Sichtlich glücklich über den geschafften Aufstieg: Die Reichenbacher genossen den Ausblick auf der Pisciadu-Spitze in Südtirol. Vor 35 Jahren hatten einige von ihnen dort das Gipfelkreuz aufgestellt. Foto: Vögele

Blasmusik und ein Gottesdienst auf mehr als 2500 Metern Höhe: 50 Reichenbacher werden ihren Aufstieg zur Pisciadu-Spitze in Südtirol so schnell nicht vergessen. Sie waren in die Dolomiten gekommen, um den 35. Geburtstag ihres Gipfelkreuzes zu feiern.

Seit dem Herbst 1988 grüßt von der markanten Pisciadu-Spitze in der Sellagruppe der Dolomiten das Gipfelkreuz der Reichenbacher Gruppe St. Stephan weit ins Land. Um das 35-jährige Bestehen zu feiern, hatte die Gruppe nun nach Südtirol eingeladen.

Auf die mehr als 50 Teilnehmer, die den Aufstieg vom Grödner Joch nicht scheuten, wartete ein Erlebnis, das nicht in Worte zu fassen ist. Durch das Val Setus, das vor einigen Wochen durch eine gewaltige Geröll-Lawine schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, führte der mühevolle Aufstieg auf das Sella-Plateau zur Pisciadu-Hütte, die auf 2587 Metern Höhe zu Füßen des mächtigen Gipfelaufbaus der Pisciadu-Spitze liegt.

Unter den Gästen waren Mitglieder des ehemaligen „Bautrupps“ um Karl Furtwängler sowie Wanderer und Bergsteiger aus allen Himmelsrichtungen, die sich in dieser grandiosen Felsszenerie eingefunden hatten. Die „Berglandmusikanten“ unter der Leitung von Gerd Furtwängler eröffneten mit dem Choral „O du hochheilig Kreuze“ den Gottesdienst am Felsaltar inmitten der majestätischen Wände und Zinnen des Sellamassivs. Dann erklangen die Gesänge aus der „Deutsche Messe“ von Franz Schubert.

Foto: Vögele

Pfarrer Andreas Perathoner aus dem Wintersportort Corvara griff das Wort auf, das auf dem Gipfelkreuz zu lesen ist: „Im Kreuz ist Heil“. Kurz und prägnant erschloss er diesen Satz mit wegweisenden Worten. Im Gebet gedachten die Teilnehmer der verstorbenen Erbauer, die seinerzeit mitgeholfen hatten, das Kreuz zu errichten. Der Choral „Großer Gott wir loben dich“ beschloss die Heilige Messe. Die Lieder, Gebete und Lesungen erhielten in diesem Umfeld einen eigentümlichen Klang, dem sich keiner entziehen konnte. Das Südtiroler- und das Badnerlied beschlossen die Feier.

Anschließend folgte der Aufstieg zum Gipfel, um das Jubiläumskreuz zu grüßen. Alle Mühe, den Gipfel zu erklimmen, wurden durch einen atemberaubenden 360-Grad-Ausblick belohnt. Von 2987 Metern Höhe ging der Blick zu den majestätischen Gipfeln der Dolomiten im Süden, Osten und Norden und hin zum Alpenhauptkamm bis zum Großglockner und im Westen zu den Bergen der Ortlergruppe. Die Musikanten ließen erneut das „Te Deum“ vom Gipfel erschallen und gaben ein kleines volkstümliches Konzert, dessen Klänge über Berg und Tal Bergsteiger und Bergwanderer erfreute. Sogar auf der tief gelegenen Hütte waren die fröhlichen Weisen zu hören.

Beim Hüttenabend in den Bergen gab es kulinarische Spezialitäten

Auch der Hüttenabend machte dieses Wochenende in den Bergen Südtirols zu einem unvergesslichen Erlebnis. Familie Renato und Elvira Costa bereitete ihren Gästen einen zünftigen Empfang. Die Gruppe St. Stephan dankte mit einigen Schwarzwälder Spezialitäten, darunter eine auf dieser schwindelnden Höhe zubereitete Schwarzwälder Kirschtorte.

Nach einem attraktiven Abstieg durch das Mittagstal, der noch einmal alle Kräfte forderte, bedankten sich die Teilnehmer beim Organisationsteam um Armin Furtwängler, das dieses Erlebnis ermöglichte.

Steinböcke gesichtet

Einige Unentwegte der Ausflugsgruppe aus Reichenbach hatten den Aufstieg über den ausgesetzten Pisciadu-Klettersteig genutzt oder wanderten durch Schluchten und Höhen der Sellahochfläche. Ihre Bemühungen wurden durch eine seltene Begegnung belohnt: Sie trafen auf eine Gruppe der scheuen Steinböcke, die erst seit wenigen Jahren wieder in der Sella heimisch geworden sind.