Im Blockheizkraftwerk auf dem Kahlenberg entsteht nicht nur Strom, sondern auch Wärme für die Ringsheimer. Foto: Köhler

Seit dem Ukraine-Krieg kann sich Bürgermeister Pascal Weber „vor Anfragen kaum noch retten“: 40 Prozent der Ringsheimer Haushalte heizen mit Fernwärme.

Was früher eine reine Deponie war, ist heute vor allem eine Energiequelle: Der Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) legt den Fokus auf die umweltfreundliche Gewinnung von Wärme und Strom aus Abfallprodukten. Beim Besuch des CDU-Bundestagsabgeordneten Yannick Bury erklärt Georg Person, stellvertretender Geschäftsführer des ZAK, wie Fernwärme für 240 Ringsheimer Haushalte entsteht.

„Auf der Deponie entsteht Gas. Hauptsächlich Methan und Kohlendioxid“, erklärt Person. Früher habe man dieses Gas einfach verbrannt, „jetzt nutzen wir es und erzeugen mit Gasmotoren Strom“. Um das Gas zu nutzen, hat der ZAK Rohre und Schächte im Boden installiert.

Über einen Unterdruck wird das Gas abgesaugt und zu fünf Gasmotoren im Blockheizkraftwerk weitergeleitet. Diese erzeugen Strom, den der Zweckverband zum Teil selbst für seine Anlagen nutzt, und zum anderen über eine Trafostation in das Stromnetz einspeist. Das Leistungspotenzial des abgesaugten Gases sei „äquivalent zu 30 000 Litern Heizöl täglich“, erläutert Person stolz.

Gemeinde kümmert sich um den Vertrieb

Doch wie entsteht dabei Wärme, die genutzt werden kann? In den Motoren herrschen bei der Verbrennung Temperaturen von mehr als 400 Grad. Ein Kühlung ist erforderlich. Dies geschieht mit Wasser. Das nach der Kühlung erhitzte Wasser wird in das Fernwärmenetz von Ringsheim eingespeist. „Die Wärme war ein Nebenprodukt“, erklärt Person. Der ZAK stelle die Fernwärme kostenlos zur Verfügung.

Über den Vertrieb kümmert sich dann die Gemeinde. „Das kommunale Fernwärmenetz besteht aus sieben Kilometern Leitung“, stellt Bürgermeister Pascal Weber vor. 240 Haushalte, etwa 40 Prozent der Gemeinde, seien angeschlossen. Hinzu kommen alle kommunalen Gebäude.

Bundestagsabgeordneter Yannick Bury (von links) informierte sich bei Georg Gibis und Georg Person vom ZAK und Ringsheims Bürgermeister Pascal Weber über die Fernwärmetechnologie. Eine Rolle dabei spielen auch Heuballen, aus denen Biogas wird. Foto: Köhler

An 330 Tagen im Jahr, schildert der Bürgermeister weiter, reiche die Wärmeproduktion durch das anfallende Gas aus. An besonders kalten Tagen werde mit Biogas nachgeholfen. Das Biogas entsteht ebenfalls beim ZAK. Dafür werden vor allem Heuballen verwendet, die die Gemeinde beispielsweise Landwirten abkauft, die für die Ballen keine Verwendung mehr haben, so Weber. Person ergänzt, dass auch Biomasse, die bei der Pflege der renaturierten Flächen der Deponie anfällt, verwendet wird. An einigen wenigen Tagen in der „Spitzenlast“, wenn es kälter ist als minus zehn Grad, werde schließlich auch Heizöl verwendet, um den großen Wärmebedarf zu decken.

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist Fernwärme beliebt wie nie zuvor

Weber berichtet, dass sich die Gemeinde seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs vor Anträgen zu Fernwärme „kaum noch retten kann“. Vorher sei die Fernwärme nicht so beliebt gewesen. Als zur Debatte stand, in der Straße eines Neubaugebiets Fernwärmeleitungen zu verlegen, hätten sich für die Umsetzung sieben der zwölf Haushalte für Fernwärme aussprechen müssen. Es waren jedoch nur fünf, weshalb der Gemeinderat ablehnte, dort Fernwärmeleitung zu verlegen, erinnert sich Weber. „Heute wären es vermutlich elf.“

Wer Fernwärme möchte, muss auf eine Warteliste

Doch Ringsheimer, die sich nun Fernwärme wünschen, müssen erst einmal auf die Warteliste. „Wir sind am Limit angelangt“, sagt der Bürgermeister. Man arbeite daran, noch die von der Gemeinde erworbene ehemalige Bäckerei Bosch anzuschließen. Das sei allerdings nur möglich, wenn die Sanierung des Bürgerhauses abgeschlossen ist und dieses dadurch weniger Wärme verbraucht.

Yannick Bury zeigte sich von den Anlagen auf dem Kahlenberg beeindruckt. Um die Energiewende voranzutreiben sei die Ringsheimer Fernwärme „ein Beispiel für Passgenauigkeit vor Ort“. Es sei bemerkenswert, „welche Technologien es auch bei uns in der Region gibt“, so der Bundestagsabgeordneter. Aufgabe der Politik sei es, einen verlässlichen Rahmen zu schaffen, um alternative Formen der Energiegewinnung zu ermöglichen.

Der Zweckverband

Der Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) behandelt, verwertet und beseitigt die Abfälle von insgesamt rund 600 000 Einwohnern aus dem Ortenaukreis und dem Landkreis Emmendingen. Die beiden Landkreise sind auch Träger des Verbands, der im Jahr 1971 gegründet wurde. Am Betriebsstandort auf dem Kahlenberg bei Ringsheim sind derzeit rund 80 Mitarbeiter beschäftigt.