Das Mahlberger Jugendzentrum wird zum September aufgegeben.­Die Räumlichkeiten sollen dann zu einer Kindertagesstätte umgestaltet werden. Foto: Terkowsky

Bis zum Jahresende soll für alle Kinder in der Stadt ein Betreuungsplatz zur Verfügung stehen. Dafür hat der Gemeinderat nun zwei Lösungen auf den Weg gebracht.

Mit einer zusätzlichen Gruppe im Naturkindergarten und der Umwidmung des Jugendzentrums in einen Kindergarten will Mahlberg dafür sorgen, dass die große Nachfrage nach Betreuungsplätzen gedeckt wird. „ Wir lassen die Eltern nicht im Regen stehen. Bis zum Oktober wollen wir alle Projekte umsetzen und damit den Druck aus dem Kessel nehmen“, so Bürgermeister Dietmar Benz in der Gemeinderatssitzung.

Nachfrage nach Kitaplätzen wird weiter steigen

Druck auf die Stadt entstand zuletzt durch die immer länger werdende Warteliste an Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs suchten. Besonders die Nachfrage nach Plätzen für Kinder unter drei Jahren stand in keinem Verhältnis zum Angebot. Anfang März erklärten die Vertreter der Kindertagesstätten in Mahlberg und Orschweier, dass aktuell noch Eltern von 24 Kindern unter drei Jahren einen Betreuungsplatz suchten. Ihre Prognose für das kommende Kindergartenjahr: Die Nachfrage werde noch steigen.

Der Naturkindergarten auf dem früheren Minigolfplatzgelände, der nach Informationen von Benz im Juni an den Start gehen soll, werde die Situation im Bereich der über Dreijährigen entspannen. Für die 20 Ü-3-Plätze gibt es aktuell 19 Anmeldungen. Bei der Schaffung von Plätzen für Kinder unter drei Jahren bleibe die Stadt aber weiter gefordert.

Jugendzentrum wird zum September aufgegeben

Das deshalb beschlossene Lösungsmodell ist das Ergebnis einer Klausursitzung des Gemeinderats kurz vor Ostern. So soll das Jugendzentrum, das vor zwei Jahrzehnten im ehemaligen TuS-Vereinsheim eingerichtet wurde, zu einer Kindertagesstätte umgestaltet werden. Nach einem Umbau, vornehmlich des Sanitär- und Außenbereichs, soll dort Raum für zwei Gruppen entstehen: eine Gruppe mit zehn Plätzen für unter Dreijährige und eine altersgemischte Gruppe, die ebenfalls als U-3-Gruppe ausgelegt sein kann. Das Jugendzentrum wird als Einrichtung für öffentliche Jugendarbeit zum September aufgegeben. Zu diesem Termin wird Hartmut Müller, Leiter des Zentrums, in den Ruhestand gehen. Weiterhin kauft die Stadt einen zweiten Hobbitwagen für den Naturkindergarten. So wird es dem Träger, dem Verein „Vielfalt für Kinder“ mit Sitz in Emmendingen, ermöglicht, eine zweite Gruppe am Standort zu eröffnen. In diese sollen auch Kinder ab zwei Jahren aufgenommen werden können.

Stadt will TuS-Heim kaufen

Der Verein „Vielfalt für Kinder“ werde auch die Trägerschaft der neuen Kita in den Räumlichkeiten des aktuellen Jugendzentrums übernehmen. Entsprechende Gespräche mit Geschäftsführer Marko Kaldewey und den Behörden, die die Betriebsgenehmigung und die Nutzungsänderung zu entscheiden haben, seien bereits erfolgreich geführt worden, so der Bürgermeister. Beabsichtigt sei zudem, dass die Stadt das ehemalige TuS-Heim, das derzeit gepachtet ist, kauft. Die Finanzierung von Kauf und Umbau sowie Kauf des zweiten Hobbitwagens sieht die Verwaltung auch kurzfristig gesichert.

Ratsmitglieder sorgen sich um die Zukunft der Jugendlichen

In der Zielsetzung gab es aus dem Gremium keinen Gegenwind. Unbehagen bekundeten einige Ratsmitglieder indes mit der Formulierung im Beschluss, dass die Stadt das Jugendzentrum und damit die öffentliche Jugendarbeit aufgebe. Thomas Schwarz (FW) meinte, man könne die Jugendlichen vom Juze nicht einfach ohne Alternative auf die Straße setzen. Auch Barbara Frieden (SPD) erklärte, dass das ein falsches Signal und für die Stadt kein gutes Image sei. Ulrike Kesselring (BFMO) brachte das alte Feuerwehrhaus als Alternative ins Spiel. Bürgermeister Dietmar Benz teilte das Unbehagen jedoch nicht. Die Zahl der betroffenen Jugendlichen sei überschaubar. Als Beleg führte er auch an, dass zuletzt die periodische Schließung des Zentrums wegen Urlaub oder Krankheit weder bei Eltern noch bei den Jugendlichen zu Protesten geführt habe. Zudem sehe er das fehlende Angebot in der Kleinkindbetreuung als gravierender an. Für Rolf Baum (CDU) hat die Lösung mehr Charme als ein Neubau für drei Millionen Euro. Jannick Obergföll (BFMO) schlug vor, alternativ die Vereine seitens der Stadt noch stärker zu unterstützen, da diese hervorragende Jugendarbeit leisten würden. Wie es mit der Jugendarbeit weiter geht, soll nun in der Haushaltsberatung für 2024 entschieden werden.