Der geplante Ausbau der Rheintalbahn, hier der Bahnhof Lahr, wird die Region rund um Ettenheim belasten. Foto: Braun

Gemeinderat: Vertreter der DB Netze stellen Planung der sechsgleisigen Bahnlinie vor

Ettenheim - Die DB Netze hat die Vorplanungen zum sechsgleisigen Ausbau der Bahnlinie vorgestellt. Lärmschutzmaßnahmen scheinen auf Ettenheimer Gemarkung nicht erforderlich, die Brücken über Trasse und Autobahn müssen jedoch höher werden.

Die "Vorinformationen über die Vorplanung" des sechsgleisigen Ausbaus der Rheintalbahn stellten Vertreter der DB Netze dem Ettenheimer Gemeinderat in dessen letzter Sitzung vor der Sommerpause vor. Die Bahn will die Oberrheinstrecke für Personen- und Güterverkehr ertüchtigen und durchgängig auf sechs Gleise – an manchen Stellen mit Ausweichgleisen sogar auf acht – zwischen jetziger Bahnlinie und Autobahn erweitern. Mit der Vorstellungsrunde bei allen betroffenen Gemeinden soll ein Anhörungs-, Planungs- und Bauprozess eingeleitet werden, mit dessen Ende die Bahn momentan um das Jahr 2040 rechnet.

Christoph Klenert, Leiter der Außenbeziehungen Großprojekt Karlsruhe-Basel, hatte zur Vorstellung des Vorhabens und des aktuellen Planungsstands André Penati als Arbeitsgebietsleiter der Strecke Hohberg-Kenzingen nach Ettenheim mitgebracht.

Güterverkehr kommt an die Autobahn: Die aktuelle Planung berücksichtige, "wofür sich die Region im Vorfeld eingesetzt hat", so Klenert. Das bedeutet, dass der Güterverkehr auf zwei Schienensträngen hinaus an die Autobahn verlegt wird. Die bisherige Strecke mit vier Schienensträngen wird zum einen für den Schnellverkehr bis zu 250 Stundenkilometern, zum anderen für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ausgebaut. Belastungen durch die Baumaßnahmen seien unvermeidbar, der Nutzen "eines der größten Infrastrukturprojekte" (Klenert) in der Folge aber umso größer.

Züge fahren während der Bauarbeiten weiter: Bezüglich der Baumaßnahmen vermochte Bürgermeister Metz am Ende des Vortrags der aktuellen Planung dann doch noch "eine gute Nachricht" zu vernehmen. Ursprünglich hatte die Bahn wohl vorgesehenen, in der Bauphase von rund acht Jahren den gesamten ÖPNV auf den betroffenen Strecken vom Gleis auf die Straße zu verlagern. Diese Überlegung habe man revidiert, berichtete Klenert. Man werde die Arbeiten "unter rollendem Zug" durchführen. Die damit verbundene Entlastung der Straßen sorgte im Ratsrund für Aufatmen.

Lärmschutz scheint nicht nötig: Die Baumaßnahmen bei den Brückenbauwerken, bestehenden Gewässern und Lärmschutz sind gewaltig. Wobei Lärmschutzmaßnahmen auf Ettenheimer Gemarkung nicht erforderlich erscheinen. Die Verlegung des Güterverkehrs hinaus an die Autobahn mindert nach Einschätzung der Bahn die Lärmbelästigung dort mehr als die hinzukommende Belastung durch vier Gleise und den Schnellverkehr ausmachen. "Momentan verkehren hier 180 Güterzüge pro Tag", erklärte Klenert. Aber selbstverständlich berücksichtige man da auch das Schallschutzgutachten, das die Region ihrerseits in Auftrag geben will.

Brücken werden höher: Um zwei bis drei Meter höher müssen die Brücken über Güterzugtrasse und Autobahn werden, so Penatis Antwort auf eine Frage aus dem Ratsrund. Die Oberleitung der Züge verlange eine Höhe von 6,50 Metern, während beim Autoverkehr eine Durchlässigkeit von unter fünf Metern gegeben sei. Die gewaltige Zunahme der Brückendimensionen vermochten auch die Bahnexperten nicht zu bestreiten. Es bestehe "das Dilemma, dass es für den geplanten sechsspurigen Ausbau der Autobahn entlang dieser Strecke noch keine Planung gibt", musste Klenert auf Anfrage von Thomas Dees (FWV) einräumen.

Bahn will ihren Flächenverbrauch über Ökopunkte-Konto ausgleichen: "Für Jubel-Arien besteht kein Anlass", so das Fazit von Bürgermeister Bruno Metz auf den Vortrag des Vorplanungsstandes angesichts der enormen Belastungen, die durch die Bahnpläne auf die Raumschaft zukommen. Der Anregung einer Tieferlegung der Bahntrasse musste Klenert eine Absage erteilen. Der Eingriff in die hydrologischen Gegebenheiten im Rheintal mit seiner Vielzahl von Fließgewässern wäre gewaltig: bautechnisch wie finanziell. Auf die Klage von Wolfgang Kratt (FWV) und Marion Fleig (FLE) hinsichtlich des gewaltigen Flächenverbrauchs durch den Bahnausbau erwiderte Klenert: "Wir sind Millionäre – nämlich Ökopunkte-Millionäre". Den entstehenden Verlust werde man über das Ökokonto der Deutschen Bahn gut ausgleichen können.

"Wir sehen uns wieder", bilanzierte Bürgermeister Metz den Vortrag von Klenert und Penati. Nach der derzeitigen Vorstellungsrunde steht ab 2022 die "frühe Öffentlichkeitsbeteiligung" an. Für 2024 geht die Bahn von der Planfeststellung mit folgender Offenlage aus. Man kennt das Verfahren aus Bebauungsplänen: es folgen Planfeststellungsbeschluss, Bauvorbereitung und –beginn bis hin zur Inbetriebnahme. Im Abschnitt 7.4, in dem die Ettenheimer Gemarkung liegt, ist der Neubau der autobahnparallelen Gütertrasse bis im Jahr 2035, der vierspurige Ausbau der bestehenden Rheintalbahn bis Ende 2041 vorgesehen.