Berechnet auch den Bollenhut: Professor Stefan Klaus. Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei der Heubodenakademie wirft Professor Klaus einen nicht ernst gemeinten Blick auf die Tracht.

Gutach - Streng mathematisch betrachtet lässt sich der Bollenhut auch in vier komplexen mathematischen Gleichungen beschreiben. In der Heubodenakademie wagt Professor Stefan Klaus vom Oberwolfacher MFO einen etwas anderen Blick auf die Kopfbedeckung der Gutacher Tracht.

Wenn Gabriele Aberle in der guten Stube des Vogtsbauernhof die Herstellung des Bollenhuts demonstriert, hat sie mit mathematischen Gleichungen und Formeln wenig im Sinn. Die Mathematik spielt höchstens in Bezug auf die roten oder schwarzen Wollbälle eine Rolle, deren Anordnung und Zahl mit 14 genau vorgegeben ist: elf sichtbare und drei versteckte im Unterbau.

In der "Heubodenakademie" betrachtet ihn Professor Stefan Klaus aber streng wissenschaftlich aus dem Blickwinkel des Mathematikers. Klaus ist am Mathematischen Forschungsinstitut in Oberwolfach (MFO) tätig, seine Welt ist die der Formeln und Zahlen. Um den Bollenhut tatsächlich mathematisch berechnen zu können, muss er den Durchmesser und die Deformierung der handgemachten Wollbälle erst einmal in einer gewissen Annäherung anpassen. Vier große, sieben kleinere, die drei im Unterbau fallen der Einfachheit halber kurzerhand unter den Tisch. Ganz genau nimmt es der Mathematiker dann doch nicht, schließlich ist das Ganze nur eine unterhaltsame Spielerei ohne praktischen Nutzen, wie er am Ende seines Vortrags ausdrücklich betont.

Entstanden ist die Idee bei einer Begegnung mit Margit Langer, der Geschäftsführerin des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof. Unmittelbar im Vorfeld der akademischen Stunde haben die beiden sogar noch einmal nachgelegt und einem Wettbewerb ins Leben gerufen. Die zur Berechnung benutzten Formeln, die Software und das Koordinatensystem zur grafischen Darstellung des Rechenmodells, können ab Donnerstag, den 3. Mai, über die Internetseite des Museums abgerufen werden. Wer will, kann die Arbeit des Mathematikers verfeinern. Die besten, der bis Ende Mai eingegangenen Modelle, werden prämiert und in einer eigenen Veranstaltung vorgestellt.

Der Vortrag selbst ist ganz schön akademisch, obwohl sich Stefan Klaus sichtlich Mühe gibt, seine Gedankengänge allgemeinverständlich und locker zu vermitteln. Über den Satz des Pythagoras nähert er sich an die Form der Kugel an, dann wird die Deformierung der Bollen einbezogen, ihre jeweilige Position und natürlich auch der Hut selbst. Am Ende stehen vier Gleichungen und auch ein klares Bekenntnis des Mathematikers: "Es hat Spass gemacht, den Bollenhut einmal anders zu betrachten".