Die Verleger Manfred Markus Jung (von links), Franz Handschuh und Wendelinus Wurth mit Musiker Christoph Haarmann stellten die Neuerscheinungen des Verlags vor. Foto: Störr

Drey-Verlag stellt bei Matinee Neuerscheinungen vor. Weihnachtsgeschichte als aktueller Comic

Gutach - Während der Dreikönig-Lesung im Gutacher Hasemann-Liebich-Museum sind die Neuerscheinungen des Drey-Verlags vorgestellt worden. Musikalisch umrahmt von Christoph Haarmann lasen die Verleger Franz Handschuh, Manfred Markus Jung und Wendelinus Wurth vor.

Wurth bezeichnete es in seiner Begrüßung als "einmalig, dass drei Sterndeuter nach Gutach gekommen sind, die trotz des wolkenverhangenen Himmels den Weg ins Kunstmuseum gefunden haben."

Der Auftakt gehörte dann Verleger Handschuh, der seine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte aus Sicht der drei Könige vorstellte. Als Comic-Zeichner hat er sein Buch mit 24 eher satirischen Weihnachtsbildern ausgestattet, wie an drei exemplarischen Vergrößerungen deutlich wurde. Die Thematik der drei Könige habe ihn schon immer interessiert, seine Erinnerung reiche zurück bis in Kindertage. Auf dem Arm seiner Mutter habe er in der schwäbischen Heimat die Krippe in der Kirche betrachtet und schon damals hätten ihn wohl die drei Könige am meisten fasziniert. "Jetzt wollte ich eine Geschichte erfinden, die mit der Weihnachtsgeschichte zu tun hat, aber eine eigene Wende nimmt", erklärte er seine Motivation.

In der Manier eines Drehorgelmanns oder Moritatensängers begann er zu lesen: "Es hat sich an adventlichen Tagen – diese Geschichte zugetragen." Und dann liefen seine drei Könige auf Grundlage der Weihnachtsgeschichte durch das Jetzt, durch Landschaften von der Wüste bis zum Hochschwarzwald, durch Kunstwerke und Kultfilme. Da blieb der frohlockende Engel an der Hochspannungsleitung hängen, flatterte der Stern als Wegweiser in Richtung Betlehem voraus, traf der Nikolaus auf die Reisegruppe und gebar Maria das Jesuskind mangels Unterkunft schließlich auf einem Parkplatz. Doch die Geschichte von Handschuh ging noch weiter bis Ostern. "Es folgt der Sommer, der Herbst, und dann: fängt alles wieder von vorne an", endete er und bekam viel Applaus.

Verleger Jung stellte die Wiesentalgedichte von Wernfried Hübschmann und dessen Essay über Heimat, Herkunft und Wohnen vor. Als Kind heimatvertriebener Eltern sei in der Herkunftsfamilie "Heimat" immer auch die Sehnsucht nach der Vergangenheit gewesen. Der Begriff sei zu groß und zu besetzt, wie eine Münze, deren Wert sich nicht bestimmen lasse. Heute sei es unmöglich, den Begriff Heimat unbesetzt und unreflektiert zu benutzten, las Jung.

Als zweites Buch stellte er "aNmarcurd – ich erinnere mich nicht" von Giovanni Nadiani vor, der bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr ein großartiger Dichter und Freund gewesen sei. Aus der Emilia Romagna stammend, habe Nadiani im romagnolischen Dialekt geschrieben und sich über das Verschwinden des Dialekts Gedanken gemacht. Aus dem Nachwort des Buchs zitierte der Verleger: "Dass die Sprache seiner Erinnerung stirbt, war die vielleicht schmerzlichste Erfahrung seines Lebens."

Der Schwanengesang auf die sterbende Sprache hätte schon genug aufwühlen können, und erst recht der Zyklus von 15 Gedichten gegen den Tod. Exemplarisch las Manfred Markus Jung: "Wir sind unsere Dinge, die uns umgeben, auf denen sich der Staub ablagert. Wir sind, was uns im Gedächtnis ist. Wenn sich am Ende niemand finden würde, der in unserem Sinne handeln würde, was bliebe dann von uns?"

Verleger Wurth oblag die Vorstellung von Sepp Hermanns Buch über sein Leben in Alaska. Obwohl Hermann aus dem Harmersbachtal stammt, habe er den Weg aus Alaska nicht so kurzfristig nach Gutach geschafft, scherzte Wurth. Anschließend nahm er die Zuhörer lesend mit auf die Elchjagd, bei der von der Tiergröße über den Zeitpunkt bis hin zur Jagdposition alles stimmen muss. Die alte 30-06er ohne Zielfernrohr erzwang schließlich das Anpirschen zum finalen Schuss im Morgengrauen und dem anschließenden Ausbeinen vor Ort.

Info: Die Bücher

Die vorgestellten Bücher und ihre Autoren waren in diesem Jahr: Franz Handschuh "Niko und die Könige", Sepp Hermann "Ch’atth’an – einer jagt, wenn andere schlafen", Wernfried Hübschmann "Wiesentalgedichte" und Giovanni Nadiani "aNmarcurd – ich erinnere mich nicht". Alle Bücher sind im Gutacher Drey-Verlag erschienen.