Josef Eisenbeis erinnert sich an die Geschichte von Martin Fugmann, der im Jahr 1938 seine Trauer über eine unglückliche Liebe in einen Stein im Friesenheimer Wald meißelte. Foto: Bohnert-Seidel

Geschichte: Gravur im Fels zeugt von unglücklicher Liebe eines Soldaten

Friesenheim - Ein Stein im Friesenheimer Wald ist Zeitzeuge der unglücklichen Liebesgeschichte eines Soldaten. 1938 verewigte Martin Fugmann seinen Kummer mit dem Meißel. Noch heute ist die Inschrift gut zu lesen, ein Wegweiser wird gefordert.

Schluss machen ist heute leicht. Eine Whatsapp-Nachricht und fertig! In früheren Jahren wurde sich einfach nicht mehr zum vereinbarten Zeitpunkt getroffen, vielleicht noch ein paar Zeilen geschrieben und zugesteckt oder auch Klartext geredet. Ganz gleich wie eine Absage erteilt wird: Der Schmerz bleibt seit Generationen individuell. Seinen Schmerz über die verschmähte Liebe hat ein junger Soldat im Jahr 1938 im Friesenheimer Wald in Stein gemeißelt.

Wer lieben will, muss leiden

Steine gibt es gar viele im Friesenheimer Wald. Wer sich auf den Weg Richtung Bildsteine macht, erkennt Monumente aus Buntsandstein, die zwischen den Bäumen herausragen. Ummantelt von Moos tragen sie die Patina von Jahrtausenden. Auf dem Weg zu den Bildsteinen zweigt ein kleiner Pfad talwärts ab.

Etwa zwanzig Meter im Wald steht hier ein Stein von gut zwei Metern Länge und einer Höhe von einem Meter. In klarer fast schon ebenmäßiger Front lugt er aus dem Dickicht. Talwärts zeigt der Schriftzug Richtung Oberweier. Martin Fugmann schreibt: "Wer lieben will, muss leiden." Deutlich, in gut leserlich exakter gerader Druckschrift formuliert der ehemals junge Mann sein Liebesleid.

In den Jahren 1938 bis 1940 war Martin Fugmann als Soldat für den Bau des Westwalls in einer Baracke mit anderen Soldaten in Oberweier stationiert. Dauerhaft niedergelassen hat sich der junge Soldat damals nicht, erklärt Heimatforscher Josef Eisenbeis. Pfarrer Friedrich Schleicher schreibt im Ortsfamilienbuch von Oberweier zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: "Oberweier glich einem Heerlager; in der Schule wurde eine Pionier-Einheit zusammengezogen, die einige Monate blieb.

35 Baracken errichtete der Arbeitsdienst im Gelände, die bis zum Rheinübergang im Juni 1940 auch mit Truppen belegt waren." Zum Arbeitsdienst zählte auch Martin Fugmann. Die Baracken standen verstreut auf den Wiesen und im Oberweirer Tal, erzählt Eisenbeis.

Erinnerung an deutsche Vergangenheit

Fernab von der eigenen Heimat dürfte der Liebesschmerz umso stärker gewesen sein. Seinem Kummer verleiht der junge Mann ein ewiges Dokument, mit dem in Oberweier bezeichneten Martins- oder Liebesstein bei den Bildsteinen. Josef Eisenbeis kennt die Geschichte um das junge Paar aus Erzählungen seines mittlerweile verstorbenen Bruders Paul Eisenbeis. "Schön wäre es, wenn wir den Menschen im Friesenheimer Wald einen kleinen Wegweiser geben, damit sie sich diesen Stein selbst einmal anschauen könnten", erklärt der 84-Jährige gegenüber der Lahrer Zeitung. Immerhin sei er mehr als nur ein Liebesstein. Dahinter verberge sich auch ein Teil deutscher Geschichte.

Martin Fugmann war einer von mehr als 100 stationierten Soldaten, die zum Bau des Westwalls in Oberweier stationiert waren. Aufsicht über die Soldaten hatte damals Johann (Hans) Arneth, der aus dem Rheinland nach Oberweier gekommen ist. Ihn haben die Menschen in Oberweier sehr wertgeschätzt. Er war gemeinsam mit seiner Ehefrau der Begründer des "Altenwerks" von Oberweier.

Die jungen Soldaten sind auf ihrem Weg zu den Baracken oder an den Wochenenden ins Dorf gekommen. Hier hat sich Martin Fugmann in ein Mädchen namens Klara verliebt. Die Mutter hat von der Liebelei Wind bekommen und meinte zur Tochter: "Meidli loss die Finger von de Soldate", erzählt Josef Eisenbeis. Die Geschichte ist in Oberweier vor allem bei den älteren Generationen noch bekannt. Weil der Vater von Klara im Krieg war, hatte die Mutter Angst um die Zukunft der Tochter.

Fugmann war zutiefst verletzt und hieb seinen Liebeskummer in filigraner Schrift in einen Sandstein auf dem Weg zu den Bildsteinen. Weit weg von den Häusern, wohl um auch nicht gehört zu werden, nahm er Hammer und Meißel zur Hand. Klara machte wohl damals Schluss, da es eine Zeit war, in der die Kinder gegenüber den Eltern in der Pflicht des Gehorsams gestanden haben.

Soldaten bauten Bunker

Der Westwall, erbaut in den Jahren 1938 bis 1940, von den Westalliierten auch Siegfried-Linie genannt, setzte sich von Kleve bis in die Schweiz fort. Täglich fuhren die Truppen aus Oberweier vom Arbeitsdienst ins Ried hinaus um dort Bunker und Stollen sowie Gräben zu bauen.