„Kappel II“ heißt die neue Wasserquelle für die südliche Ortenau: Zwei Jahre nach Baubeginn ist der Brunnen nun in Betrieb. Vor allem die Bürger Kappel-Grafenhausens profitieren, denn deren Wasserqualität steigt. Dafür sorgt ein besonderes Verfahren.
Der direkt abgezapfte Probeschluck überzeugt die Bürgermeister: Sie bescheinigen dem Wasser aus dem neuen Kappeler Tiefbrunnen einen frischen Geschmack. Mit dem fünften Brunnen ist die Wasserversorgung in der südlichen Ortenau komplett. Am Mittwoch, passenderweise am „Tag des Wassers“, ist die neue Wasserquelle wenige Meter südlich des ersten Kappeler Tiefbrunnens feierlich in Betrieb genommen worden.
„Unser Kind ist jetzt eingeschult“, sagte der gastgebende Bürgermeister Jochen Paleit. Gemeinsam mit der Gemeinde Rust habe man vor sechs Jahren die Planung begonnen. Zunächst sei man skeptisch gewesen aufgrund des hohen Eisen- und Mangananteils im Wasser, habe das Projekt aber dennoch auf die Beine stellen können. Als „Hochzeitsgeschenk“ hätten Rust und Kappel-Grafenhausen den Brunnen dann in den neuen Wasserversorgungsverband Südliche Ortenau mit Ettenheim und Ringsheim einbringen können.
Ringsheims Bürgermeister Pascal Weber, zugleich Vorsitzender des Wasserversorgungsverbands, freute sich in seiner Funktion nun schon den zweiten Tiefbrunnen zu eröffnen. Mit „Kappel II“ erhöhe sich das Potenzial auf eine Fördermenge von jährlich 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser. Noch erreiche man diese Marke nicht, da der Brunnen noch nicht auf vollen Touren laufe, so Weber. Doch die Kommunen Ringsheim, Rust, Kappel-Grafenhausen und Ettenheim bräuchten zusammen mit der Stadt Mahlberg, die auch Wasser aus dem Verband bezieht, jährlich auch nur knapp mehr als zwei Millionen Kubikmeter.
Durch Abflüsse aus dem Schwarzwald, den Alpen und den Vogesen „sind wir in einer glücklichen Situation“, kommentierte Weber in Bezug auf eine allgemeine Wasserknappheit. Das Naturschutzgebiet Elzwiesen sorge für eine gute Qualität des Wassers. Der Verbandsvorsitzende freute sich auch darüber, dass das Projekt mit rund 1,2 Millionen Euro im Kostenrahmen geblieben sei. Nun heiße es „Wasser marsch“.
Im Anschluss an die Reden gab es Einblicke in die Technik des Brunnens. Weber erläuterte, dass drei Pumpen, zwei größere und eine kleinere, das Wasser fördern. Das Hauptrohr selbst führt 20,5 Meter in die Tiefe und hat einen Durchmesser von mehr als zwei Metern.
Eisen und Mangan werden herausgefiltert
„Das Innenleben ist selten“, erklärte Annegret Rieck von der Firma Weber Ingenieure. Die Besonderheit des Brunnens sei ein sogenanntes „In-Situ-Verfahren“, mit dem man Eisen und Mangan aus dem Wasser herausfiltere. Das geschieht durch die Zuführung von Sauerstoff, wodurch die Metalle oxidieren und sich körnchenartig absetzen. „Es gibt kein Abwasser“, erläuterte Rieck die Vorteile dieser Methode, die sie als „mutiges Verfahren“ bezeichnet.
„Wir haben mit Sand gekämpft“, führte Rieck weiter aus. Das geförderte Grundwasser durchlaufe deshalb einen automatisch rückspülbaren Sandfilter. Der Betrieb laufe so ohne Druckschwankungen. Bevor das Wasser ins Netz eingespeist wird, durchläuft es außerdem eine Desinfektion mit einer UV-Lampe. UV-Strahlen können nämlich Viren und Bakterien zuverlässig und unschädlich abtöten, so Rieck.
Wenn es dann im Netz sei, enthalte das Wasser aus „Kappel II“ weniger Mangan und Eisen als das Wasser aus „Kappel I“, beides sei jedoch unter dem zulässigen Grenzwert, erklärte Rieck. „Das Wasser schmeckt besser“, ist die Ingenieurin überzeugt. Darüber hinaus sei das Wasser mit einem Härtegrad von zwölf auch weicher als das bisherige Wasser mit einem Härtegrad von 15.
Kredit über 720 000 Euro
Unter anderem um ausstehende Rechnungen für den neuen Tiefbrunnen zu bezahlen, nimmt der Wasserversorgungsverband einen Kredit von 720 000 Euro auf. Das haben die Mitglieder bei einer Sitzung im Anschluss an die Eröffnung beschlossen. „Wir brauchen den Kredit, um flüssig zu sein“, so Weber. Neue Projekte sollen der Umbau der Misch- und Übergabestation in Rust sowie eine Leitung nach Herbolzheim sein.