Nach elf Jahren in Gutach und Hausach verlässt das Pfarrerehepaar das Kinzigtal. Für Mirko Diepen kein leichter Abschied – er freue sich aber auf die neue Herausforderung. Foto: Beule

Pfarrerehepaar Imke und Mirko Diepen verlässt das Kinzigtal. Kindergarten ans Herz gewachsen.

Gutach - Noch sind die Kisten nicht gepackt – doch bald verlässt das Pfarrerehepaar Imke und Mirko Diepen das Kinzigtal in Richtung Heidelberg. Die Gemeinden in Hausach und Gutach müssen sich nun wohl auf eine längere Vakanz einstellen.

Vieles ist noch zu tun, bis Imke und Mirko Diepen zum 1. September aus dem Gutacher Pfarrhaus ausziehen. "Die größte Aufgabe ist das Ausmisten", sagt Mirko Diepen und lacht. Das neue Heim habe fast 100 Quadratmeter weniger – da müsse einiges aussortiert werden. Im Flur stapeln sich bereits die (noch leeren) Kartons. Im September zieht es die beiden mitsamt der vier Kinder nach Heidelberg. Der Ältestenrat der dortigen Altstadtgemeinde hat das Pfarrerehepaar für ihre offene Stelle ausgewählt.

Vor elf Jahren sei ihnen die Entscheidung leicht gefallen, nach Gutach zu ziehen, erzählt Diepen im Gespräch. "Wir waren uns einig, dass hier unsere Kinder gut aufwachsen können", sagt er im Rückblick. Zu Ella (heute 17) und Jos (13) kamen dann noch die beiden "echten Gutacher" Leander (8) und Marei (7) hinzu. Jetzt habe sich die familiäre Situation geändert. "Die Älteren wollen gerne in die große Stadt ziehen", erklärt er. Auch die Landeskirche empfehle einen Wechsel nach etwa zwölf Jahren.

Und so hat das Ehepaar begonnen, sich umzusehen. In Heidelberg werden die beiden Mitglieder eines Gruppenpfarramts – er zu 75 Prozent, sie zu 25 Prozent. Die Altstadtgemeinde besteht aus zwei Kirchengemeinden, die vor etwa sechs Jahren zusammengelegt wurden: der Heilig-Geist-Kirche am Marktplatz und der Providenzkirche in der Hauptstraße, die von einem vierköpfigen Pfarrer-Team betreut werden. Gleichzeitig hat sich Imke Diepen auf eine Teilzeitstelle in Mannheim als Psychiatriepfarrerin am Zentralinstitut für seelische Gesundheit beworben. Da diese Aufgabe einiges an Vorbereitung fordert, besucht sie momentan eine Fortbildung.

Wechsel nach zwölf Jahren von der Kirche vorgesehen

"Für uns ist es wie nach Hause kommen", sagt Diepen über den bevorstehenden Umzug. Das Ehepaar hat sich während des Studiums in Heidelberg kennengelernt. "Wir haben dort noch viele Freunde", so der Pfarrer. Trotzdem falle ihnen der Abschied nicht leicht. "Auf der einen Seite freuen wir uns natürlich, aber wir lassen auch viel Schönes zurück", so Diepen. "Wir werden den Kontakt in den Schwarzwald halten", verspricht er. Schließlich habe die Familie auch hier viele Freunde gefunden.

Worauf er sich in Heidelberg besonders freue? Die Gemeinde dort habe eine andere Struktur: Einerseits sei sie mit rund 3000 Gemeindegliedern zwar größer, aber es sei sicherlich ob des kulturellen und sozialen Angebots auch aufwendiger, Menschen für die Kirche zu gewinnen. Außerdem habe die Kirchenmusik einen großen Stellenwert, worüber er sich sehr freue.

In den vergangenen elf Jahren sei der Kindergarten ein besonderes Projekt gewesen, das ihn ans Herz gewachsen sei. "Als wir hier ankamen, waren wir begeistert, auf welch hohem pädagogischen Niveau hier gearbeitet wird", betont Diepen. Er bedauere, dass er die Einrichtung nicht mehr durch die kommende Umbauzeit begleiten könne. "Es ist ein enger Kontakt zwischen Kindergarten und Gemeinde, die Erzieherinnen sind hoch motiviert und die Eltern sehr engagiert", betont Diepen. Auch die Seniorenarbeit sei ein wichtiger Bestandteil der Kirchengemeinde – ein kostbares Gut, so Diepen und lobt die tolle Arbeit der Ehrenamtlichen.

Überhaupt habe Kirche einen hohen Stellenwert im Ort. Zudem sei er froh, dass mit Doris Klett eine Diakonin gefunden wurde, die sich für die Jugendarbeit einsetzt. "Da haben wir in einem Jahr schon viel erreicht", betont Diepen. Da diese Punkte auch den Kirchengemeinderäten wichtig seien, mache er sich keine Sorgen, dass "das gut weiterläuft". Auch in Hausach sei unter anderem mit dem Café Angelo ein toller Ort der Begegnung entstanden. "Das ist einfach ein tolles und bereicherndes Miteinander geworden", sagt er. Das besondere Engagement der Menschen, die sich hier wie selbstverständlich einbringen, werde er besonders vermissen.

Gemeinden müssen sich auf längere Vakanzzeit einstellen

In Gutach gebe es zudem einen großen Zusammenhalt, der auch über die Konfessionen hinausgehe. Dann lächelt er. "Wahrscheinlich werden wir erst in Heidelberg so richtig merken, was uns fehlt."

Wie es jetzt in Gutach und Hausach weitergeht? Im September solle die Stellenausschreibung erfolgen, dann gibt es fünf Wochen Bewerbungsfrist. In Zukunft gebe es in Gutach und in Hausach jeweils eine halbe Stelle – also ein Pfarrer für beide Gemeinden. Dieser werde aber im Gutacher Pfarrhaus wohnen, erklärt Diepen. Gibt es Bewerber, halten sie zunächst einen Gottesdienst in der Gemeinde. Anschließend gibt es eine Gemeindeversammlung, bei der Fragen an den Bewerber gestellt werden können sowie ein Gespräch mit dem Kirchengemeinderat. Das Gremium, bestehend aus sechs Hausachern und sechs Gutachern, wähle dann.

"Einerseits macht die Verbindung zwischen dem städtisch geprägten Hausach und dem ländlichen Gutach die Gemeinde attraktiv", erklärt Diepen. Andererseits gebe es leider nur wenig Berufsanfänger. "Darum kann es sein, dass die Vakanzzeit länger dauern wird, als uns lieb ist."

Der Abschied von Imke Diepen findet in Hausach am Sonntag, 15. Juli, mit einem Gottesdienst ab 10 Uhr statt. Anschließend gibt es ein Gemeindefest. Der gemeinsame Abschied findet am Sonntag, 22. Juli, in Gutach statt. Um 17 Uhr gibt es einen Gottesdienst, anschließend einen Empfang im Gemeindehaus.