Revierleiter Markus Schätzle (Mitte) zeigt den Akku-Fällkeil, mit dem sicheres und kraftschonendes Arbeiten in der Schweizer Fälltechnik möglich ist. Foto: Dorn

Mehr 50 Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Wolfach/Oberwolfach sind der Einladung zu einem Informationsnachmittag im Wald gefolgt. Dabei ging es an mehreren Stationen um die Themen Sicherheit, Sortierung und Jungbestandspflege.

Auch Oberwolfachs Bürgermeister Matthias Bauernfeind ließ sich das „Baumfällen live“ nicht entgehen. Das Thema Sicherheit kam im Nachgang einer Waldbegehung auf die Agenda, wiesen doch 80 Prozent aller Schnittbilder von Baumstümpfen Merkmale „unsicheren“ Fällens auf, so der Oberwolfacher Revierleiter Markus Schätzle.

Baum muss so lange wie möglich stabil stehen

An der ersten Station demonstrierte Forstwirt Ralf Sum die Schweizer Sicherheitsfälltechnik, die seit etwa zehn Jahren in der Ausbildung der Forstwirte gelehrt wird. Diese sieht vor, dass der Baum so lange wie möglich stabil stehen bleiben muss, dies wird durch ein „positives“ oder „negatives“ Halteband sichergestellt. Der Sicherheit dienen auch Bruchleiste und Bruchstufe. Letztere sollte die Stärke von von drei bis fünf Zentimetern in der Höhe nicht unterschreiten. Da mit dem Fällkeil gegen die Bruchleiste gearbeitet werden muss, würde in der Praxis häufig nachgesägt beziehungsweise die Bruchleiste zu schmal gesetzt. Mit den neuen Akku-Fällkeilen seien auch dickere und damit sichere Bruchleisten kein Problem mehr.

Man müsse sich beim Fällen immer im Klaren darüber sein, welche Kräfte (Hebelkräfte, Wind) beim Umgang mit mehr als 40 Meter langen Bäumen wirken könnten, rief Förster Markus Schätzle in Erinnerung. Da zähle jedes zusätzliche Mehr an Sicherheit.

An der zweiten Station informierte Andreas Schmider von der FVS Mühlenbach über die Möglichkeiten, aus Laubholz-Stammholz „mehr“ zu machen als Brennholz, auch wenn beispielsweise der Preis für Buchenbrennholz derzeit mit 70 bis 80 Euro pro Festmeter immer noch sehr gut sei.

Wenn eine Buche so alt hatte werden dürfen, ist sie zu schade für Brennholz – für das noch einige Arbeitsschritte nötig sind. Selbst Buchen mit vielen Ästen können beispielsweise zu Kanthölzer für die Möbelindustrie verarbeitet werden. Foto: Dorn

Für „Parkett-Eiche“ eigneten sich gerade Stämme ab drei Meter Mindestlänge, Buchenstämme wären auch trotz vieler Äste noch marktgängig, wenn daraus beispielsweise kurze Kanthölzer für die Möbelindustrie gesägt werden könnten.

Dreijähriger Rhythmus von Pflegemaßnahmen

An der letzten Station in einem 24-jährigen Eichenbestand auf einer „Lothar“-Fläche erläuterten Sarah Löffler und Felix Schätzle die Grundzüge des „Z-Baum-Modells“.

Dieses sieht für Traubeneichen-Jungforste einen dreijährigen Zyklus von Pflegemaßnahmen vor. Dabei würden „Zukunftsbäume“ markiert nach den Kriterien Vitalität, Stabilität und Qualität in Krone und Stamm, pro Hektar seien maximal 70 bis 80 Zukunftsbäume im Abstand von zwölf bis 15 Metern möglich.

„Mäßig und regelmäßig“ müssten um die Zukunftsbäume „Bedränger-Bäume“ identifiziert und entnommen werden. Die Entnahme dürfe nicht auf einen Schlag erfolgen, da die „Zukunftsbäume“ auf zuviel Licht unter anderem mit übergroßem Wachstum reagierten, was Jahrzehnte später zu Ringschäle führen könnte, die sich stark preismindernd auswirkt. Das „Z-Baum-Modell“ müsse für jede Laubbaumart gesondert betrachtet werden, für die Kirsche oder die Roteiche sei es beispielsweise zu spät, wenn diesen erst im Alter von 25 Jahren die „Bedränger“ entfernt würden.

Gerngesehen sei im 25-jährigen Jungwald übrigens auch Unterwuchs durch Haselnuss oder andere Büsche zur Beschattung der Stämme. Wozu der Standort Oberwolfach auch für die wärmeliebende Laubbaumart Eiche fähig sei, habe erst 2023 ein Eichenstamm gezeigt, für den mit nur 3,5 Festmetern ein Gesamtpreis von 5800 Euro erzielt wurde.

Waldbau als Generationenaufgabe

Für den „Aha“-Effekt schlechthin sorgte bei der Waldbegehung der FBG eine prächtig entwickelte Schwarznuss, deren Samen Vögel wohl kurz nach dem Orkan Lothar eingebracht hatten. Der Baum hatte seinen Geschwindigkeitsvorsprung in eine mächtige Krone umgesetzt und kann „schon“ in im Jahr 2059 geerntet werden, dem Jahr, in dem der Waldeigentümer bei den Traubeneichen erst mit der Bestandspflege aufhören kann. Geerntet werden die Eichen erst im Alter von 150 bis 200 Jahren. Besser konnten es Vater Markus und Sohn Felix Schätzle nicht verdeutlichen, dass Waldbau eine Generationenaufgabe ist.