Die drei Friesenheimer Freunde Rico Eichinger (von links), Bernhard Hertweck und Jürgen Adam fliegen jährlich auf die Halbinsel Milina. In diesem Jahr packten sie mit an und halfen bei den Aufräumarbeiten nach dem großen Unwetter. Foto: Bohnert-Seidel

Ende September waren die drei Friesenheimer Bene Hertweck, Rico Eichinger und Jürgen Adam Zeugen der Flutkatastrophe auf der griechischen Halbinsel Pilion. Für sie steht fest: Sie werden weiter vor Ort mit anpacken und hoffen auf weitere Unterstützer.

Seit einigen Jahren buchen sich drei Mitglieder der Driewili-Stampfer eine „Männerreise“ auf der griechischen Halbinsel Pilion. Selbst das Sturmtief Elias in Milina konnte die drei Ende September nicht von der Reise abhalten. „Jetzt erst recht“, sagten sich Jürgen Adam, Bernhard Hertweck und Rico Eichinger. Nicht zum Entspannen, diesmal zum Anpacken. Zurück in Friesenheim ist es den drei ein Herzenswunsch, den Wiederaufbau des Urlaubsortes auch finanziell zu unterstützen, weshalb sie ein Spendenkonto eingerichtet haben.

Milina ist für Hertweck, Eichinger und Adam zum Wohlfühl- und Rückzugsort geworden. Ein Stück Freiheit, Heimat – weg vom Alltag. 2019 haben sie sich an den ersten Jugendreferenten Bernhard Wellinger erinnert. „Wollte der sich nicht in Milina in Griechenland niederlassen?“ Und schon war der Flug dorthin gebucht. Gefunden haben sie Wellinger damals nicht, aber sich in einen Ort verliebt, sagen sie gegenüber der Lahrer Zeitung.

Von Wellinger wussten sie nur, dass er sich im Ort einmal seinen Altersruhesitz einrichten wollte. Ihn doch noch gefunden zu haben, ohne Adresse, erkennen sie als von Gott gesteuert. Ihnen sei vor zwei Jahren in der Ferienwohnung die Butter ausgegangen und sie machten sich zum Frühstücken auf in den Ort. Und dort kreuzten sich dann die Wege. Kurz habe der heute 73-Jährige in seinen Erinnerungen gekramt und sich an seine Zeit von 1986 im Jugendtreff in Friesenheim erinnert. „Seine Strolche hat er wiedererkannt“, erzählte Adam augenzwinkernd.

Hotelbesitzerin ist über ihren Besuch verwundert

Als sie in diesem Jahr von den Unwettern, Überschwemmungen und Erdrutschen gehört und gelesen haben, war für alle drei kompromisslos klar: „Wir fliegen trotzdem hin und packen mit an.“ Was sich ihnen präsentierte, war jedoch jenseits jeglicher Vorstellungskraft. „So viele Menschen haben alles verloren“, erzählen die drei. Tief wateten sie in Badeschlappen durch Schlamm, in brackigem Wasser, verfolgt von Schnaken. „Alles war weg. Kanalisation, Häuser, Autos sammelten sich am Meeresstrand“, erzählen sie und zeigen auf ihren Handys etliche Fotos mit Ruinen.

In Milina haben sie sich gleich nach Ankunft im September ein Auto gemietet und sind zum Hotel gefahren. Von der Besitzerin seien sie knietief im Schlamm empfangen worden. „Was wollt ihr hier?“, habe sie gefragte und erklärt: „Es gibt keinen Strand. Allen Gästen wurde abgesagt.“

Foto: privat

Das Gepäck wurde ins Zimmer gestellt und die Schaufel in die Hand genommen. „Tagelang haben wir geschaufelt. Dreck in Schubkarren gehievt, Wasserleitungen und Stromleitungen notdürftig verlegt und einem befreundeten Schreiner das Holzlager umgesetzt und alles gereinigt“, erzählen sie. Man könne die katastrophalen Zustände kaum in Worte fassen. Ein Bach, der in seinem Ursprung drei Meter gemessen hat, riss eine Schleuse von 200 Metern Breite in den Ort. 200 Jahre alte Häuser sind weggespült und im Meer gelandet. Gerümpel stapelt sich an früheren weißen Stränden. Von dem paradiesischen Blau ist nur noch eine Kloakenbräune übrig.

Selbst haben die Drei die zweite Katastrophenwelle am 27. September dann miterleben müssen. „95 Prozent des Ortes sind teilweise oder komplett zerstört“, erklären sie. Das Haus von Wellinger ist eines der wenigen, das noch stehe, weil es etwas höher liegt. „Wir wollen auch weiterhin helfen“, sagen die Friesenheimer.

Nächster Flug gebucht

Das Datum für den nächsten Flug nach Milina im September 2024 steht bereits fest. Außerdem haben die Drei ein Spendenkonto eingerichtet. Wer helfen will, wendet sich an Jürgen Adam unter Mobil 0152/52 11 05 38 oder per E-Mail an adam-family@online.de.