Das Publikum hatte beim Auftritt von Stefan Danzinger viel zu lachen. Foto: Fotos: Decoux-Kone

Kabarett: Stefan Danziger tritt mit "Was machen Sie eigentlich tagsüber?"auf

Ettenheim - Auch die dritte Veranstaltung des Kulturkellers ist ein durchschlagender Lach-Erfolg gewesen. Rund 100 Gäste ließen sich von Comedian Stefan Danziger mit seinem Programm "Was machen Sie eigentlich tagsüber?" in den Prinzengarten locken.

Die Absurditäten des Alltags waren das Thema, über das Danziger plauderte, wobei er immer wieder seine Erfahrungen als (ehedem echter) Berliner Stadtführer einstreute. So etwa die amerikanisch-naive Frage, warum die Ostberliner einst nicht einfach um die Mauer herumgelaufen seien. Doch so seien die Amis nun mal. Vor dem Landeanflug auf ihr gelobtes Freiheitsland ermittelten sie ja auch per Fragebogen, ob man ein Terrorist sei (Ja oder Nein ankreuzen).

Eine zufällige Berliner Baustelle bezeichnete der Stadtführer für seine Gäste als Performance-Event zum Zeigen, wie der neue Flughafen dauergebaut wird. Sehr erheiternd war auch eine Kurzgeschichte Berlins, als Wessies erstmals im slawisch besiedelten Kölner Sumpf ankamen: "Komm, wir blei‘m mal hier!"

Auch Historisches zur Stadt und zu ihren Persönlichkeiten kommt bei Danziger kurzweilig-witzig daher – und er weiß sich dabei durchaus auf historische Fakten zu berufen, die das Gesagte untermauern.

Westfernsehen statt West-Berlin

Aus seinem persönlichen Leben berichtete er, dass seine Eltern 1988 mit ihm als Vorschulkind gen Westen fliehen wollten. "Sie waren jedoch falsch abgebogen und landeten in der Sowjetunion." Da gab‘s dann Westfernsehen. Nach der Wende ging es nach Berlin zurück. Dort entdeckte Danziger seine Gabe, "Menschen stundenlang mit Geschichte vollzubrabbeln." Etwa darüber, dass die Allee "Unter den Linden" eigentlich "Unter den Nüssen" heißen müsste, weil der große Kurfürst dort vergeblich Walnussbäume anzupflanzen versucht hatte.

Urkomisch kommt auch die Episode daher, "als Honecker zurückgetreten wurde" und sich Günter Schabowski bei der plötzlichen Maueröffnung mit seinem Zettel deutlich verschusselt hatte. Daraufhin seien viele der mauerstürmenden Ostberliner schon nach einer Stunde wieder zurück gekehrt, weil sie hinter der Bornholmer Straße bloß im völlig versifften Wedding gelandet waren: "Macht die Mauer wieder zu!"

Obwohl Danziger zum ersten Mal in Ettenheim auftrat, wusste er auch die Gäste im Prinzengarten mit städtischen Geschichtsdaten zu beeindrucken. Nur, dass er direkt neben dem Gartenhäuschen auftrat, wo der exilierte Duc d’Enghien einst seine Geliebte nicht nur zum Kaffee hin einlud, war Danziger noch neu. Lach-Zugaben blieben nicht aus, zu einem Scherz über Geburten klapperte sogar der nahe Storch vom Rathausdach – wie bestellt.

Seit mehreren Jahren tourt Danziger durch die Republik. Doch der Münchweierer Andreas Burger erkannte den Comedian wirklich noch als ehemaligen Berliner Stadtführer wieder. Eine begeisterte Freiburgerin bestand auf einem Foto-Selfie, Kontakt zum Publikum, den der Komiker schätzt.