlt zu wenig los". Herausforderungen seien auch längere Schulwege und weniger Einkaufsmöglichkeiten. "Aber wir haben eine gute Grundversorgung", befand Kook.

Gleichzeitig ging er aber auch auf die Vorteile des Lebens im Gutachtal ein: "Wir haben einen Mix aus beneidenswerter Landschaft, Tourismus, erfolgreicher Wirtschaft und sehr guter Gastronomie", zählte Kook auf.

Vor allem seien die Menschen hier "loyal und arbeitsam". Das Wohnen sei günstiger als in Städten und die Nähe sowie der Kontakt zu Institutionen, Arbeitgebern oder Bildungseinrichtungen sei deutlich individueller. Die Zauberworte: Zum Umgang mit den Herausforderungen schlug der Hornberger die Entwicklung einer Strategie vor, in dem man – als Unternehmer oder beispielsweise Vereinsvorstand – die Gegebenheiten vor Ort analysiert, sich Ziele setzt und letztlich "mit robusten Schritten" umsetzt. Auch ist das Entwickeln eines Wertesystems wichtig.

Wie funktioniert die Entwicklung einer Strategie? Kook nannte verschiedene "Zauberworte": Wichtig sei zunächst die "Differenzierung". Wie unterscheiden wir uns von anderen Firmen, Vereinen oder Einrichtungen? Wo liegen die speziellen Eigenschaften und Innovationen?

Das zweite "Zauberwort" ist die interne und externe "Kommunikation" in Form von Pressearbeit, dem Entwickeln einer eigenen Marke ("Bollenhut") und dem sogenannten Networking. Als drittes betonte Kook die Wichtigkeit der "Veränderungsbereitschaft, dem Offe n sein für Gespräche und Anregungen. Das Zauberwort "Umgang mit Menschen" sei entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens.

Gute "Personalpolitik", bei der man Mitarbeitern Vertrauen schenkt, einen eigenen Führungsstil entwickelt, eine angemessene Bezahlung bietet, ist ebenso wichtig wie "Qualität und Zuverlässigkeit" sowie die "Internationalisierung", schloss Kook den Vortrag, auf die eine angeregte Diskussion mit den Anwesenden folgte.

Die Ergebnisse der Veranstaltung werden der Öffentlichkeit bei der Gutacher Einwohnerversammlung am Dienstag, 20. November, vorgestellt. Beginn ist um 19 Uhr in der Festhalle. Die Gemeinde freut sich über viele Besucher.