Die Pfarrkirche St. Laurentius hat den höchsten Energieverbrauch in der Katholischen Kirchengemeinde Friesenheim. Foto: Bohnert-Seidel

Die Energiekrise macht auch vor der Kirche nicht Halt. Der Pfarrgemeinderat in Friesenheim hat sich in seiner Sitzung damit beschäftigt, wie bestmöglich eingespart werden könnte und Regelungen für die kommende Zeit festgelegt.

Friesenheim - Über zu viel Wärme beklagt sich in den Kirchen schon lange niemand mehr. Heizkosten werden durch Temperatursenkungen im Zaum gehalten. An Fahrt gewinnt das Thema jedoch durch die aktuelle Energiekrise. In seiner Sitzung hat sich der Pfarrgemeinderat der Katholischen Kirchengemeinde Friesenheim auf verbindliche Regeln geeinigt und diese mehrheitlich bestimmt.

Für die Kirchen soll eine Grundtemperatur von sieben bis acht Grad gelten. An Gottesdiensten soll es dort eine Zugabe auf zehn bis zwölf Grad geben, lautet das einstimmige Votum. Anders sieht es in den Pfarrsälen aus. Alle Gebäude sollen den Gruppen und Kreisen weiterhin offen stehen, allerdings werden technische Maßnahmen überlegt, die eine einheitliche Temperaturregelung vorgeben. Appelliert wird an einen verantwortungsbewussten Umgang der Nutzer. Eindrücklich belegt die Kosten der vergangenen drei Jahre eine Auflistung aller Energiehäuser in Kirchen und Gemeindehäusern. Bei normalem Betrieb lagen die Energiekosten 2019 bei 80 000 Euro für alle Kirchen, Gemeindehäuser und Mietwohnungen.

Je kälter die Kirche desto geringer Anzahl der Gottesdienstbesucher

Es könne nicht sein, dass ein Raum für die Nutzung bereits am Morgen beheizt wird, damit es am Abend zur Chorprobe mollig warm ist, erklärte Pfarrer Steffen Jelic. "Deutlich richten wir unseren Appell an die Gruppen, ob die Raumgröße noch zur Veranstaltung passt", fügt Stefan Moser, Pfarrgemeinderatsvorsitzender, hinzu. Am Beispiel des Georg-Schreiber-Hauses reiche für die ein oder andere künftige Sitzung des Pfarrgemeinderats auch das Sitzungszimmer im Obergeschoss.

Leicht hat es sich der Pfarrgemeinderat mit dieser Sitzung nicht gemacht. Gemeinhin gilt: Je kälter die Kirchen desto geringer die Anzahl der Gottesdienstbesucher. Auf einen Verzicht oder gar einen Umzug in die Pfarrsäle wollte sich der Rat nicht festlegen. Keine Pfarrgemeinde sollte sich ausgeschlossen fühlen. Auch wenn am Beispiel Kürzell die Nutzung des Pfarrgemeindehauses zu Gottesdiensten, wie es Franz-Josef Gieringer vorgeschlagen hat, durchaus Sinn machen würde, wollte davon die Mehrheit nichts wissen. Mit Aufhebung der pandemischen Lage finden die Gottesdienste wieder ein einem rollierenden System statt. Von einer weiteren Beschränkung auf nur wenige Gotteshäuser, die beheizt werden, sah der Rat ab. Georg Kempf mahnte: "Wir sind zu Maßnahmen gezwungen, die weh tun, weil wir ganz einfach das Geld nicht mehr haben. Die Preise fürs Gas verdoppeln sich." Wenn es nach ihm ginge, ließen sich nach wie vor Gottesdienste in kalten Kirchen feiern. "So kannte ich das noch aus meiner Kindheit", so Kempf. "Zehn Grad müssten wir in den Kirchen zu den Gottesdiensten schon halten", betonte Pfarrer Jelic und ergänzte: "Ansonsten treiben wir aufgrund der Kälte noch mehr Menschen aus der Kirche."

Auf allgemeine Zustimmung stieß sein Gedanke, Decken für die Gottesdienste zur Verfügung zu stellen. Philipp Müller erklärte: "Länger als eine Stunde sei niemandem ein Gottesdienst bei Kälte zumutbar." Es gebe einige Kirchen, in denen unterhalb der Kniebänke Warmwasserrohre installiert seien, erklärte Stefan Moser. In diesen Kirchen ließe sich durchaus die Temperatur auf ein absolutes Minimum senken. Ausgenommen von den Sparmaßnahmen und Senkungen bleiben Kindergärten sowie die Betriebsstätten der Mitarbeiter. "Wenn die Mitarbeiter erkranken, weil sie frieren, haben wir nichts gewonnen", so Jelic.

Gremium rechnet mit 45 Prozent mehr Kosten

Die Energiekosten betrugen in den Jahren 2019 rund 80 000 Euro, 2020 lagen sie bei 32 900 Euro und im Jahr 2021 bei 55 000 Euro. In den Jahren 2020 und 2021 haben so gut wie keine Gruppen und Kreise stattgefunden und die Temperaturen waren in den Kirchen aufgrund der Aerosole reduziert. Gottesdienstorte waren 2020 und 2021 aufgrund der Größe mehrheitlich die Pfarrkirchen in Friesenheim, Oberschopfheim und Schuttern. Seit diesem Frühjahr ist die Gottesdienstordnung wieder rollierend. Für 2022 wird mit einer Kostenerhöhung von 45 Prozent gerechnet. Die Pfarrkirche St. Laurentius, das Georg-Schreiber-Haus sowie das Pfarrhaus mit Fernwärme/Gas sowie die Pfarrkirche St. Leodegar mit Pfarrsaal mit Gas beheizt. Alle anderen Gebäude heizen mit Öl. Die höchsten Energiekosten liegen bei der Pfarrkirche St. Laurentius (2019 knapp 8520 Euro) sowie beim Pfarrhaus in Schuttern (2019 knapp 10 000 Euro).