Frank Erb zeigt eine Ranke, an der 50 Prozent aller Triebe bereits erfroren sind. In den kommenden Frostnächten wird mit weiteren Schäden gerechnet. Vor allem betroffen sind frühe Sorten wie Chardonnay. Foto: Bohnert-Seidel

Landwirtschaft: Friesenheimer gehen von enormen Ertragsverlusten aus / Einnahmequellen fehlen

Friesenheim - Die Friesenheimer Winzer bangen um ihre Erträge. Die Frostnächte haben etliche Schäden in den Weinbergen verursacht. Außerdem fehlen Einnahmen durch Feste und Feiern.

Es fehlen die Einnahmen von Festen und Feiern

Die Minustemperaturen treiben den Friesenheimer Winzern aktuell die Sorgenfalten auf die Stirn. Sie befürchten große Verluste aufgrund der Frostnächte im Weinberg. "Und dabei ist noch nicht einmal die kalte Sophie, ganz zu schweigen von den Eisheiligen", bilanziert Richard Kopf, Vorsitzender der Winzergenossenschaft Friesenheim, die Wetterkapriolen. Die Eisheiligen und die sogenannte Kalte Sophie fallen in diesem Jahr auf die Zeit vom 11. bis 15. Mai. Wie hoch die ersten Schäden sind, bleibe noch offen.

"Frühe Sorten wie der Chardonnay hat es in den sonnigen Lagen schon erwischt", stellt Frank Erb, Vorsitzender der Winzergenossenschaft Oberschopfheim, fest und spricht in einzelnen Lagen von 30 Prozent Schadensvolumen. Nach einem Spaziergang im Weinberg stellte Kopf fest: "Auch die Dunkelfelder zeigen sich teilweise mit Frostschäden." Einem Damoklesschwert gleiche die Furcht vor weiteren angekündigten Frostnächten.

Die Rücklagen seien mittlerweile auch bei den Winzern angegriffen. Zwar laufe in den Märkten der Weinumsatz, aber es fehlten coronabedingt die Einnahmen von Festen und Feiern. Liegen Vereinsfeste auf Halde, bleibt auch der Wein im Winzerkeller und damit die Auszahlungspreise am Boden.

"Schützen lassen sich die Rebanlagen leider nicht", sagt Erb. Schutz, wie ihn einige Winzer in Nordbaden über Frostberegnung haben, gebe es in den Friesenheimer Weinbergen nicht. "Im Weinberg liegen keine Wasserleitungen", erklärt Kopf.

Zu hohe Einbußen nach dem starken Frost

Hinausfahren ließen sich diese Mengen an Wasser auch nicht. Dies sei "nicht bezahlbar", bestätigen beide Winzerchefs. Ergo helfe nur noch eine Versicherung, die zumindest ein Grundrisiko absichere. "Mehr als vor dem Konkurs retten diese Versicherungen auch nicht", so Kopf. Die Eigenbeteiligung sei sehr hoch und 20 Prozent des ersten Schadens müssten die Winzer ohnehin selbst tragen.

Im Vergleich zu den Vorjahren zeige sich die Vegetation langsamer. An eine mögliche Trockenheit im Sommer will noch niemand denken. Dabei hätten sich die Winzer noch nicht von den Schäden aus dem Jahr 2017 erholt. Dieses Jahr ist bei den Winzergenossenschaften in Friesenheim und Oberschopfheim als Frostjahr mit noch nie dagewesener Schadensgröße von mehr als 50 Prozent in die Geschichte eingegangen.

Zu hoch waren die Einbußen nach dem starken Frost, der sich im vergangenen Jahr zwar nicht wiederholte, trotzdem in der Summe weitere hohe Schäden von bis zu 25 Prozent verursachte. Heute heiße es: Abwarten bis zum 15. Mai.

Ob dann von Entspannung die Rede sein darf, werde sich zeigen. Kalkulierbar sei die Arbeit im Weinberg längst nicht mehr. Auf Fröste folgten im laufenden Weinjahr inzwischen zu starke Trockenperioden. Selbst Regen zeige sich mittlerweile in zu heftigen Niederschlägen.

Ist die Traube reif und der Regen zu heftig, erhöhe das die Gefahr von Pilzbefall und Fäulnis. Die Winzer sind in Hab-Acht-Stellung ganz gleich was das Wetter bringt. "Es sind leider zu viele Extreme", erklärt Erb der Lahrer Zeitung.

Die Winzergenossenschaft Friesenheim bewirtschaftet 131 Hektar Rebfläche in knapp 60 Betrieben. In Oberschopfheim bewirtschaften etwas mehr als 50 Winzer 56 Hektar Rebfläche.