Von früh bis spät gießt der Kehler Betriebshof mit speziellen Fahrzeugen die städtischen Grünanlagen. Trotzdem steht jetzt schon fest, dass es mindestens 50 Bäume nicht über den Sommer schaffen werden. Foto: Stadt Kehl

Die Stadt Kehl bestreitet einen scheinbar aussichtslosen Kampf: Von früh bis spät gießt der Betriebshof mit speziellen Fahrzeugen die städtischen Grünanlagen. Trotzdem ist schon klar, dass 30 Jung- und 20 Altbäume dieses Jahr nicht überleben werden.

Kehl - Es ist ein trauriges Bild: Die Gehwege an der Kehler Vogesenallee sehen aus, als sei es bereits Herbst. Trockene und vergilbte Platanenblätter liegen auf dem Boden – und das Mitten im Sommer. Der Trockenstress macht den Bäumen und den Grünflächen im Stadtgebiet merklich zu schaffen, teilt die Stadt mit. Obwohl die Mitarbeiter des Betriebshofs mehr als 200 Arbeitsstunden pro Woche mit Gießen verbringen und dafür sogar Straßenkehrmaschinen zweckentfremden, können sie die Schäden nur begrenzen.

50 Bäume werden das Jahr nicht überstehen

Mit einem Gießtraktor mit einem insgesamt 10 000 Liter großem Wassertank, einem Unimog mit 2500 Litern Fassungsvermögen und mehreren Fahrzeugen mit kleineren Wasserbehältern, versuchen die Mitarbeiter des Kehler Betriebshofs die dürrebedingten Schäden zu begrenzen. Dennoch ist jetzt schon klar, dass 30 Jung- und 20 Altbäume in diesem Jahr nicht mehr zu retten sind, berichtet Betriebshofleiter Peter Grün. "Ob es noch mehr werden bleibt abzuwarten", fügt er hinzu.

Dafür verantwortlich ist unter anderem der durch andauernden Wassermangel ausgelöste sogenannte Trockenstress. Weil auch in Zukunft mit langen Trocken- und Hitzephasen zu rechnen ist, muss das Stadtgrün "widerstandsfähiger werden", sagt Frank Wagner, stellvertretender Leiter des Betriebshofs. Helfen soll dabei ein eigens für die undurchlässigen Böden der Rheinstadt entwickeltes Substrat, welches den Luftaustausch verbessert und Wasser besser speichert. Neben Trockenstress machen Krankheiten wie das Eschentriebsterben oder die Massaria-Pilzkrankheit bei Platanen, dem städtischen Baumbestand zu schaffen, sagt Fachagrarwirt Kevin Lösch vom Betriebshof.

Besonders aufwendig ist die Bewässerung neugepflanzter Bäume und Staudenbeete. In den ersten zwei bis drei Jahren müssen diese konstant bewässert werden, da ihre Wurzeln noch nicht tief genug reichen, um sich selbst zu versorgen. Weil die vorhandenen Gießfahrzeuge für diese Aufgabe nicht ausreichen, wurden zusätzlich 400 Bewässerungssäcke an Jungbäumen im gesamten Stadtgebiet installiert.

"Wassersäcke" helfen nur bedingt

Diese Säcke fassen bis zu 100 Liter Wasser und geben das Nass anschließend langsam und verlustarm an den Untergrund ab. "Bei älteren Bäumen bringt das aber nichts, weil sie sich das Wasser aus tieferliegenden Bodenschichten holen", weiß Peter Grün.

Aus Sicherheitsgründen müssen derzeit vermehrt abgestorbene Bäume von den Betriebshofmitarbeitern gefällt werden, da sie Umsturz- oder Bruchgefährdet sind und Gefahr im Verzug ist. Gefällt wird sonst eigentlich nur in der Wintersaison. Der enorme Arbeitsaufwand sorgt dafür, dass andere Aufgaben des Betriebshofs, wie beispielsweise die allgemeine Stadtgrünpflege oder die Stadtreinigung, auf der Strecke bleiben.

Deswegen bittet Peter Grün die Kehlerinnen und Kehler darum, den Betriebshof bei seiner Arbeit zu unterstützen. Wer über einen Außenwasseranschluss oder sogar über einen eigenen Brunnen sowie einen Gartenschlauch verfügt, kann damit Bäume oder Grünflächen vor der eigenen Haustüre gießen. Peter Grün und Frank Wagner raten in diesem Fall dazu, den Boden vorher mit einer Harke vorsichtig aufzulockern und anschließend langsam und mit niedrigem Wasserdruck zu bewässern, damit das Nass effektiv in den Boden eindringen kann.

Ein Baum braucht etwa 400 Liter Wasser pro Tag

Die Wurzeln von Straßenbäumen haben meist nicht viel Platz, denn die Straßen und Gehwege sind mit Geröll und Steinen verdichtet. Die Lebensadern können sich also nicht weit genug verzweigen, um sich auch bei langanhaltender Trockenheit ausreichend mit Wasser zu vorsorgen, informiert der BUND. Besonders die jungen Straßenbäume brauchten daher Gießhilfe. Denn ihre Wurzeln sind noch dabei, sich überhaupt auszustrecken. Und manche Bäume sind sogenannte Flachwurzler, etwa der Ahorn. Es kann sein, dass er nicht an das durch die Hitze gesunkene Grundwasser herankommt – auch nicht, wenn er schon ausgewachsen ist. Die Versorgungslage ist also schlecht und zugleich verdunsten die Bäume konstant Wasser. So verliert laut BUND ein ausgewachsener Laubbaum an einem heißen Sommertag etwa 400 Liter Wasser.