Rot glänzend sorgte der Alte Benz der Feuerwehr für viel Gesprächsstoff unter den Gästen im Schlosshof. Foto: Springmann

Ein Stück Feuerwehrgeschichte kehrt zurück nach Wolfach: Die Restaurierung des Alten Benz ist nach mehr als elf Jahren nun so gut wie abgeschlossen. Das hat die Feuerwehr im Schlosshof mit vielen Unterstützern und Wegbegleitern gefeiert.

Der Alte Benz und die Stadt Wolfach – eine 97-jährige Geschichte verbindet die beiden. „Und nun steht unsere ,alte Dame’ wieder da“, sagte Kommandant Christoph Mayer bei der Feierstunde am Samstag.

Der 20. November 2011 war für die Wolfacher Feuerwehr ein schwarzer Tag: Bei einem Brand im Gewerbegebiet am Straßburgerhof ist die historische Motorspritze der Wehr aus dem Jahr 1926 komplett ausgebrannt – trotzdem wurde schnell der Entschluss gefasst, den Alten Benz wieder aufzubauen.

Wechselvolle Historie und viel Herzblut

Nach mehr als elf Jahren war nun der große Moment gekommen, und das historische Fahrzeug wurde im Beisein von vielen Unterstützern, Helfern und Wegbegleitern enthüllt. Dass das möglich war, sei nur durch einen enormen Kraftakt gelungen: Elf Jahre, sechs Monate und vier Wochen hatte der Wiederaufbau gedauert, rechnete er vor. Noch in der vergangenen Woche kamen nochmals rund 60 Stunden auf das Arbeitsstundenkonto für den Einbau des Motors. Dieser läuft noch nicht, es dürften also nochmal einige Stunden auf die nunmehr mehr als 7500 Stunden Arbeit addiert werden. Zum Landesfeuerwehrtag in Kehl vom 14. bis 23. Juli soll es dann soweit sein.

Dass der Benz nun wieder in altem Glanz erstrahle, zeige auch, dass die Feuerwehr mehr sei, als Brandschutz, betonte Bürgermeister Thomas Geppert in seinem Grußwort und bezeichnete das historische Fahrzeug als ein Stück Stadtgeschichte, das nun zu neuem Leben erweckt worden sei.

Auf die Historie eben jenes Stücks Stadtgeschichte blickte Hartmut Brückner zurück – und ließ dabei auch viele Wegbegleiter zu Wort kommen. Etwa Karl Hermann, der im Landesfeuerwehrband für die Historie zuständig war und den Benz wieder ausfindig gemacht hatte, oder der ehemalige Kassier Erich Mosmann, der den Preis für den Rückkauf aushandelte.

Kommandant Christoph Mayer (links) und die Benzgruppe in ihren historischen Uniformen aus den 20er-Jahren begrüßten die Gäste. Foto: Springmann

1926 hatte die Stadt Wolfach die Kraftfahrspritze für rund 28 000 Reichsmark gekauft. 1967 wurde das Auto ausgemustert und 1970 verkauft. 20 Jahre später hatte eine Gruppe von Feuerwehrmännern die Idee, das historische Fahrzeug wiederzubeschaffen. Nach einiger Suche wurde die Benz-Autospritze bei der Fliegerhortfeuerwehr der Heereswaffenschule in Bückeburg gefunden. Es folgte die erste Restaurierung und die Gründung der Benzgruppe mit stilechter Mannschaftsbekleidung aus den 20er-Jahren – fortan war die Gruppe mit dem Benz bei zahlreichen Treffen und Ausfahrten unterwegs. Bis eben zu jenem verheerenden Sonntagmorgen.

Langwierige Restaurierung und Wiederaufbau

Nach einem gemeinsamen Mittagsessen blickte Chefrestaurator Joachim Oberfell dann auf die langwierige Restaurierung, die einem große Puzzle ohne Vorlage glich. Was die Flammen nicht gänzlich zerstört hatten, wurde nach Möglichkeit wiederverwendet. Was nicht zu retten war, wurde neu gemacht, etwa der Holzaufbau oder die Glocke. „Eigentlich war es nicht nur ein Projekt, sondern viele kleine“, sagte er. Denn für vieles musste Kontakt mit anderen historischen Gruppen, wie die der Feuerwehr Bretten, aufgenommen werden. Originalteile waren kaum zu finden, geschweige denn Baupläne oder Skizzen.

Im Anschluss bekam der Benz von den beiden Wolfacher Pfarrern Hannes Rümmele und Stefan Voß den kirchlichen Segen.

Technisches

Bei dem liebevoll „Alter Benz“ genannten Fahrzeug handelt es sich um eine Kraftfahrspritze mit Baujahr 1926, hergestellt im Benz-Werk Gaggenau. Der Benz hat eine Motorleistung von 40 PS und 6272 Kubikmeter Hubraum und verfügt über Vollgummireifen. 1961 wurde dem Fahrzeug zum ersten mal die Zulassung auf Grund technischer Mängel entzogen. 1967 wurde vom Feuerwehrausschuss empfohlen, die Benz-Motorspritze zu verkaufen, 1970 wurde sie an den Allgemeinen Schnauferl-Club Westfalen verkauft.