Die Angeklagte (Billy Sum-Herrmann) und Gerichtsdiener (Steffen Czyzewski). Foto: Paskal

Heuboden-Akademie im Falkenhof gut besucht. "Angeklagte" amüsiert mit ihrem Dialekt.

Gutach - Gut besucht war am Sonntag die Heuboden-Akademie im Falkenhof des Schwarzwälder Freilichtmuseums. Thomas Hafen, der wissenschaftliche Leiter, begrüßte die Besucher zum ersten Badischen Amtsgericht.

Eine Gruppe aus Großrosseln im Saarland wollte auch mehr über die Gerichtsbarkeit der damaligen Zeit wissen. Groß ist ihre Freude, als sich Volker Heintz aus ihren Reihen als Gerichtsschreiber beteiligte. Auch Martin Lietzau aus Steinach erklärt sich dazu bereit.

Der ehemalige wissenschaftliche Volontär Steffen Czyzewski betritt den Raum und springt auf den Tisch. Er kündigt laut an: "Das Hohe Gericht. Bitte erheben Sie sich von Ihren Plätzen." Dieser Aufforderung folgen alle schmunzelnd. Hafen und Czyzewski erklären die kriminelle Szene früherer Jahrhunderte. Czyzewski sagt: "Wir wollen einen Blick werfen auf die Menschen früherer Jahrhunderte, die außerhalb der geltenden Rechtsordnung geraten sind." Das sind hauptsächlich kleine Ganoven und Verbrecher. In der Zeit der großen Bauernkriege in den Jahren 1524 und 1525 verloren viele Bauern ihre Familien und ihren Besitz.

Plündern, um überleben zu können

Um Überleben zu können, blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu rauben und zu plündern. Sie schlossen sich Banden an. Zu diesen gehörten entflohene Sträflinge, heruntergekommene Ritter, Gaukler und Landstreicher.

Anderen Müßiggängern war ein freies Leben lieber als die Leibeigenschaft oder der Frondienst. Hafen verwies auf das Bandenwesen mit meist charismatischen Anführern. Czyzewski erwähnte in diesem Zusammenhang Friedrich Schillers Räuber als Freigeister oder Carl Zuckmayers "Schinderhannes", der grobschlächtige, aber insgesamt doch sehr liebenswerte Räuberhauptmann. Hafen wollte wissen: "Wie erklären Sie sich, dass ein Heer von Verbrechern überhaupt bestehen konnte?"

Czyzewski nannte die damalige Kleinstaaterei. Alle paar Kilometer endeten die Zuständigkeitsbereiche. Die Kriminellen hatten oft ein leichtes Spiel auf Märkten und Messen, die in den Städten statt fanden. So der Fastenmarkt in Gengenbach, der Michaelismarkt in Haslach oder die Martinimärkte.

Hafen ruft den Sachverständigen, Historiker und Rechtsanwalt Ralf-Bernd Herden auf. Er schildert, wie damals geurteilt worden ist. Silke Höllmüller, Mitarbeiterin im Museum, ergreift Partei für die kleinen Leute und meinte: "Oft war das Stehlen oder Wildern einfach zum Überleben wichtig." Der Gerichtsdiener (Czyzewski) führt dann eine Angeklagte herein, der Wilderei und Diebstahl vorgeworfen wird.

Die Theres Nothelfer spielte im herrlichen badischen Dialekt Billy Sum-Herrmann. Als sie der Richter nach den Personalien fragt entgegnete sie: "Ich bin die Nothelfer-Theres." Der Richter weiter: "Ihr Alter?" Theres: "Ja, der sitzt bestimmt wieder im Wirtshaus und verspielt alles." Die ihr vorgeworfenen Delikte widerlegt sie so ulkig und komisch, dass die Besucher schmunzeln und wird schließlich ob ihrer Schläue freigesprochen.